Hoch im Norden: Werder, HSV & VfL vor schweren Aufgaben
Düsseldorf (dpa) - Drei norddeutsche Bundesligaclubs erleben in der Rückrunde ein Fußball-Hoch. Am 21. Spieltag stehen der VfL Wolfsburg, Werder Bremen und der Hamburger SV jedoch vor besonderen Herausforderungen.
Der HSV muss zum 100. Nord-Süd-Klassiker bei Rekordmeister Bayern München, die Wolfsburger reisen zum Werksclub-Duell bei Bayer Leverkusen. Heimrecht haben die in diesem Jahr ungeschlagenen Bremer gegen das Überraschungsteam FC Augsburg.
Die Bilanz der bisherigen 99 Partien gegen den FC Bayern lässt wenig Raum für Hoffnung beim HSV. 58 Siegen der Münchner stehen nur 19 der Hamburger gegenüber, 22 Partien endeten Remis. Die vergangenen fünf Spiele gewannen die Bayern mit insgesamt 24:3-Toren - dabei ist das 2:9 vom 30. März 2013 in besonders unangenehmer Erinnerung an der Elbe. „Wenn du gegen die Bayern gewinnen willst, musst du über das Maß des Normalen gehen“, forderte Chefcoach Joe Zinnbauer, der den HSV zuletzt mit zwei Siegen aus der Abstiegszone führte. „Jeder Verein spielt gegen die Münchner jedoch das Maximale, das geht.“
Dass dies auch an der Isar zu wenig sein kann, weiß die ganze Liga. Deshalb kündigte er an, in München nicht alles nach Schema F machen zu wollen. „Wenn man in München gewinnen will, muss man es mit Überraschungen machen“, sagte Zinnbauer. Die wenig glanzvoll in das Jahr gestarteten Bayern dürften besonders engagiert gegen den HSV antreten: Es ist der letzte Probelauf vor dem Achtelfinale der Champions League am Dienstag bei Schachtjor Donezk.
Der VfL Wolfsburg, aktuell einziger Verfolger der Münchner, ist beim Angstgegner Bayer 04 zu Gast. In 17 Spielen in der BayArena gab es keinen einzigen Sieg. „Leverkusen steht zwar unter Druck, weil sie den Kontakt zu den Champions-League-Plätzen nicht verlieren wollen“, sagte VfL-Trainer Dieter Hecking. Aber Bayer habe zuletzt beim 1:2 in Bremen eine hervorragende zweite Hälfte gespielt. „Wenn wir da nur einen Meter nachgeben, bekommen wir Probleme“, warnte der Coach.
Nach seinem starken Debüt vor einer Woche in Wolfsburg steht Weltmeister André Schürrle bei der ersten Rückkehr zu seinem ehemaligen Arbeitgeber besonders im Blickpunkt. „Ich freue mich, zurückzukehren. Ich hatte eine wirklich schöne Zeit in Leverkusen“, sagte der Nationalspieler, der vor anderthalb Jahren zum FC Chelsea gewechselt war. „Es wartet eine richtig schwere Aufgabe auf uns.“
Die zu Hause ungeschlagenen Leverkusener sind nur noch Tabellensechster und liegen neun Zähler hinter den Niedersachsen zurück. „Wir sind in guter Verfassung, auch wenn wir es ergebnistechnisch nicht rüberbringen“, sagte Bayer-Trainer Roger Schmidt nach zuletzt nur vier Punkten aus drei Partien, fügte aber zuversichtlich hinzu: „Bei allem Respekt vor dem VfL glaube ich, dass wir gewinnen können.“
Den Glauben, wieder gewinnen zu können, haben die Bremer nach drei Siegen in Serie wiedergefunden. Deshalb erwartet Sportchef Thomas Eichin „ein richtig cooles Duell“ gegen den Tabellenvierten aus Augsburg. „Den vierten Platz in der Tabelle bekommt man nicht geschenkt“, sagte Trainer Viktor Skripnik, der die Bremer vom sechzehnten auf den achten Platz führte.
Ein brisanter Krisengipfel ist das Derby zwischen 1899 Hoffenheim gegen VfB Stuttgart geworden. Die Sinsheimer verloren alle drei Rückrunden-Spiele, der schwäbische Tabellenletzte hat seit vier Partien kein Tor mehr geschossen. „Glauben Sie mir, der Zeitpunkt wird kommen, an dem wir wieder treffen“, versicherte VfB-Coach Huub Stevens. Eine ähnliche Hoffnung hat auch Kollege Markus Gisdol: „Wir müssen den letzten Schritt wieder finden.“
Hoch her dürfte es auch im Westschlager zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln gehen. „Wir wissen, dass wir auf einen starken Gegner treffen, der gut in seiner Struktur agiert und mit viel Tempo nach vorne umschalten kann“, sagte Kölns Manager Jörg Schmadtke. Allerdings fahren die Kölner als zweitstärkstes Auswärtsteam ins 50 Kilometer entfernte Gladbach. Deshalb mahnte Borussia-Profi Max Kruse im „Express“: „Wir dürfen nicht ins offene Messer laufen.“
Vorne will der FC Schalke 04 bei Eintracht Frankfurt den dritten Champions-League-Platz verteidigen. „Die Eintracht ist eine Mannschaft, gegen die man jederzeit verlieren, aber auch immer gewinnen kann“, meinte Schalke-Manager Horst Heldt. Er ermahnte die Spieler, sich allein auf diese Partie zu konzentrieren und keinen Gedanken an den „Königsklassen“-Hit am Mittwoch gegen Real Madrid zu verschwenden. Nicht zurückblicken will der SC Paderborn, der bei Hannover 96 spielt, nach zehn Liga-Begegnungen ohne Sieg.