Heldts schneller Abschied steht bevor
Schalke bejubelt einen späten Sieg gegen Berlin und Tabellenplatz drei. Aber das Tischtuch mit dem Manager ist zerschnitten.
Gelsenkirchen. Als der Schlusspfiff lange erklungen war und die Euphorie über den 2:1-Last-Minute-Sieg des FC Schalke 04 gegen Hertha BSC Berlin bereits zur Liga-Geschichte gehörte, stand Horst Heldt noch auf dem Spielfeld der Arena und beriet sich mit seinen Vertrauten. Es ging in dem Gespräch darum, wie Heldt in den nächsten Minuten seine berufliche Zukunft verargumentieren sollte. Fest steht zum jetzigen Zeitpunkt: Über das Vertragsende am 30. Juni 2016 hinaus wird es den Manager Horst Heldt in Schalke nicht geben.
„Ich habe meine Entscheidung getroffen“, sagt Heldt auch tags darauf in der Fußball-Talksendung „Doppelpass“ noch ein wenig verklausuliert und fügte an, dass er sich zu einem Gespräch mit Aufsichtsratschef Clemens Tönnies in dieser Woche verabredet habe. Eine Unterredung, die seit Wochen geplant war — mit dem ursprünglichen Vorhaben, sich über eine mögliche weitere Zusammenarbeit auszutauschen. Dieses Szenario dürfte nun aber kaum mehr möglich sein. Die Sprachlosigkeit zwischen den beiden Führungskräften wird zwar noch in dieser Woche aufgelöst - womöglich dann aber auch bereits die seit fünf Jahren bestehende vertragliche Verbindung zwischen Heldt und dem Verein.
Bisher gab es lediglich von Seiten Heldts den Versuch, Aufklärung in der Causa Christian Heidel zu erlangen. Heidel, seit Jahren erfolgreicher Manager beim FSV Mainz 05, soll dem Vernehmen nach Nachfolger von Heldt in Gelsenkirchen werden. Eine Information von Tönnies über mögliche Gespräche mit Heidel soll es aber in Richtung Heldt bislang noch immer nicht gegeben haben.
So ist der 45 Jahre alte Manager vor allem über die „Art und Weise“ enttäuscht, wie die Suche nach seinem möglichen Nachfolger abläuft. Dass der 45-Jährige über diesen legitimen Vorgang von Seiten des Vereins nie informiert und völlig überrascht wurde, hat Heldt tief gekränkt. Die Haltung des vereins demontiert ihn darüber hinaus völlig unnötig in der Öffentlichkeit. Heldt hatte nach der völlig verkorksten Saison und einer kapitalen Fehlentscheidung für den Ex-Trainer Roberto di Matteo an einem Neuanfang gearbeitet und diesen mit der Verpflichtung von Trainer André Breitenreiter und Spielern wie Johannes Geis oder Franco Di Santo auch umgesetzt. Die sportliche Bilanz — derzeit sind die Schalker Tabellendritter, stimmt also wieder. Auch hat sich im Verein ein Stimmungswandel vollzogen — nicht zuletzt während des Spiels gegen die Berliner lautstark wahrzunehmen.
Doch in der Bewertung des Aufsichtsrates scheint dieser Wandel eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Die Gräben zwischen Tönnies und Heldt sind mittlerweile so tief, dass eine weitere Zusammenarbeit kaum mehr vorstellbar ist. Eine zügige Beendigung des Arbeitsverhältnisses scheint daher unumgänglich. Auch wenn sich der Schalker (Noch-) Manager weiterhin loyal gegenüber dem Verein und den Verantwortlichen zeigt. „Ich bin erhobenen Hauptes zum Club gekommen und werde ihn erhobenen Hauptes wieder verlassen“, sagt Heldt.
Montagabend sollen die Gremien beim FSV Mainz 05 tagen und über die Modalitäten im Fall Heidel sprechen. Womöglich könnte der 52-Jährige den Schalkern frühzeitig zur Verfügung stehen. Sollte Heidel sich allerdings noch gegen die Schalker Avancen entscheiden, wäre das eine weitere bittere Niederlage für den Verein. Bayern-Teammanager Michael Reschke hatte dem Ruhrgebietsclub im vergangenen Sommer genau wie Gladbach-Manager Max Eberl bereits abgesagt. Womöglich stehen die Schalker in der kommenden Woche ganz ohne Manager da. Und mit vielen offenen Fragen.