HSV rettet sich in Relegation - und zittert weiter
Hamburg (dpa) - Mirko Slomka hatte es am Sonntagvormittag eilig. „Ich muss nach Paderborn“, sagte der Trainer des Hamburger SV und verschwand mit seinem Auto vom Parkplatz des Fußball-Bundesligisten.
Co-Trainer Nestor El Maestro machte sich derweil auf Spionagetour nach Fürth - und sah dort den Gegner für die beiden Relegationsspiele am 15. und 18. Mai. Greuther Fürth peilt gegen die verunsicherten Hanseaten die direkte Rückkehr in Liga eins an, die sportliche Leitung des HSV will sich aber nicht verrückt machen lassen. Die Vorbereitung auf die beiden Endspiele hat längst begonnen.
Die Stimmung war am Tag nach der 2:3-Niederlage beim 1. FSV Mainz bei den Hamburgern gelöst. „Wir wollen den Klassenerhalt schaffen“, sagte Rechtsverteidiger Dennis Diekmeier und betonte, dass er Erfahrungen in der Relegation habe: In der Saison 2008/09 schaffte Diekmeier mit dem Zweitligisten 1. FC Nürnberg gegen Energie Cottbus (3:0, 2:0) den Aufstieg, im darauffolgenden Jahr drückte er seinen Teamkollegen die Daumen, die den Erstliga-Platz gegen den Zweitligisten FC Augsburg (1:0, 2:0) verteidigten. „Wir konzentrieren uns jetzt auf unser Heimspiel“, meinte der Abwehrspieler und entzog sich damit einer Erklärung zur Auswärtsschwäche der Hamburger.
Sportchef Oliver Kreuzer stellte die Konstellation für die beiden Ausscheidungsspiele klar: „Der Erstligist ist in solchen Partien immer Favorit.“ Daraus sei aber nichts abzuleiten: „Wir weisen die Jungs täglich daraufhin, dass wir noch nichts erreicht haben“, betonte Kreuzer.
Tags zuvor hatte Slomka sein Team eingeschworen. „Wir haben zwei echte Endspiele. Die müssen wir nutzen. Wir haben den kleinen Schritt in die Relegation getan und weiter das große Ziel Klassenerhalt vor Augen. Jetzt gilt es, sich top vorzubereiten und die Möglichkeit zu nutzen“, appellierte der Trainer des in 51 Jahren noch nie abgestiegenen Bundesliga-Dinos.
Ausgelassene Freude über die Relegation kam nach der fünften Niederlage in Serie jedoch nicht auf. „Wir sind weit davon entfernt, irgendwelche Feierlichkeiten zu beginnen“, erklärte Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow nüchtern. „Es gibt keinen Grund, uns zu gratulieren. Wir haben nur das Nahziel erreicht, in die Relegation zu kommen. Das Ziel ist es aber, die erste Liga zu halten.“
Nur dank der erwarteten Patzer der Rivalen aus Braunschweig und Nürnberg dürfen die Hamburger weiter hoffen. „Danke an Schalke und Hoffenheim, dass sie die Sache seriös beendet haben“, sagte Sportdirektor Oliver Kreuzer. „Wir machen jetzt einen Schlussstrich unter die Saison und konzentrieren uns auf die Relegation. Da ist auch der Kopf ganz entscheidend. Wir müssen bereit sein für diese Spiele“, forderte er.
Die Profis vermittelten zumindest in den 90 Minuten von Mainz den Eindruck, dass sie den Ernst der Lage endlich erkannt haben. „Die Motivation war gut, aber das erwarte ich auch“, sagte Jarchow. Dass sich die Hamburger für ihren Aufwand wieder einmal nicht belohnten, lag an ihrer Defensivschwäche. „Leider haben wir hinten wieder zu einfache Fehler gemacht und dem Gegner die Tore fast geschenkt“, bemängelte Kreuzer nach den drei Gegentreffern.
Mit 75 Gegentoren war der HSV die Schießbude der Liga. Jarchow warnte daher: „Die Mannschaft macht sich vieles durch eigene Fehler kaputt. Das ist heute gut gegangen aufgrund der Patzer der Anderen. Am Donnerstag sind wir aber auf uns allein gestellt.“ Dann trägt vor allem der wiedergenese Stürmer Pierre-Michel Lasogga die Hoffnungen, der sein 13. Saisontor Tor erzielte. „Er ist allein durch seine Anwesenheit wichtig“, meinte Kreuzer.
„Wir müssen vorlegen und im Rückspiel den Deckel drauflegen. Wie, ist völlig egal“, forderte HSV-Boss Jarchow und stellte für den Erfolgsfall schon einmal klar: „Eine Nicht-Abstiegs-Prämie wird es nicht geben. Das wäre ja noch schöner.“