Holzhäuser: „Das Lieblingswort des Fußballs ist Nein“
Leverkusen (dpa) - Bayer Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser hat die Reform- und Innovationsfeindlichkeit im Profifußball kritisiert. „Das Lieblingswort des Fußballs ist Nein“, sagte der 63 Jahre alte Manager des Bundesliga-Werksvereins in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.
Dies gelte für diskutierte Innovationen wie den Videobeweis, Regelkorrekturen oder für neue Wege der TV-Präsentation. „Was ich nicht verstehen kann, ist, warum die Fußball-Oberen so eine Arroganz an den Tag legen, wenn es darum geht, technische Hilfsmittel im Sinne des Fußballs einzusetzen“, monierte Holzhäuser, der am Montag nach 15 Jahren seinen Job auf eigenen Wunsch quittiert. „Arrogant ist zu behaupten, der Fußball geht durch den Einsatz von technischen Hilfsmitteln wie Videobeweis kaputt. Das ist Nonsens.“
Wenn man es nicht ausprobiere, solle man sich kein Urteil dazu erlauben. In anderen Sportarten wie im Hockey sei die Überprüfung von strittigen Szenen sogar unter Einbezug der Zuschauer längst erfolgreiche Praxis. „Das muss doch im Fußball auch möglich sein, warum kann ich das nicht testen?“, sagte Holzhäuser.
Auch im Umgang mit dem Fernsehen, das viel Geld für die Fußball-Übertragungen zahlt, mahnt er mehr Aufgeschlossenheit an.
„Der Fußball ist fast die einzige Sportart, die ich kenne, die von sich sagt, ihr müsst mehr Geld bezahlen, aber tun dafür nichts“, stellte Holzhäuser fest. Der Fußball müsse sich genauso an veränderte Medienverhältnisse gewöhnen. „Es heißt nicht, dass man den Fußball revolutionieren muss“, sagte er. „Ich habe nie verstanden, warum man den Zuschauern im Stadion nicht auch die kritischen Szenen auf der Leinwand zeigt.“
Auch die umstrittene Regel des passiven Abseits ist für ihn ein Dorn im Auge. „Für mich ist Abseits, wenn der Linienrichter winkt und der Schiedsrichter pfeift“, erklärte Holzhäuser. „Das passive Abseits verstehe ich nicht, tut mir leid. Vielleicht will ich es auch nicht verstehen.“
Ähnlich der von ihm mitinitiierten Relegation um Klassenverbleib und Aufstieg zwischen 1. und 2. Liga, könnte er sich auch eine Neuerung im Titelkampf vorstellen, um angesichts der zunehmenden Dominanz von Bayern München und Borussia Dortmund drohende „spanische Verhältnisse“ zu begegnen. „Ich sehe das nicht so dramatisch und wir sollten stolz sein, die Bayern und Dortmund zu haben“, sagte Holzhäuser. „Wenn dem aber so wäre, muss man Lösungsvorschläge haben. Ich habe einen: Dann lasst uns Halbfinale und Finale spielen. Unter Vermarktungsgesichtspunkten ist das richtig gut zu verkaufen.“
Dagegen lehnt Holzhäuser die Einführung eines Playoff-Systems zur Meisterkür ab: „Play off heißt ja, die ersten Fünf oder Sechs spielen noch mal eine eigene Runde. Das ist Blödsinn.“
Dass er als Nachfolger des früheren Bayer-Managers Reiner Calmund keinen Titel mit dem Werksclub gewinnen konnte, nimmt er als Wermutstropfen mit in den Ruhestand. „Natürlich schmerzt das. Wenn man im Sport ist, will man gewinnen“, sagte Holzhäuser, tröstet sich aber mit dem Abschneiden in der vergangenen Saison: „Der dritte Platz der letzten Spielzeit war für mich eine gefühlte deutsche Meisterschaft.“
Ein Volltreffer ist für ihn Wolfgang Niersbach im Amt des DFB-Präsidenten geworden. „Ich habe ihm damals davon abgeraten, Präsident zu werden, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass er mit seiner konzilianten Art und seiner Nähe zum Spitzenfußball ein Präsident für alle sein könnte“, bekannte Holzhäuser. „Ich musste mich eines Besseren belehren lassen. Er macht es sehr gut.“
Dagegen hält er es für überfällig, dass Joseph Blatter seinen Platz an der Spitze des Weltverbandes FIFA langsam räumt. „Sepp Blatter hat viele Jahre einen guten Job gemacht. Nun ist die Zeit gekommen, wo er mal einen anderen dran lassen sollte“, meinte Holzhäuser.