Heynckes geht, Dutt kommt - ein Rätsel bleibt
Leverkusen (dpa) - Jupp Heynckes geht, Robin Dutt kommt - und ein Rätsel bleibt. Der 65-jährige Heynckes hat am Montag nach langem Zögern das Geheimnis gelüftet und seinen Abschied von Bayer Leverkusen verkündet.
Wie der Werksclub mitteilte, wird der noch in Diensten des SC Freiburg stehende Dutt die Heynckes-Nachfolge beim Fußball-Bundesligazweiten antreten. Im Dunkeln ließ Cheftrainer Heynckes jedoch weiter, ob er dem Lockruf des FC Bayern München, bei dem er Wunschkandidat Nummer 1 für die Nachfolge von Louis van Gaal ist, folgen wird.
„Es gibt weder eine Zusage von mir, noch haben bisher Vertragsverhandlungen mit dem FC Bayern stattgefunden“, hieß es in einer persönlichen Erklärung von Heynckes nebulös. Er bestätigte lediglich, dass ihm Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach der beschlossenen Trennung von van Gaal am 7. März das Traineramt angeboten habe. Auch mit seinem Freund Uli Hoeneß habe er telefoniert. Für Heynckes wäre es sein drittes Engagement in München, wo er 1989 und 1990 deutscher Meister geworden war.
Bis Anfang Januar habe bei ihm die Tendenz überwogen, noch um ein Jahr in Leverkusen wegen des „guten Verhältnisses zur Mannschaft“ zu verlängern. Der Umdenkprozess habe bei ihm in den ersten Wochen der Rückrunde eingesetzt. Ob das angespannte Verhältnis zu Michael Ballack, der auf seine Einsätze pochte, dazu beigetragen hat, ließ er diplomatisch offen. Heynckes sagte nur: „Die Entscheidung hat weder private noch gesundheitliche Gründe, sie fiel auch unabhängig von der Entwicklung in München.“
Während man an der Isar um das Erreichen der Champions League bangen muss, liegt er mit dem Tabellenzweiten Bayer auf gutem Kurs. „Wir wollen jetzt mit Trainer Heynckes auf der Zielgeraden der Saison die Champions League erreichen“, sagte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, der den Noch-Coach trotz des langen Zögerns in der Vertragsfrage in höchsten Tönen lobte: „Er macht einen großartigen Job.“ Die Vereinsführung ist im Übrigen schon am 8. März von Heynckes darüber informiert worden, dass er Bayer verlässt. Am Tag zuvor war in München die Trennung von van Gaal besiegelt worden.
Holzhäuser glaubt dennoch nicht, dass Heynckes - er wird am 9. Mai 66 Jahre alt - zum FC Bayern wechselt. Vielmehr rechnet er damit, dass der Coach in Pension geht: „Ich interpretiere das so.“ Wohin es den Trainer auf Abruf auch ziehen mag: Die Bayer-Profis lassen ihren väterlich-energischen Chefcoach nur ungern ziehen. „Trainer und Mannschaft waren eine gute Kombination“, sagte Kapitän Simon Rolfes.
In Robin Dutt glaubt Bayer die richtige Wahl getroffen zu haben. „Es gibt viele interessante Trainer, doch wir haben ihn lange beobachtet und er hat sich am meisten weiterentwickelt“, urteilte Holzhäuser. Für seine Verpflichtung muss Bayer tief in die Tasche greifen, da der 46-jährige gebürtige Kölner einen Vertrag bis 2012 in Freiburg hat. Dem Vernehmen nach zahlt Leverkusen eine Ablöse von knapp einer Millionen Euro. „Robin Dutt war immer unser erster Ansprechpartner für die Nachfolge von Jupp Heynckes - egal ob 2011 oder 2012“, sagte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler.