Gespannte Bayern: Heynckes muss nur „Ja“ sagen
München (dpa) - Von Bayer zu Bayern? Nach seinem angekündigten Abschied vom Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen ist für Jupp Heynckes der Weg frei für ein drittes Engagement beim FC Bayern.
Das Ja-Wort hat der 65-Jährige seiner „großen Liebe“ aber noch nicht gegeben, wie der Trainer am Montag in einer persönlichen Erklärung versicherte: „Es gibt weder eine Zusage von mir noch haben bisher Vertragsverhandlungen mit dem FC Bayern stattgefunden.“
Heynckes ist beim deutschen Rekordmeister Wunschkandidat für die Nachfolge des am Saisonende vorzeitig ausscheidenden Niederländers Louis van Gaal. Der Umworbene bestätigte, dass Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge ihn nach der beschlossenen Trennung von van Gaal „kontaktiert“ und ihm „den Trainerposten angeboten“ habe. Danach hat Heynckes auch „mit meinem Freund Uli Hoeneß“ telefoniert.
Der Vereinspräsident will seinen langjährigen Kumpel unbedingt nach München zurückholen. Einen „Plan B“ zu Heynckes verfolgen die Bayern-Verantwortlichen aktuell nicht. Für Heynckes ist ein Zweijahresvertrag im Gespräch. Allerdings kann auch ein Rückzug des bald 66-Jährigen in den Ruhestand nicht ausgeschlossen werden, zumal er die aktuellen Trainer-Rochaden in der Bundesliga am Wochenende unverhohlen kritisiert und dabei von einem „Tollhaus“ gesprochen hatte. „Der Fan hat Schwierigkeiten, das noch zu verstehen“, rügte Heynckes.
Die Entscheidung zum Rückzug in Leverkusen habe „weder private noch gesundheitliche Gründe“, betonte Heynckes: „Sie fiel auch unabhängig von der Entwicklung in München.“ Einen Schnellschuss à la Felix Magath, der nur zwei Tage nach seinem Rauswurf beim FC Schalke seine Rückkehr zum VfL Wolfsburg vollzog, wird es mit ihm und den Bayern nicht geben. Zumal es am 17. April in München zum brisanten Duell Bayern gegen Bayer kommt, bei dem es für beide Clubs auch um Platz zwei und die garantierte Champions-League-Teilnahme geht.
Heynckes war - wie Udo Lattek, Giovanni Trapattoni, Franz Beckenbauer und Ottmar Hitzfeld - schon zweimal bei den Bayern als Trainer tätig. In der ersten Amtszeit vom 1. Juli 1987 bis zur Entlassung am 8. Oktober 1991 wurde er mit den Münchnern zweimal Meister (1989, 1990). Beim spektakulären Kurz-Comeback Ende April 2009 führte er die Bayern nach dem Rauswurf von Jürgen Klinsmann als Nothelfer im Liga-Endspurt mit vier Siegen und einem Unentschieden noch als Tabellenzweiter in die Champions League.
Es sei ihm „sehr schwer gefallen“, sich gegen eine Verlängerung des auslaufenden Vertrages in Leverkusen zu entscheiden, erklärte Heynckes am Montag. Robin Dutt vom SC Freiburg wird ihn bei Bayer beerben. Zumindest bis Saisonende positionierte sich Heynckes als Gegner des FC Bayern: „Ich werde alle meine Kraft einsetzen, um den zweiten Tabellenplatz in der Bundesliga zu festigen und die direkte Qualifikation für die Champions League zu erreichen.“
Das erfolgreiche Kurz-Gastspiel von Heynckes 2009 könne man nicht zum Maßstab nahmen für die jetzt angestrebte längere Zusammenarbeit, betonte Philipp Lahm. Damals habe Heynckes in vier Wochen „nicht mehr viel verändern“ können. „Er hat uns den Spaß am Spiel zurückgebracht, wir waren erfolgreich“, erklärte der Kapitän in einem „Spiegel“-Interview. Lahm betonte grundsätzlich, das die von van Gaal eingeführte Spielphilosophie von dessen Nachfolger „weiterentwickelt und verfeinert“ werden müsse: „Vor allem in der Defensive.“