HSV-Debakel vor Saisonstart - Sportchef: „Katastrophe“
Hamburg (dpa) - Die Saison hat noch gar nicht begonnen, da herrscht beim Hamburger SV schon Alarm. Nach der peinlichen 0:4-Pleite im Fußball-Benefizspiel beim Zweitligisten Dynamo Dresden musste die Mannschaft am folgenden Morgen zum Straftraining antreten.
Ursprünglich sollte erst um 16.00 Uhr geübt werden. Zuvor hatte sich Coach Thorsten Fink sein Team in der Kabine zur Brust genommen. „Der HSV hat einen großen Namen. Wir können uns nicht immer blamieren“, betonte Fink.
In der Öffentlichkeit vermied der Coach aber die verbale Keule. „Wir werden das Ganze jetzt ruhig analysieren“, kündigte er an. „Wir müssen schneller umschalten. Wir müssen die Konter unterbinden. Die Absicherung muss besser klappen.“ Trotz der vierten Niederlage in den letzten fünf Testspielen (Bayern München 0:4, Borussia Dortmund 0:1, West Ham United 1:3, Inter Mailand 1:1) lautet Finks Credo: „Ich bin Optimist.“
Sportchef Oliver Kreuzer hatte am Vorabend indes alle Zurückhaltung über Bord geworfen. „Das war eine Katastrophe. Ein Auftritt, der an Peinlichkeit nicht zu überbieten war. Es ist mir unbegreiflich, wie sich das Team so präsentieren kann. Das ist keine Frage der Qualität, sondern der Mentalität und der Einstellung.“ Der neue Sportchef demonstrierte damit erneut: Er ist anders als sein Vorgänger Frank Arnesen. Schon nach dem 0:2 bei Wacker Innsbruck im ersten Testspiel vor einigen Wochen redete der frühere Bayern-Profi Tacheles.
Dabei hatten sich die Hamburger wenige Tage zuvor beim 1:1 gegen Italiens Rekordmeister Inter Mailand recht passabel präsentiert und Zuversicht geholt. Der Rückfall vier Tage vor dem DFB-Pokalspiel beim Thüringer Oberliga-Aufsteiger SV Schott Jena hinterließ Entsetzen. Auch Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz, der erwartungsvoll nach Dresden gereist war, wollte seinen Augen nicht trauen.
Den HSV-Profis, die in ihrer Elbe-Partnerstadt zumindest ein gutes Werk leisteten und mit der Partie 80 000 Euro für die Betroffenen der Hochwasser-Katastrophe einspielen halfen, kam der Arbeitseinsatz augenscheinlich nicht zupass. Lust- und planlos stolperten sie vor 15 762 Zuschauern über den Platz, von harmonischem Zusammenspiel keine Spur, individuelle Klasse ließ sich nicht ausmachen. Zwar lief zu Beginn nicht Finks erste Elf auf, doch zumindest in der zweiten Halbzeit waren mit Rafael van der Vaart, Milan Badelj und Maximilian Beister fast alle da. Lediglich der verletzte Abwehrspieler Marcell Jansen, Torhüter René Adler und Ivo Ilicevic fehlten.
Im Pokal am Sonntag beim Fünftligisten Jena sollen die Führungsspieler wie Kapitän van der Vaart die Zügel in die Hand nehmen. „Ich erwarte hohe Konzentration, gerade auch gegen unterklassige Gegner“, forderte Fink. Er weiß, warum. Im Vorjahr flog sein Team beim damaligen Drittligisten Karlsruher SC in der ersten Runde raus.