In Freiburg zieht die Angst ein - „furchtbares Spiel“
Freiburg (dpa) - Wirres Haar, stockende Stimme, traurige Augen: Christian Streich litt wieder einmal. Und vielleicht hatte der Trainer des SC Freiburg eine Vorahnung, dass es dieses Mal für die im Überlebenskampf der Fußball-Bundesliga so erprobten Breisgauer nicht reichen könnte.
Beim 0:3 (0:1) gegen Borussia Dortmund spielte der Sportclub jedenfalls wie ein Absteiger. „Wir haben heute einfach ein furchtbares Spiel gemacht. Wir hatten einen sehr, sehr schwachen Tag. Wir waren chancenlos - in allen Belangen“, räumte Streich unumwunden ein.
Als Tabellen-17. steht Freiburg nun punktgleich mit Landesrivale und Schlusslicht VfB Stuttgart ganz unten. Dabei hatte die Mannschaft bisher in der Rückrunde beim 4:1 gegen Eintracht Frankfurt und auch bei der 0:1-Niederlage in Mönchengladbach überzeugt. Gegen den BVB aber startete der Sportclub so nervös, als habe sich der Druck, den der Krisenclub aus dem Ruhrpott hatte, auf die Freiburger übertragen.
Bezeichnend dafür war der haarsträubende Fehlpass von Mike Frantz, der in der 9. Minute den Ball Pierre-Emerick Aubameyang in die Füße spielte. Der Stürmer aus Gabun umkurvte Torhüter Roman Bürki und Marco Reus brauchte nur noch zum 1:0 einzuschieben. „Dieses Tor war natürlich wahnsinnig bitter, das ist schlimmer als ein Eigentor“, klagte Streich später.
Gegen die Klasse eines Reus, Aubameyang, Ilkay Gündogan oder Mats Hummels kamen die Gastgeber einfach nicht an, das extreme Pressing der Dortmunder machte ihnen zudem gewaltig zu schaffen. Der einzige Schuss bei sieben Versuchen, der überhaupt aufs Tor kam, gelang Kapitän Oliver Sorg kurz vor der Pause. Zudem musste Neuzugang Nils Petersen, gegen Frankfurt noch für drei Treffer gefeiert, zur Halbzeit mit einer Bänderverletzung raus. Die Borussia ballerte gleich 22 Mal Richtung Bürki, der ein Debakel verhinderte.
Vor 24 000 Zuschauern im ausverkauften Schwarzwald-Stadion enteilte der pfeilschnelle Aubameyang seinem bedauernswerten Bewacher Pavel Krmas ein ums andere Mal und machte mit seinem Doppelpack in der 56. und 72. Minute alles klar. „Ich weiß nicht, warum wir so nervös waren“, sagte Mittelfeldspieler Felix Klaus. „Wenn wir so spielen wie heute, haben wir keine Chance.“
Der Angreifer wirkte nach dem Spiel ratlos. Seine Antworten begannen meist mit den Worten: „Ich weiß nicht...“ Wie Sorg beklagte sich auch Klaus über die schlechten Platzverhältnisse, Sorg wollte das aber überhaupt nicht als Ausrede geltenlassen: „Dortmund hat heute auch auf diesem Platz gespielt.“
Ob Streich den Sportclub am Saisonende zum vierten Mal hintereinander vor dem Abstieg retten kann? „Wenn man uns heute gesehen hat, muss man auf jeden Fall Angst haben“, meinte Klaus. Die brisante Lage kommentierte Streich ganz nüchtern: „Es ist ja Jahr für Jahr dasselbe: Wir versuchen alles rauszuholen.“