HSV vor Rettung - Knäbel sieht „sehr positive Tendenzen“
Hamburg (dpa) - Torhüter Jaroslav Drobny wusste nicht so recht, was er von Bruno Labbadias Einschätzung nun halten sollte. Deshalb fragte der Tscheche vorsichtshalber bei einigen Teamkameraden des Hamburger SV nach, was der Trainer denn mit seinem Urteil über ihn gemeint habe.
„Drobo ist ein abgewichster Hund“, hatte Labbadia vor dem Bundesliga-Nordderby HSV gegen Werder Bremen behauptet. Nach dem 2:1-Sieg der Hamburger sagte der Trainer: „Jetzt hat man gesehen, was ich meinte.“
Neun von zehn Schüssen auf seinen Kasten parierte der Ersatzmann für den rot-gesperrten René Adler gegen die Bremer mit einer Abgeklärtheit, die beeindruckte. Sahnehäubchen war der gehaltene Foulelfmeter gegen den nicht minder abgezockten Werder-Torjäger Claudio Pizarro. Eine Woche zuvor war Drobny in der Partie bei Borussia Dortmund in der zweiten Halbzeit ohne Vorwarnung und Erwärmung für Rotsünder Adler ins Spiel gekommen. Zuvor hatte der 36-Jährige ganze sechs Spiele in dieser Saison im Tor gestanden (vom 4. bis 8. und am 15. Spieltag).
Er sei „immer bereit“, erklärte Labbadia. „Drobo ist einer, der extrem für sich trainiert. Der kommt jeden Tag zum Training und ist motiviert.“ Daran könnten sich andere, die nicht spielen, ein Beispiel nehmen, betonte Labbadia. Drobnys Motto sei: „Okay, ich arbeite einfach gut. Und wenn ich gebraucht werde, dann bin ich da.“
De 34. Hamburger Sieg im 104. Nordderby (37 Werder-Siege) hat für große Erleichterung beim HSV gesorgt. „Das war ein Riesenmeilenstein“, befand Labbadia. Mit nunmehr 37 Punkten steht der HSV unmittelbar vor der Rettung. „Es sind noch drei Spiele. Wir müssen weiter punkten“, meinte Innenverteidiger Johan Djourou.
Dass die Hamburger nach der starken ersten Halbzeit mit den beiden Treffern des 148-Tage-torlos-Stürmers Pierre-Michel Lasogga im zweiten Durchgang erneut abbauten, ist auch Labbadia ein Dorn im Auge. Die Kraft für zwei starke Halbzeiten habe gefehlt. „Wir müssen 100 Prozent bringen. Das kostet wahnsinnig körperliche und mentale Kraft, weil wir immer am Anschlag sind. Das ist, was uns immer begleitet“, erklärte Labbadia. Womit er wohl meinte: Andere Mannschaften können auch mal mit 70 Prozent gewinnen, der HSV nicht.
Im dritten Jahr nacheinander hängen die Hamburger im Abstiegskampf. Der Niveau-Verfall auf Dauer scheint wohl eine Rolle gespielt zu haben, als das Fachmagazin „kicker“ seine Leser nach dem diesjährigen Relegations-Team fragte. Mit 33,4 Prozent lag der HSV klar vor dem VfB Stuttgart (23,3) und Werder Bremen (21,7).
Sportchef Peter Knäbel will im Vergleich zum Vorjahr aber einen Fortschritt erkannt haben. Die Mannschaft habe sich „absolut weiterentwickelt“, sagte er in der Sendung „Sportplatz“ von NDR 90,3 am Samstag. Knäbel lobte, „wie sich unsere Torgefahr weiterentwickelt hat, das Herausspielen von Großchancen, die Fähigkeit, Tore zu erzielen“. Er sehe „sehr positive Tendenzen“. Diese Ansichten werden nicht viele teilen.