In Köln endet der große HSV-Frust
Beim 0:0 des FC gegen Hamburg treffen zwei geordnete Teams aufeinander, die offensiv noch große Schwächen haben.
Köln. Peter Stöger trug ein rotes Hemd, es war sogar knallig rot. „Ich wollte Aggressivität ausstrahlen“, begründete der österreichische Trainer des 1. FC Köln seine Kleidungswahl, aber sein gewohnt stoischer Gesichtsausdruck unterstützte dieses Anliegen nicht so recht.
Stöger, ein Mann des Erfolgs — zuletzt Meister mit Austria Wien, dann Aufsteiger mit Köln — schien seine Bundesliga-Premiere vor 50 000 Zuschauern gegen den Hamburger SV gar so wenig zu beeindrucken, dass man fürchten durfte, der einstigen Diva vom Rhein gehe nun jede Emotion ab.
Was denn anders zum Vergleich 2. Bundesliga gewesen sei, wollte einer nach dem torlosen Remis zum Auftakt wissen. Und Stöger sagte: „Ich hoffe, ich enttäusche niemanden, aber es war für mich eigentlich gar nichts anders.“
So viel zur neuen Ausrichtung der Kölner. Vielleicht geriet die am Samstag sogar zu sachlich, denn die Serie von HSV-Trainer Mirko Slomka, der zuletzt mit Hannover und dem HSV 15 Spiele in Folge auswärts verloren hatte, hätte durchaus etwas Kölner Mut zugelassen. Doch der fehlte. So spielte der FC wie sich der Trainer gibt: Nüchtern, stets gedanklich geordnet, fast fehlerlos in der Defensive — aber auch nicht sonderlich inspiriert.
„Es ist in Ordnung“, fand Stöger, der als einzigen Neuzugang den von 1860 München gekommenen Japaner Yuya Ozako für die erste Elf nominierte — und ihn offensiv neben Anthony Ujah stellte. Später korrigierte er das mit der Hereinnahme des defensiven Mittelfeldspielers Kevin Vogt.
Kurioserweise agierte der FC danach offensiv agiler. „Wir wollten mit Vogt vorne mehr Zweikämpfe gewinnen“, erklärte Stöger. Zu nennenswerten Torchancen kam der FC trotzdem nicht. Die einzigen Gelegenheiten verpassten der indisponierte Ozako und Marcel Risse.
Hamburg präsentierte sich ebenfalls mit einem einzigen Zugang: Der Schweizer Valon Behrami debütierte und wies seinen Wert im defensiven Mittelfeld nach. Überhaupt wirkten die Gäste durchaus stabiler als in der vergangenen Saison. Nach drei Trainingslagern, zwölf Testspielen und neun Wochen Vorbereitung glänzte der HSV läuferisch und in der defensiven Organisation.
Was fehlte, war Torgefahr. Alles, was durch gute Standards von Rafael van der Vaart — er war mit 12,8 abgespulten Kilometern laufstärkster Spieler auf dem Platz — in den Kölner Strafraum segelte, war sichere Kopfball-Beute von Ujah. „der Tony hat gut gespielt“, bescheinigte Stöger dem defensiv herausragenden Stürmer, der in erster Linie Tore erzielen statt verhindern soll.
Doch der Weg zum Torerfolg ist — das wurde im Kölner Dauerregen am Samstag klar — in dieser Saison kein leichter für den FC. „Es ist schon so, dass man weniger Zeit hat in dieser Liga. Aber für das Reinkommen war das Spiel ganz gut“, sagte Mittelfeldspieler Daniel Halfar. Und so besann sich auch der FC mit den zwei starken Verteidigern Dominic Maroh und Kevin Wimmer auf Dinge, die in der Bundesliga Basis für Punkte sind: Aggressivität und Ordnung.
„Wir werden uns steigern“, versprach Wimmer, der vor den Augen des österreichischen Nationaltrainers Marcel Koller aufspielte. „Schon in Stuttgart wird man das sehen.“ Und auch Stöger fand die Lust an der Bundesliga wieder. „In der 2. Liga“, sagte der Österreicher, „sind wir auch mit einem Remis gestartet.“ Und danach Zweitliga-Meister geworden. Aber das sagte Stöger nicht mehr. Er lächelte nur noch. Immerhin.