Helmer: Chancen für Wiederholungsspiel geringer

Berlin (dpa) - 19 Jahre nach seinem eigenen Phantomtor ist Thomas Helmer skeptisch, ob es nach dem Treffer von Bayer-Stürmer Stefan Kießling auch ein Wiederholungsspiel zwischen 1899 Hoffenheim und Leverkusen geben wird.

„Ich könnte mir vorstellen, dass man sich das reiflich überlegt, bleibt es eine Tatsachenentscheidung oder nicht. Ich sehe die Chancen nicht so groß wie damals“, sagte der frühere Fußball-Nationalspieler am Samstag der Nachrichtenagentur dpa.

Helmer verwies darauf, dass der Fußball-Weltverband FIFA das Wiederholungsspiel zwischen Bayern München und dem 1. FC Nürnberg 1994 missbilligt hatte. Grund für die Wiederholung war damals das 1:0 durch Helmer gewesen, der den Ball tatsächlich neben das Tor gedrückt hatte. Dennoch entschieden die Unparteiischen auf Treffer.

„Selbst bei meinem Fall, als es Gott sei Dank ein Wiederholungsspiel gab, hat die FIFA mächtig Theater gemacht und sich darüber aufgeregt“, erklärte Helmer und meinte zu Kießlings 2:0: „Ich hätte nicht gedacht, dass das überhaupt nochmal vorkommen kann.“ Der frühere Abwehrspieler steht einem Videobeweis offen gegenüber: „In dem Fall hätte ich nichts dagegen. Wenn es um Tor oder nicht Tor geht, nehme ich gerne alles in Kauf.“

Seinen „Nachfolger“ nahm er in in Schutz. „Es geht um Sekunden, und du weißt als Schütze selbst nicht so genau, ob er drin war. Kießling wird auch überlegt haben: Was mach ich jetzt, was ist passiert. Und diese Sekunden entscheiden darüber, bist du jetzt der liebe Junge oder der böse Bube“, sagte Helmer als Experte des TV-Senders Sport1. Was passiert ist, sei „nicht nur der Fehler des Spielers, sondern auch der Fehler des Schiedsrichters. Es ist keine schöne Geschichte, ich bin sehr gespannt, was jetzt passiert“.

Eine ähnliche Situation war Helmer am 23. April 1994 widerfahren. Beim Spiel zwischen dem FC Bayern München und dem 1. FC Nürnberg (2:1) hatte Helmer den Ball mit der Hacke am Tor vorbeigelegt. Schiedsrichter Hans-Joachim Osmers entscheidet nach Befragen des Linienrichters Jörg Jablonski auf Tor für die Münchner. Nürnberg legt erfolgreich Einspruch ein, das Wiederholungsspiel gewinnen die Bayern 5:0. Für Helmer ist nach dem Fall Kießling nun unstrittig: „Das Spiel muss wiederholt werden, keine Frage.“

Knapp zwei Jahrzehnte nach seiner eigenen Fehlentscheidung beim Phantomtor von Thomas Helmer hat sich der damalige Schiedsrichter Hans-Joachim Osmers enttäuscht von Kießling gezeigt. Der Stürmer von Bayer Leverkusen habe genau erkannt, dass er den Ball beim 2:1-Sieg in Hoffenheim am Freitagabend eigentlich nicht zum 2:0 in das Tor geköpft habe, sagte Osmers am Samstag in der „NDR 2-Bundesliga-Show“ des Norddeutschen Rundfunks. „Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, das dem Schiedsrichter zu sagen. Dann hätten wir heute diese Diskussion nicht“, sagte Osmers.

Der ehemalige Bundesliga-Unparteiische der Bundesliga richtete Vorwürfe gegen den Weltverband FIFA und den Deutschen Fußball-Bund (DFB). „Ich bedauere, dass die FIFA und auch der DFB seit Jahren eine Fairplay-Kampagne gestartet haben, und letzten Endes, wie in diesem Fall, wird dieser Gedanke mit Füßen getreten“, meinte Osmers, der mit einem Wiederholungsspiel rechnet.