Jens Keller: Schalkes Stehaufmännchen
Vor dem Spiel gegen NK Maribor am Dienstag hat Trainer Jens Keller seine Position gefestigt. Wieder einmal.
Gelsenkirchen. Es war eine Frage, die sich aufdrängte. Keller, sagte ein Journalist, habe ja nun gerade gesagt, dass er sehr viel wisse über NK Maribor. Ob er das einmal präzisieren könne. Was genau ist ihm am Champions-League-Gegner aufgefallen? „Das ist etwas, was ich hier nicht erzählen werde“, sagte Jens Keller.
Wer den Trainer des FC Schalke 04 länger kennt als der eigens aus Slowenien angereiste Journalist, der hätte diese Nachfrage nicht stellen müssen. Keller zählt seit Anbeginn seiner Amtszeit vor zwei Jahren nicht zu denjenigen, die gerne und ausführlich Auskunft über ihr berufliches Wirken geben.
Es ist und bleibt eher eine lästige Pflicht für den 43-Jährigen, die von den unterschiedlichen Fußballverbänden vorgeschriebenen, regelmäßigen Fragestunden zu bewältigen. Auch deshalb war Jens Keller in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder gehörig unter Druck geraten. Er wollte nie so recht erklären, weshalb seine Mannschaft so manches Tief in seiner Amtszeit erlebt hat.
Aber auch über die Höhen mag er nicht sprechen. „Mein Jungs wissen Bescheid. Das ist das Wichtigste“, pflegt er stets und einsilbig zu sagen. Keller pflegt seine ihm ganz eigene Art. Und er legt weder Wert darauf noch macht er Anstalten, sich auch nur einen Millimeter an das Showgeschäft Bundesliga heranzutasten.
Wenn seine Kollegen nach großen Siegen blumig von der Entstehung dieses oder jenes Erfolgs schwärmen, dann sagt Keller Sätze wie: „Wir freuen uns über den Sieg. Ich bin stolz auf meine Mannschaft.“ Zuletzt sagte er jenes nach dem Derbysieg gegen Borussia Dortmund, als alle Schalker in große Euphorie verfielen. Bei Niederlagen ist Keller stets „enttäuscht. Das werden wir analysieren.“
Kritische Stimmen ordnen diese scheinbare Emotionslosigkeit als rhetorische Schwäche ein. Keller könne seine Empfindungen nicht so recht in Worte fassen. Menschen, die es gut mit ihm meinen, argumentieren mit seiner Charakterfestigkeit und Authentizität. Keller, heißt es dann, lasse sich nicht vor einen ihm fremden Karren spannen. Eine endgültige Antwort, wie Keller wirklich funktioniert, haben weder die einen noch die anderen gefunden.
Fest steht: Keller ist immer noch Trainer auf Schalke. So häufig wie sein Abschied schon nach sportlichen Krisen beschlossen schien, so häufig ist er mit dem richtigen Ergebnis zum richtigen Zeitpunkt seiner Beurlaubung entkommen. Er gilt bei vielen Beobachtern als Stehaufmännchen, als Katze mit sieben Leben, die schon einige aufgebraucht hat.
Selbst die Verantwortlichen hatten ihm zwischenzeitlich wohl nicht mehr viel zugetraut. Manager Horst Heldt hatte Kontakt zu den Trainern Thomas Schaaf oder auch Thomas Tuchel aufgenommen. „Es wäre fahrlässig, wenn der Manager nicht permanent den Markt abklopfen würde“, sagte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies damals. Nach dem Saison-Fehlstart scheint Keller wieder einmal den Dreh zum richtigen Zeitpunkt geschafft zu haben. Die vom Verein vorgegeben Ziele hatte er ohnehin stets erreicht.
„Man hat 22 Monate über meine Person geredet. Es geht jetzt um die Mannschaft und nicht um mich“, sagte er am Montag.