HSV-Sportchef: Keine Panik, keine Argumente

Hamburg (dpa) - Frank Arnesen gehen die Argumente aus. „Ich bin nicht in Panik“, versicherte der Sportdirektor des Hamburger SV, „ich sage 'come on boys', wenn wir so weiterspielen, kommt das Glück.“

Er redet und redet, stellt sich schützend vor Trainer Michael Oenning und verteidigt auch die total verunsicherte Mannschaft des Bundesliga-Schlusslichts. Doch die Kritiken an der Einkaufspolitik des loyalen, stets höflichen Dänen werden immer schärfer.

Sky-Experte Jens Lehmann machte sich nach der 0:2-Schlappe bei Werder Bremen sogar lustig über den ehemaligen Nachwuchskoordinator des FC Chelsea: „Ich weiß nicht genau, was Arnesen erwartet hat von der Bundesliga. Man sieht daran, dass er nur Spieler von Chelsea und aus Skandinavien geholt hat, dass er deutsche Spieler gar nicht so richtig kennt. Insgesamt finde ich es naiv, nur junge Spieler zu holen.“

Der ehemalige Nationaltorhüter und England-Kenner spricht aus, was nach fünf Spieltagen ohne Sieg beim HSV deutlich ist: Die Nachwuchskräfte wie Michael Mancienne sind überfordert und können zudem noch kein Deutsch, die Alten wie Paolo Guerrero und Dennis Aogo bringen ihre Leistung nicht. Jaroslav Drobny ist ein Sonderproblem: Der Torhüter gibt seiner Hintermannschaft besonders bei den gefürchteten Standardsituationen keine Sicherheit, ist froh, wenn er unfallfrei durch ein Spiel kommt. Einen sogenannten Unhaltbaren hält er nie.

„Wenn die Negativserie anhalten sollte, ist das vielleicht auch ein Vorteil für Oenning, dass Arnesen keine deutschen Trainer kennt und da auch erst einmal seine Recherche betreiben muss“, ätzte Lehmann weiter. Tatsache ist, dass Oenning nie Arnesens erste Wahl war. Der jetzige Kölner Stale Solbakken sollte an die Elbe kommen, doch in vielen Gesprächen hat der rhetorisch glänzende Deutschlehrer Oenning den zweifelnden Sportchef überzeugt, als Armin-Veh-Nachfolger über die Saison hinaus arbeiten zu dürfen.

Nun muss Arnesen an ihm festhalten, denn Geld für einen Topverdiener wie Bernd Schuster, der sich am Wochenende im Sport1-„Doppelpass“ ins Gespräch gebracht hat, ist in Hamburg nicht da. Arnesen ist in einer verzweifelten Lage, zumal er von Ex-HSV-Präsident Bernd Hoffmann angeblich mit dem Versprechen gelockt wurde, 20 Millionen Euro für Verstärkungen ausgeben zu dürfen.

Die Realität sah anders aus. Er musste erst verkaufen, um dann sieben Millionen zu investieren. Hat er sich blenden lassen? „Ich bin ganz zufrieden mit den Spielern, die wir eingekauft haben“, verteidigt sich Arnesen, der schon zum Ende der Transferperiode wie ein Getriebener wirkte.

Wenn der „Hamburger Schlafmützenverein“ („Hamburger Morgenpost“) am Samstag gegen Mönchengladbach die fünfte Saisonniederlage kassiert, könnte trotz aller Dementis der Schleudersitz in der Liga ausgelöst werden. „Die Entscheidungsträger geraten natürlich zunehmend unter Druck, wenn der erhoffte Sieg nicht kommt“, sagt der ehemalige sportliche Lenker Dietmar Beiersdorfer. Dann könnte nicht nur für Oenning, der in insgesamt 30 Bundesliga-Partien (auch in Nürnberg) erst vier Erfolge eingefahren hat, die Uhr in Hamburg ablaufen.