Bundesliga Julian Draxlers traurige Heimkehr

Pfiffe und Schmähgesänge, eine schwache Leistung und eine verdiente 0:3-Niederlage: Der Wolfsburger erlebt bei seinem ehemaligen Klub Schalke 04 einen bitteren Tag.

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Gelsenkirchen. Julian Draxler hatte noch eine Verabredung. Rund zehn Minuten nach dem Abpfiff traf sich der 22-Jährige mit seinem Nachfolger in den Katakomben der Gelsenkirchener Arena. Draxler und Leroy Sané tauschten ihre Trikots, sagten sich ein paar nette Worte und gingen nach einem Handschlag ihrer Wege. Der alte und der neue Star auf Schalke zollten sich gegenseitig Respekt.

Das verdiente 3:0 des FC Schalke 04 nach Treffern von Klaas-Jan Huntelaar, Johannes Geis und Alessandro Schöpf schien in diesem Moment keine Rolle mehr zu spielen. Aber diese Begegnung zeigte auch auf, wie unterschiedlich sich große Talente entwickeln können. Während Leroy Sané wieder ein Höchstmaß an Einsatz zeigte, sich nicht allein auf seine überdurchschnittlichen fußballerischen Fähigkeiten verließ und keinen Zweikampf scheute, zeigte Draxler wieder das Gesicht, das er in der Vergangenheit, in schlechteren Zeiten, auch häufiger in Schalke offenbarte. Der Neu-Wolfsburger wirkte völlig uninspiriert und geradezu ängstlich in dieser Begegnung.

Es schien, als meide er absichtlich jede sportliche Auseinandersetzung mit einem Gegenspieler. So, als wäre es ihm vor allem wichtig, nicht zu sehr in den Fokus der Zuschauer zu geraten. Seine Rückkehr an den Ort, an dem er 14 Jahre seines jungen Lebens zugebracht hatte, wurde von Schmähgesängen und Pfiffen der Schalke-Anhänger begleitet. Draxler schienen das zutiefst zu verunsichern.

Allerdings „war es nicht so extrem, wie man es erwarten konnte“, sagte Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking. Und auch Draxler schien nach dem Spiel eher erleichtert zu sein, dass er einigermaßen glimpflich davongekommen ist. „Ich verstehe die Fans, es ist alles im Rahmen geblieben. Aber wenn man nach Hause kommt und so empfangen wird, ist das nicht schön“, sagte er. Allerdings war es Draxler auch nicht gelungen, über seinen Schatten zu springen und sich für sein Team einzusetzen.

„Das Zusammenarbeiten als Mannschaft funktioniert im Moment nicht“, urteilte Hecking über sein Team, das nun sieben Mal in Folge nicht gewinnen konnte und ins Mittelfeld der Liga abgerutscht ist. Klaus Allofs drohte seinen Spielern dann sogar. „Im Fußball muss man laufen, aber auch denken. Dann wird man sehen, wer als Spieler solche Situationen meistern kann und unter Druck gute Leistungen bringt und kühlen Kopf bewahrt. Und auf diesem Weg wird man auch den einen oder anderen verlieren, das ist klar“, sagte der VfL-Manager. Wen Allofs genau damit meinte, ließ er offen.

Die 36 Millionen Euro, die die Niedersachsen für Draxler an Schalke gezahlt haben, sind bisher jedenfalls noch keine lohnende Investition, weil der offensive Mittelfeldspieler nicht nur in dieser Partie die Erwartungen nicht erfüllen konnte. Den Schalkern war das persönliche Schicksal ihres Ex-Spielers allerdings gleichgültig. „Ich hatte kein Mitleid mit Julian. Da hat einer freiwillig die Familie verlassen, und das kommt nicht gut an“, sagte Manager Horst Heldt und beendete das Thema von Seiten der Schalker.

Vielmehr waren die Verantwortlichen froh darüber, dass sie mit diesem deutlichen Erfolg gut im Rennen um die Champions-League-Plätze liegen. „Jeder ist marschiert, wir sind fast fünf Kilometer mehr gelaufen als Wolfsburg. Man hat gemerkt, dass jeder gewinnen und Wolfsburg hinter sich lassen wollte“, sagte Heldt.