HSV und Werder heizen Stimmung vor dem Derby an
Hamburg (dpa) - Volles Haus, volle Leidenschaft, volle Pulle: Vor dem ewig jungen Nordderby zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen haben beide Seiten die Stimmung pünktlich zum 101. Treffen in der Fußball-Bundesliga kräftig angeheizt.
„Wir stehen vielleicht vor dem emotionalsten Spiel der Saison. Ein Sieg im Derby würde mit Sicherheit große Kräfte freisetzen. Daher muss hier gegen Bremen der Rasen brennen“, sagte HSV-Coach Josef Zinnbauer über das ausverkaufte Heimspiel am Sonntag. Für Werder-Coach Viktor Skripnik ist der Klassiker „wie ein Feiertag“.
Obwohl dem Verlierer des Duells zwischen dem Tabellen-17. mit dem 16. der Absturz auf den letzten Tabellenrang droht, geizen Skripniks Profis nicht mit lautstarken Ankündigungen. „Wir wissen, wie wir dem HSV wehtun können“, tönte Mittelfeldakteur Felix Kroos: „Wenn wir unseren Plan durchziehen, dann sind wir das bessere Team.“
Allerdings hatte Kroos nicht damit gerechnet, dass Werders wichtigster Spieler fehlen wird. Wegen einer Außenbandverletzung im rechten Knie fällt Top-Torjäger Franco Di Santo kurzfristig aus. „Das ist natürlich ein Rückschlag für uns. Er ist momentan unsere Versicherung“, sagte Skripnik. Große Sorgen macht sich der Ukrainer dennoch nicht und verweist auf „gute Alternativen“. Eine könnte der zuletzt kaum berücksichtigte Angreifer Nils Petersen sein, der beim vergangenen Nordderby in Hamburg (2:0) vor rund einem Jahr beide Tore für seinen Club schoss.
„Klar, dass die Bremer nach drei Siegen Oberwasser bekommen haben“, meinte HSV-Sportchef Peter Knäbel locker. Er konterte aber im selben Atemzug, dass er wegen der bedrohlichen sportlichen Lage „eigentlich nur mit einem Sieg leben“ könne. „Wir spielen bei uns im Stadion, da erwarte ich drei Punkte.“ Die Message ihres Direktors Profifußball ist bei den Profis offenbar angekommen. „Unser Stadion muss wieder eine Festung werden. Und wir müssen so kämpferisch sein, wie zuletzt gegen Leverkusen“, erklärte Rechtsverteidiger Diekmeier und erinnerte an das hart erkämpfte 1:0 über den Werksclub. „Ich hoffe, dass es noch lauter wird als gegen Bayer“, ergänzte Zinnbauer.
In jedem Fall wird es für die 22 Akteure auf dem Platz ein reizvolles Aufeinandertreffen. „Die Derbys gegen Bremen sind die geilsten Spiele überhaupt“, sagte Diekmeier. Und Torjäger Pierre-Michel Lasogga befand: „Ein Sieg im Nordderby könnte der Dosenöffner für die gesamte Saison werden.“ Als Augenzeugen sind der ehemalige HSV-Kapitän David Jarolim und Tochter Ella im Stadion: „Sie ist ein Glücksbringer, uns kann also nichts passieren“, sagte Jarolim augenzwinkernd.
Für Zinnbauer und Skripnik ist es bereits das zweite Nordderby in dieser Saison. Als Regionalliga-Trainer standen sich beide schon am 5. September gegenüber - das Duell entschied Zinnbauer mit 4:2 für sich. „Wir haben damals verdient verloren. Aber das ist eine andere Liga und eine andere Situation“, kommentierte Skripnik.
Zinnbauer hat die Länderspiel-Pause dazu genutzt, seinen in Hamburg gebliebenen Kickern die Lust am Toreschießen einzuimpfen. Mit Ausnahme des auch gegen Bremen fehlenden Marcell Jansen schossen die Profis in vier Testspielen gegen unterklassige Gegner ein Torverhältnis von 17:1 heraus. Am Dienstag ließ Zinnbauer seine Spieler sogar 30 Minuten lang auf ein leeres Tor zielen. Kein Wunder bei mageren vier Toren in elf Partien - schlechter war in 52 Liga-Jahren noch keiner.