Schalke-Rückkehrer Rangnick: „Brauchen zwei Siege“
Gelsenkirchen (dpa) - Voller Elan, mit klaren Vorstellungen und kleinen Nadelstichen gegen Vorgänger Felix Magath hat Ralf Rangnick seine zweite Amtszeit als Cheftrainer des FC Schalke 04 angetreten. Gemeinsam mit Sportvorstand Horst Heldt will er einen Kurswechsel einleiten.
„Es ist schon eine Rückkehr an eine Wirkungsstätte, die mit großen Emotionen besetzt ist“, sagte der 52 Jahre alte Fußball-Lehrer an seinem ersten Arbeitstag auf Schalke nach 1925 Tagen. „Er ist ein erstklassiger Trainer, der hier schon mal erfolgreich war und die Seele des Vereins kennt“, betonte Heldt fünf Tage nach der Trennung von Alleinherrscher Magath. Nach den turbulenten Tagen soll wieder Ruhe einkehren, zudem mit der stärkeren Fokussierung auf traditionelle Werte, eine moderne Spielphilosophie und den Ausbau des Jugendkonzeptes eine neue Ära eingeleitet werden. „Rangnick wird dazu beitragen, dass wir wieder zu einer Einheit werden. Ich denke, wir haben ähnliche Vorstellungen“, sagte Heldt am Montag.
Der am 1. Januar in Hoffenheim ausgeschiedene Coach findet ganz andere Bedingungen vor als in seiner ersten Periode (28. September 2004 bis 12. Dezember 2005). Seinerzeit führte er den Bundesligisten zur Vizemeisterschaft und ins DFB-Pokalfinale, musste aber nach seiner legendären Ehrenrunde vor dem Heimspiel gegen Mainz seinen Platz räumen. Nun will er seine zweite Chance nutzen. Seinen Plan, erst am 1. Juli einzusteigen, verwarf Rangnick nach Gesprächen mit „Clubchef“ Clemens Tönnies und Heldt. „Es war eine Ausnahmesituation. Sie haben mich überzeugt, dass ich jetzt schon gebraucht werde.“
Die Zeit drängt. Zwar feierte Schalke mit dem Einzug in das Champions-League-Viertelfinale gegen Inter Mailand und in das DFB-Pokalendspiel gegen den MSV Duisburg große Erfolge, doch in der Bundesliga ist der Tabellen-Zehnte mit nur fünf Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz noch nicht über den Berg. „Wir brauchen noch zwei Siege und am besten fangen wir schon in St. Pauli damit an“, sagte Rangnick mit Blick auf seine erste Partie am 1. April. Am Dienstag hat die Mannschaft frei, am Mittwoch leitet Rangnick zum ersten Mal das Training. „Ich denke, die neun Tage reichen, damit ich die Spieler kennenlerne und sie mich.“ Allerdings fehlen einige Akteure wegen Länderspiel-Abstellungen.
Rangnick ist die große Diskrepanz zwischen den begeisternden Auftritten in den Pokalwettbewerben und den teilweise erbärmlichen Vorstellungen in der Liga nicht entgangen. Nicht zuletzt das 0:2 bei Bayer Leverkusen am Sonntag, das er am Fernseher verfolgt hatte, bestärkte ihn in dieser Erkenntnis. „Es gab immer wieder Ausreißer nach oben wie in der Champions League, aber auch nach unten in der Bundesliga“, sagte Rangnick, der für begeisternden Offensivfußball steht und die zuletzt vermisste Konstanz und den Teamgeist entwickeln muss.
„Einige Spiele waren wie Blaupausen. Man hatte den Eindruck, dass die Mannschaft keine Idee davon hat, wie sie den Gegner auch mal in Bedrängnis bringen kann. In den nächsten Wochen will ich eine Spielweise entwickeln, wo man ein Stück weit ein Team erkennen kann.“ Sätze, die Magaths Arbeit nicht in glänzendem Licht erscheinen lassen. Mit seinem nach Wolfsburg gewechselten Vorgänger habe er nicht gesprochen. „Felix Magath hat dort genug zu tun und ich hier.“ Am 9. April kommt es zum brisanten Wiedersehen: Dann tritt Magath mit Wolfsburg auf Schalke an.
Vor allem die Größe des Kaders ist Rangnick ein Dorn im Auge. Ob 31 oder 38 Spieler, damit könne man nicht „vernünftig arbeiten“, sagte Rangnick. So gehe es langfristig darum, den Kader auf eine akzeptable Größe zu reduzieren. Leistungsträger wie Manuel Neuer, Raúl oder Jefferson Farfan sollen möglichst lange gehalten werden, trotz der finanziell bekannt schwierigen Lage. „Es ist eine der Hauptaufgaben, Manuel Neuer über 2012 hinaus zu binden“, sagte Rangnick.