Investor HSV reagiert gelassen auf Kühne-Drohung: „Nachvollziehbar“
Hamburg (dpa) - Die Worte von HSV-Investor Klaus-Michael Kühne waren unmissverständlich, doch beim hanseatischen Krisenclub bemühte man sich um Gelassenheit.
Der Milliardär hatte gesagt, er wolle ein weiteres finanzielles Engagement beim Abstiegskandidaten der Fußball-Bundesliga an Bedingungen knüpfen. Nur eine Ankündigung oder sogar eine Drohung?
„Dass Herr Kühne dem HSV keinen Freibrief erteilt, ist aufgrund der sportlichen Leistungen nicht nur wenig überraschend, sondern komplett nachvollziehbar“, sagte Wettstein der Deutschen Presse-Agentur. „Herr Kühne ist ein wichtiger und verlässlicher Partner, für den viele den Club beneiden“, fügte der Finanzvorstand hinzu, der derzeit auch Vorstandsvorsitzender ist und um eine neue Lizenz für den HSV kämpft.
Anteilseigner Kühne will sein finanzielles Engagement möglicherweise aber einstellen. Sollte der HSV in die 2. Liga absteigen und sich nicht runderneuern, könne er keine Zusage für weitere Mittel geben, sagte der 80-Jährige am Dienstagabend in Hamburg. Kühne hält 20,57 Prozent der Anteile und ist größter Einzelinvestor der HSV-Fußball-AG. Der HSV ist vier Spieltage vor Saisonschluss mit acht Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz Tabellenvorletzter.
Eine Lizenz für die 2. Liga dürfte der mit Verbindlichkeiten von mehr als 100 Millionen Euro belastete Traditionsclub nur mit erheblichen Auflagen erhalten. Erst recht, wenn Kühne tatsächlich kein Geld mehr zuschießt. „Gezahlt wird erst, wenn die Rechnung stimmt, und im Augenblick stimmt sie noch nicht“, betonte Kühne, der in der Vergangenheit schon öfter Drohungen ausgesprochen hatte, letztlich die Schatulle für seinen Lieblingsclub aber doch geöffnet hat.
Mit dem streitbaren Unternehmer finde „allein bedingt durch dessen bestehendes Engagement ein regelmäßiger Austausch“ statt, betonte Wettstein, der sich in puncto Lizenzerteilung stets zuversichtlich gibt. Auch der Aufsichtsratsvorsitzende Bernd Hoffmann ist in Sachen Lizenz Optimist. Dafür braucht er allerdings Geldgeber Kühne, mit dem er schon vor Wochen Kontakt aufgenommen hat. „Es gibt ein Signal, dass Herr Kühne uns weiter positiv begleitet“, hatte Hoffmann erst kürzlich gesagt.
Kühnes jüngster Vorstoß dürfte taktisch bedingt sein, denn es stört ihn gewaltig, dass er das HSV-Boot stets allein vor dem Untergang bewahren soll. „Ich sehe viele andere in der Pflicht“, sagte Kühne. So wünscht er sich, dass etwa der Senat der Stadt dem HSV mehr Gunst und Förderung zukommen lässt. „Ich glaube, das würde mich wieder motivieren, auch weiter mitzumachen“, ergänzte er.