Schalke genießt Höhenluft - Poldi-Gedanken legitim
Berlin (dpa) - Schalke 04 schnuppert wieder am großen Fußball - und fühlt sich sichtbar wohl dabei. „Die Tabelle lügt nicht“, erklärte der neue und alte „Knappen“-Coach Huub Stevens nach dem 2:1-Sieg in Berlin, der für „Königsblau“ eine Menge erfreulicher Erkenntnisse brachte.
Allerdings schloss der knorrige Niederländer gleich an: „Es ist nur eine Momentaufnahme.“ Mit 31 Punkten mischt Schalke nach der Bundesliga-Horrorsaison 2010/11 mit Platz 14 nun wieder im Konzert der Besten mit. „Natürlich ist das unser Anspruch. Wir wollen oben dabei sein. Aber wichtig ist, ein gesundes Maß zu finden“, betonte Manager Horst Heldt.
Noch lange nach dem zehnten Saisonsieg plauderte Heldt sichtlich gut gelaunt über Fortschritte, weiteren Nachholbedarf und Visionen beim Ruhrpottclub. Gegen eine engagierte und vor allem offensiv munter mitmischende Hertha hatten Bundesliga-Toptorjäger Klaas-Jan Huntelaar mit seinem 14. Saisontor (19.) und der junge und schnelle Finne Teemo Pukki (43.) - immer wieder in Szene gesetzt von Routinier Raúl - den Unterschied ausgemacht. Berlin gelang vor 52 382 Fans im Olympiastadion nur ein Treffer durch Adrias Ramos (25.).
„Jetzt sind wir wieder oben dabei - super“, sagte der Niederländer Huntelaar, dem die Unterstützung von Pukki gut tut. „Wir haben in der ersten Halbzeit mit zwei Stürmern gespielt und Raúl dahinter. Da können wir schneller kombinieren, die Gegner müssen sich auf drei konzentrieren. Das gefällt mir“, bemerkte der 28-jährige Huntelaar.
Chefcoach Stevens hat schon wenige Wochen nach seiner Rückkehr wirkungsvolle Strategien und den richtigen Umgang mit seinem Personal gefunden. „Ab und zu ist er noch kratzbürstig, das muss auch so sein. Aber er gibt allen das Gefühl, dass sie wichtig sind“, beschrieb Heldt einen der Erfolgsgründe bei Schalke.
„Wir wissen, dass wir am Ende ganz oben nicht mitmischen können. Die Stabilität haben wir noch nicht. Aber ich halte die Jungs nicht zurück, wenn sie es am Ende doch noch schaffen“, sagte Stevens, der sich an seiner alten Wirkungsstätte (2002/2003) bestens amüsierte, mit Zurückhaltung und einem Augenzwinkern.
Selbst das Thema Lukas Podolski, über dessen Verpflichtung die Clubchefs nachdenken, brachte Stevens zum Schmunzeln: „Ich weiß nur, dass Podolski ein Stürmer ist beim 1. FC Köln und nicht bei Schalke auf der Liste steht.“
Heldt wollte die Poldi-Geschichte noch „ein bisschen relativieren“ und ordnete sie unter die Rubrik „Gedankengänge“ ein: „Es ist ja unsere Aufgabe, uns Gedanken zu machen über das Tagesgeschäft hinaus“, erklärte der Manager. Und es sei ja keine Schande, „wenn sich der zweitgrößte Verein mit einem deutschen Nationalspieler beschäftigt“.
Podolski habe klipp und klar gesagt, dass Köln sein erster Ansprechpartner sei, erläuterte Heldt. Aber falls der 95-malige Nationalspieler doch nicht beim FC verlängern sollte, „ist es legitim, sich damit zu befassen“, meinte Heldt. Ob Podolski dann selbst wolle und er zu finanzieren sei, müsse danach geklärt werden, ergänzte der Manager. Die neue Höhenluft und der Europacup-Kurs fördern sicher diese Gedankengänge.