Heldt will bei „Videobeweis“ nichts unterstellen
Gelsenkirchen (dpa) - Horst Heldt ist kein Mann der maßlosen Verbalattacke. Und auch nach dem „Videobeweis“ der Herren Dingert und Co. hielt sich der Schalke-Manager gewohnt höflich zurück: „Ich will nichts unterstellen.“
Eines indes wollte Heldt nach dem 2:0 (0:0) in der Fußball-Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt doch tun: sich zumindest kräftig räuspern über eine nach Heldts Anschauung höchst „kuriose Situation“.
Was war geschehen? Max Meyer (59. Minute) hatte vor 61 973 Zuschauern in der ausverkauften Arena vorgelegt, Julian Draxler nur zwei Minuten später vermeintlich auf 2:0 erhöht. Nichts da - doch Schiedsrichter Christian Dingert benötigte für die Rücknahme dieses Treffers viel Zeit und die Rücksprache mit seinem Assistenten. Heldt: „Ich habe die Fahne nicht gesehen - und dann ist der Videobeweis in Kraft getreten.“
Sein Assistent habe Draxler im Abseits gesehen, sei sich aber nicht sicher gewesen, ob der Ball zuletzt von einem Schalker oder Frankfurter berührt worden war. Deshalb habe der Mann an der Außenlinie richtigerweise seine Fahne halb gesenkt, erläuterte Dingert. Gemeinsam hätten sie dann gegen Schalke entschieden - aber ohne Beweis durch den Videowürfel: „Das dürfen wir auch gar nicht, denn wir müssen die Fakten, die wir sehen, bewerten“, ließ der Unparteiische aus Lebecksmühle bei Kaiserslautern wissen.
Die Schalker mutmaßten dagegen, dass Dingert und seine Mitstreiter irgendwie wohl doch auf das im Fußball unerlaubte technische Hilfsmittel geschaut hätten, um sich Klarheit zu verschaffen. „Ich glaube, der Linienrichter hat auf dem Videowürfel gesehen, dass es Abseits war. Da hat er es dann gut gesehen“, kommentierte Schalke-Kapitän Klaas-Jan Huntelaar, der in der 66. Minute mit einem Foulelfmeter an Eintracht-Keeper Kevin Trapp scheiterte.
Draxler war dem Schiedsrichter nicht gram: „Wenn ich es richtig mitbekommen habe, war die Entscheidung korrekt. Deswegen mache ich den Unparteiischen keinen Vorwurf, auch wenn es recht spät aberkannt wurde.“ Wie der Spielleiter und seine Helfer zu ihrem Urteil kamen, erschloss sich auch Draxler nicht: „Das weiß ich nicht. Es war auf jeden Fall kurios.“
Weil der eingewechselte Jefferson Farfan in der Nachspielzeit dann doch noch ein gültiges und unumstrittenes Tor erzielte, waren alle Schalker völlig gelassen, zumal sie aus den vergangenen zehn Bundesliga-Heimspielen 28 von 30 möglichen Punkten holten - eine tolle Bilanz. Draxler: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“ Mit 58 Punkten ist den Königsblauen die direkte Königsklassenteilnahme kaum noch zu nehmen, wenngleich Trainer Jens Keller warnte: „Es gibt keinen Grund, uns auszuruhen. Wir haben noch nichts erreicht.“
Ähnlich bewertete sein Kollege Armin Veh die Situation, wenngleich aus einem anderen Blickwinkel. „Mir kann keiner garantieren, dass man mit 35 Punkten drinbleibt“, kommentierte der scheidende Eintracht-Chefcoach die Tatsache, dass sein Team mit der unmittelbaren Abstiegsfrage wohl kaum noch etwas zu tun haben dürfte. Veh: „Sicher bin ich mir mit gar nichts.“ Sollten die Hessen aber am Gründonnerstag gegen Hannover gewinnen, „dann sähe es für uns richtig gut aus“, erläuterte Keeper Trapp.