Jetzt wehrt sich Babbel: „Erstunken und erlogen“
Berlin (dpa) - Coach Babbel fühlt sich unverstanden und greift seine Kritiker an. Die Situation ist angespannt bei Hertha. Dabei lässt das 1:2 gegen Schalke durchaus auf einen versöhnlichen sportlichen Abschluss 2011 hoffen.
Von einer fröhlichen Adventszeit ist bei Hertha BSC aber nicht mehr viel geblieben. Die Mannschaft wartet nach der bitteren 1:2-Heimniederlage gegen den ungeliebten FC Schalke 04 nun schon seit fünf Bundesligaspielen auf einen Sieg, im heimischen Olympiastadion wurde über zwei Monate nicht gewonnen - und der Cheftrainer ist spürbar genervt von den Endlosdebatten um seine Zukunft. „Ich bin es langsam leid, permanent darüber zu sprechen. Mich interessiert, was wir intern besprochen haben und nicht, was die Öffentlichkeit denkt“, erklärte Markus Babbel, der erst in der Winterpause intensiv über eine Vertragsverlängerung in Berlin nachdenken will.
Der 39 Jahre alte Babbel, der in der Vorsaison die schwierige Wiederaufstiegs-Mission souverän erfüllt hatte, sieht sich offenbar zunehmend unverstanden in der brodelnden Hauptstadt. Vor der Partie gegen die „Königsblauen“ hatte er sich erstmals in seiner Zeit als Hertha-Cheftrainer Pfiffe der eigenen Fans gefallen lassen müssen. „Es ist schön, wenn man interessant ist“, kommentierte er ironisch das Unverständnis der Anhänger, die von Babbel ein klares Bekenntnis zu ihrem Verein vermissen. Dabei hatte sich der Trainer noch nach dem Aufstieg im Sommer ein Hertha-Tattoo auf den Oberarm stechen lassen.
Auch am Tag nach der dritten Heimpleite der aktuellen Spielzeit hatte Babbel „nichts Neues“ zu verkünden, wehrte sich aber gegen Darstellungen und Spekulationen, das Verhältnis zu Manager Michael Preetz sei durch die Vertrags-Hängepartie im frostigen Bereich. „Wir haben ein positives Verhältnis. Da wird viel hineininterpretiert. Das ist nicht okay“, sagte Babbel am Samstag durchaus ruhig und freundlich. Unmittelbar nach der Partie hatte er das noch wesentlich drastischer formuliert: „Das ist erstunken und erlogen.“
Babbel geht in Berlin seinen Weg ohne Kompromisse, auch eine Reaktion auf seine Fehler in seiner Zeit als Cheftrainer beim VfB Stuttgart. „Es ist völlig legitim, dass man sich Gedanken macht, wenn ein Vertrag ausläuft“, sagte der Europameister von 1996: „Ich sehe da kein Problem.“ Dass er sich dabei nicht nur Freunde macht und die Grundstimmung im Verein eher Verständnislosigkeit ist, blendet Babbel aus. „Wichtig ist, dass der Verein Bescheid weiß.“
Babbel muss jetzt auch mit dem Druck leben, der sich vor den letzten beiden Spielen des Jahres beim Liganeuling aufgebaut hat. „Mit 19 Punkten liegen wir im Soll. Das Problem ist, dass der letzte Eindruck bleibt“, sagte Peter Niemeyer. „Mit dem Druck müssen wir umgehen“, ergänzte Kapitän Andre Mijatovic. In der Mannschaft ist die Zukunft Babbels „kein großes Thema“, meinte Andreas Ottl. „Das beeinflusst uns auf dem Platz nicht. Der Trainer arbeitet weiter professionell. Man hat nicht den Eindruck, dass er mit dem Kopf schon woanders wäre“, betonte Christian Lell: „Im Gegenteil.“
Hertha hätte sich gegen Schalke durchaus einen Zähler verdient. „Es ist ärgerlich, du musst dieses Spiel nicht verlieren“, sagte Babbel, der vor allem die Fehler vor den Gegentoren durch Bundesliga-Toptorjäger Klaas-Jan Huntelaar (19.) und Teemo Pukki (43.) monierte. Mehr als ein Treffer durch Adrian Ramos (25.) war Hertha vor 52 382 Fans nicht gelungen. Doch Babbel bleibt für den Jahresabschluss in Hoffenheim und im DFB-Pokal gegen Kaiserslautern positiv: „Wenn wir wieder so viel Aufwand betreiben, werden wir belohnt.“ Dann könnte es für Hertha und den Trainer doch noch frohe Weihnachten geben.