Interimscoach Lewandowski wird zum Bayer-Held
Leverkusen (dpa) - Er kam, sah, siegte und geht wieder. Die erfolgreiche Kurzarbeit von Sascha Lewandowski als Interimscoach bei Bayer Leverkusen könnte 15 bis 20 Millionen Euro wert sein.
„Er hat eine schier unmögliche Mission erfüllt und Großes geleistet“, meinte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade nach dem 2:1 gegen Werder Bremen. Damit endete für den Werksclub auf der Bundesliga-Zielgeraden mit dem Erreichen der Champions-League-Qualifikation eine sportliche Achterbahnfahrt. „Nach dem zweiten Platz in der Hinrunde wäre ein Rang tiefer eine Enttäuschung gewesen“, kommentierte Leverkusens Sportchef Rudi Völler erleichtert. „Jetzt sind wir erstmal glücklich.“
Lewandowski wurde nach dem Abpfiff in der BayArena sogar zum Besteigen des Stadionzauns genötigt, aber es war ihm eher unangenehm, wie ein Held gefeiert zu werden. „Ein Interimstrainer hat da eigentlich nichts zu suchen, aber aus der Nummer kam ich nicht mehr heraus“, sagte der 42-Jährige. „Ich möchte, dass die Mannschaft im Mittelpunkt steht.“ Besonderen Grund zur Freude hatte auch Zehn-Millionen-Euro-Einkauf Heung-Min Son. Mit seinem Siegtor in der 53. Minute - zuvor hatten Bremens Theodor Gebre Selassie (21.) und Ömer Toprak (34.) das 1:1 zur Pause markiert - spielte der Südkoreaner seine Ablöse locker wieder ein.
Lewandowski hat ein zweites Mal großen Anteil daran, dass Bayer auf der internationalen Fußball-Bühne spielen kann. Als er im April 2012 mit Sami Hyypiä den Job des damals am Rhein geschassten und heutigen Werder-Trainers Robin Dutt übernahm, schaffte der Werksclub noch den Einzug in die Europa League. Als Lewandowski am 6. April seinen einstigen Partner Hyypiä ablöste, hatte Bayer die Champions League abgeschrieben. Nach Rang zwei in der Hinrunde mit fünf Punkten vor Borussia Dortmund drohte sogar das komplette Europacup-Aus.
„Das war der richtige Schritt zur richtigen Zeit“, sagte Schade zur Berufung von Lewandowski, unter dessen Regie in fünf Spielen 13 von 15 möglichen Punkten geholt wurde. Ungeachtet aller Erfolge und Wertschätzung kehrt er wieder in die Nachwuchsarbeit zurück und räumt den Chefsessel für Roger Schmidt, der von Red Bull Salzburg kommt.
„Das war der Deal. Ein wenig Wehmut ist dabei, da das Kerngeschäft mit der Mannschaft Spaß gemacht hat“, sagte Lewandowski, der auch das Interesse anderer Clubs geweckt hat. „Es gab Anfragen von Vereinen, aber es war nicht mit ihm zu reden“, berichtete Völler. Lewandowski will nun den Bayer-Talentschuppen renovieren, schließt aber „nicht auf alle Ewigkeit“ ein Engagement in der Bundesliga aus.
Nach der Zittersaison will Bayer Leverkusen den Profikader neu aufstellen und fit für den immer härteren Konkurrenzkampf um die lukrativen Europacup-Plätze machen. Der mögliche neunte Einzug in die Champions League wäre dabei ökonomisch hilfreich. „Wir haben bestimmte Pläne und sehen Bedarf, die Mannschaft zu stärken, um unsere Ziele zu erreichen“, erklärte Schade. „Nun haben wir die Chance auf das große Geld.“ Einen guten Teil davon wird man wohl in die Verpflichtung des Schweizer Stürmers Josip Drmic investieren, der für Absteiger 1. FC Nürnberg in dieser Saison 17 Tore erzielte.
Ende gut, alles gut hieß es für Werder Bremen. Die lange vom Abstieg bedrohten Hanseaten beendeten die Saison auf Platz zwölf. „Es ist eigentlich schade, dass die Saison vorbei ist, weil wir so gut drauf sind“, meinte Bremens Trainer Dutt nach einer starken Leistung. Auch Werder-Manager Thomas Eichin zog ein positives Fazit: „Wir sind Zwölfter geworden. Das ist nicht berauschend, aber gut für unsere Situation. Es wäre blöd gewesen, wenn wir 14. geworden wären.“