HSV-Trainer Labbadia fordert deutliche Steigerung
Hamburg (dpa) - Nach dem peinlichen Pokal-Aus in Jena und der undurchsichtigen Rucksack-Affäre um Sportdirektor Peter Knäbel ist Trainer Bruno Labbadia das Lachen vergangen.
„Ich kann hier nicht den Gute-Laune-Onkel spielen, die Niederlage vermiest uns die Freude auf den Start“, sagte der von einer heftigen Sommergrippe geplagte Coach vor dem ungleichen 101. Nord-Süd-Duell am Freitag beim FC Bayern München.
„Ich denke, dass man einen Sahnetag braucht“, meinte der 49-Jährige und forderte eine hohe Laufbereitschaft von seinem Team. Für den Vorstandsvorsitzenden Dietmar Beiersdorfer war der Auftritt in Thüringen „ein kollektiver Rückschlag: Natürlich muss sich die Einstellung fundamental nach oben entwickeln, um in der Bundesliga leistungsfähig zu sein“.
Sportlich rechnet Labbadia mit einer schwierigen Spielzeit, will aber nicht in den Chor derjenigen einstimmen, die alles schlechtreden: „Wir alle müssen darauf vorbereitet sein, dass uns keine ruhige und konstante Saison bevorsteht, sondern dass es Aufs und Abs geben wird. Wir müssen Rückschläge einkalkulieren, dürfen sie aber auch nicht herbeireden“, sagte der Hesse. Seine Mannschaft sei noch in der Findungsphase und brauche in München einen Sahnetag, um mitzuhalten.
Gar nicht so negativ sieht Ex-Stürmer Uwe Seeler die Dienstreise in den Süden. „Wenn man bei Bayern etwas erreichen kann, dann vielleicht im ersten Spiel der Saison. Die Jungs dürfen aber auf keinen Fall ängstlich sein. Das geht gar nicht“, sagte der 78-Jährige der „Bild“-Zeitung. Trotz der Pokal-Schlappe sei der HSV grundsätzlich auf einem guten Weg und habe in Labbadia einen engagierten Coach: „Bruno gibt sich unheimlich viel Mühe. Er ist in eine Situation gekommen, in der nicht viele den Mut dazu gehabt hätten. Dafür meinen Respekt.“ Labbadia heuerte als vierter Trainer der Saison sechs Spieltage vor Ende der Spielzeit an und rettete den HSV in der Relegation gegen Karlsruhe.
Mit Blick auf das Saisonziel ist Seeler nach zwei Relegationen bescheiden geworden: „Da kommt es mir auf ein, zwei Plätze gar nicht an. Gut wäre nur, dass wir möglichst zu keinem Zeitpunkt in akuter Abstiegsgefahr sind.“
Labbadia appellierte in der Knäbel-Angelegenheit an die Geschlossenheit des wankenden Traditionsclubs. „Es wurde in der Vergangenheit oft genug dem öffentlichen Druck nachgegeben, und wir wissen inzwischen ja alle, wo das diesen großartigen Verein hingebracht hat“, sagte er dem Fachmagazin „Kicker“. Dies sei auch eine Chance. Der HSV hatte Strafanzeige gestellt und Ermittler eingeschaltet, nachdem ein Rucksack von Knäbel mit Gehaltslisten in einem Hamburger Park gefunden wurde.
In Kapitän Johan Djourou und Mittelfeldspieler Nicolai Müller (beide muskuläre Probleme) stehen zwei Eckpfeiler wieder zur Verfügung. Müller könnte Ivica Olic aus der Startelf verdrängen, der 20-jährige Gideon Jung für den indisponierten Marcelo Diaz auflaufen.
Nach den letzten bitteren Ergebnissen der HSV-Gastspiele in der Allianz-Arena - 2:9, 1:3 und 0:8 - gibt es bei einem Wettanbieter nun eine ungewöhnliche Wette. Verliert der HSV zweistellig in München, kann man bei 1 Euro Einsatz 100 gewinnen.