Jürgen Klopps große BVB-Baustellen
Stürmer Immobile wirkt noch wie ein Fremdkörper.
Dortmund. Manch einer wird gewiss Trost in der Historie suchen. Vor vier Jahren startete Borussia Dortmund mit einem 0:2 gegen Bayer Leverkusen in die Bundesliga-Saison. Und wurde danach Deutscher Meister.
Dass die Spielzeit 2014/2015 wieder mit einem Happy-End abgeschlossen wird — daran darf man nach dem neuerlichen 0:2 (0:1) gegen Bayer zumindest zweifeln. Am Samstagabend wirkte die Borussia wie eine riesige Baustelle. Was für Trainer Jürgen Klopp bedeuten wird: Helm aufsetzen und malochen.
Baustelle 1 - die Schlafmützigkeit. Dass die Dortmunder sich mit einem völlig verschlafenen Start in die Geschichtsbücher bugsiert haben, ist die eine Sache. Wie es dazu kommen konnte, eine andere.
Leverkusens Karim Bellarabi durfte jedenfalls das schnellste Tor der Bundesliga-Geschichte erzielen. Nach neun (!) Sekunden. Kießling, Calhanoglu, Son, Boenisch, Bellarabi — Tor. Ohne dass auch nur ein Dortmunder nach dem Anstoß das Leder berührt hätte. Klopp selbstkritisch: „Ich werde schauen müssen, wo ich in meiner Ansage nicht klar genug gewesen bin.“
Baustelle 2 — die Defizite im Spielaufbau. Der Gastgeber kam mit dem überfallartigen Pressing Bayers nie zurecht. Wenn sich gleich vier Offensivspieler auf die ballführenden Dortmunder stürzten, war es mit jeglicher Herrlichkeit vorbei. Dann blieben einem Sokratis nur lange Bälle.
Dann verstrickte sich ein Lukasz Piszczek immer wieder in unnötige Dribblings. Und dann verlor auch Jung-Nationalspieler Erik Durm schnell von seiner Souveränität. Wie in der Nachspielzeit, als er das Leder an Bellarabi („Das war mein Ding.“) verlor und Stefan Kießling dessen überragende Vorarbeit zum 0:2 abschloss (90+5). Kapitän Sebastian Kehl war vom Gegner beeindruckt: „Die Räume sind brutal eng gemacht worden.“
Baustelle 3 — das Stückwerk im Angriff. Dass der BVB erst in der Schlussphase zu wenigen Torchancen kam, spricht für die starke Leistung Leverkusens. Ist zugleich aber auch Indiz dafür, dass Ciro Immobile noch nicht angekommen ist.
Der italienische Zugang wirkte wie ein Fremdkörper. Weil die Laufwege nicht abgestimmt schienen. Und weil sich der Torjäger viel zu oft von seinem „Spezialgebiet“ entfernen musste, dem Strafraum. Um überhaupt mal an den Ball zu kommen.
Borussia Dortmund ist noch eine Baustelle. Es gibt reichlich zu tun. Klopp: „Jetzt brauchen wir erst mal positive Ergebnisse.“