VfB-Duo Labbadia & Bobic - Im Gleichschritt nach oben?
Burgas (dpa) - Darf's ein bisschen mehr sein? In dieser Frage besteht bei Trainer Bruno Labbadia und Sportvorstand Fredi Bobic grundsätzliche Einigkeit. Ja, bitte. Doch auf dem ersehnten Weg zurück in die Spitzenränge der Fußball-Bundesliga hat das Führungsduo des VfB Stuttgart unterschiedliche Herangehensweisen.
Der eine, Bobic, steht eher für die verbale Offensive. Der andere, Labbadia, lässt eher Zurückhaltung walten. Das birgt Konfliktpotenzial zwischen den beiden früheren Nationalstürmern. Für das schwäbische Pas de deux wird diese Saison richtungweisend.
Nach einer verkorksten Bundesligasaison mit Rang zwölf am Ende herrscht am Neckar wieder einmal Aufbruchstimmung. In Bernd Wahler ist ein neuer Präsident gefunden, der den ersten Eindrücken zufolge den Meister von 2007 nach innen und außen positiv vertreten kann.
Doch das Auf und Ab in der schwäbischen Leistungskurve mit teils ernüchternden Heimspielen in der vergangenen Saison ist dem Adidas-Manager zuwider. „Mittelmaß ist nicht mein Ding“, betonte Wahler bei seiner Wahl zum Clubboss vor etwas mehr als einer Woche. „Unser Ziel ist, mittelfristig an die Champions-League-Plätze ranschnuppern zu müssen.“ In dieser Saison ist die erneute Qualifikation für die Europa League ein Muss.
Wahlers Aussagen sind ganz nach dem Geschmack von Bobic. Mit dem Fußball-Niemandsland will der 41-Jährige nichts zu tun haben. Die Zeit von Mängelverwaltung und engem finanziellem Korsett soll vorbei sein. Erstmals seit seinem Antritt im Juli 2010 als Nachfolger des zum FC Schalke gewechselten Horst Heldt konnte Bobic zusammen mit Labbadia schon frühzeitig personelle Weichen stellen.
Alles andere als die direkte Qualifikation für das internationale Geschäft über die Bundesliga passt mit seinem Anspruchsdenken nicht zusammen. „Wir haben das Ziel und das werden wir auch verfolgen“, stellte Bobic klar. „Wir müssen gucken, dass wir vorne dran sind, es gibt aber auch Mitbewerber. Dass ein Trainer Dinge manchmal etwas defensiver angeht, ist auch normal.“
Während Bobic auch den öffentlichen Schrittmacher mimt, gibt sich Labbadia reservierter. „Das Wichtigste für mich ist, dass die Mannschaft eine konstante Saison spielt und wir hoffentlich die Dreifach-Belastung hinbekommen“, erläuterte der Coach. Zuvor hatte Bobic deutlich den Druck auf Labbadia erhöht. „Von der Mentalität her waren wir immer auf Augenhöhe mit Mannschaften wie Dortmund“, sagte der Sportvorstand. „Jetzt müssen die Abläufe besser werden, die Spieler besser werden. Das ist die Aufgabe des Trainerteams.“
Labbadia nahm diese Forderung gelassen. „Wir Verantwortlichen im Sport haben die größten Erwartungen. Jetzt gilt es, über die Ergebnisse zu kommen“, sagte er. Aufbruchstimmung schürt man mit solchen Aussagen aber kaum. Labbadia ist vorsichtig und verweist auf seine Bilanz mit den Stuttgartern: Rettung vor dem Abstieg 2011, Qualifikation für die Europa League 2012, DFB-Pokal-Endspiel 2013 und erneutes internationales Gastspiel. In dem überholten Kader für diese Saison sieht der VfB-Trainer in erster Linie die Versäumnisse der Vergangenheit nachgeholt. Als Grundlage für den Sturm auf die Spitze lässt Labbadia das aber nicht gelten.
„Es ist eine Freude mit ihm zusammenzuarbeiten“, sagte Sportvorstand Bobic jüngst über seinen Coach, den er im Dezember 2010 geholt hatte. „Es ist aber auch nicht immer einfach, weil wir nicht immer einer Meinung sind.“ Labbadia wertete die Zusammenarbeit als fruchtbar. „Im Verein brauchst du zwei, drei starke Köpfe, die bedingungslos zusammenarbeiten“, sagte der 47-Jährige. Für den VfB sei es sehr wichtig gewesen, Bobic als Nachfolger von Heldt zu gewinnen. Er habe die „ganzen Umstrukturierungen, die man nach außen nicht sieht“, bewältigen müssen. Gemeinsam soll nun der nächste Schritt glücken.