Kameras, Torrichter: So wird international entschieden

Frankfurt/Main (dpa) - Von einer einheitlichen Lösung bei der Anwendung der Torlinientechnik ist der internationale Fußball weit entfernt. Die europäischen Top-Ligen setzen bei der Entscheidung Tor oder Nicht-Tor auf unterschiedliche Ansätze, auch die Verbände UEFA und FIFA sind sich uneins.

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ENGLAND: In der Premier League kommt die Torlinientechnik der Firma Hawk-Eye seit dieser Saison zum Einsatz. Damit ist die Liga weltweit Vorreiter bei der flächendeckenden Anwendung technischer Hilfe in strittigen Situationen. Die Einführung des „Goal Decision Systems“ kostet jeden Verein englischen Medienberichten zufolge bis 2017 rund 300 000 Euro. Das Hawk-Eye wird in allen 380 Saisonspielen angewendet und funktioniert bislang reibungslos.

Und so funktioniert es: Sieben auf jedes Tor gerichtete Kameras registrieren die Position des Balles zentimetergenau. Einen Torerfolg meldet das System in nur einer Sekunde an den Schiedsrichter. Die Uhr am Handgelenk des Referees vibriert und blinkt, es ertönt ein Audio-Hinweis über das Headset. In manchen Stadien wird darüber hinaus in weniger als 20 Sekunden wie beim Tennis eine grafische Präsentation gezeigt.

SPANIEN: Die Primera División will dem Beispiel der Engländer folgen, ist aber noch in der Testphase. In „zwei, drei Jahren“ wolle man eine Torlinientechnik einführen, sagte Liga-Generaldirektor Francisco Roca vergangenes Jahr. „So schnell wie die Premier League werden wir nicht sein, aber wir sind Fürsprecher der Technik.“ Ein in Spanien entwickeltes eigenes System sei einsatzbereit, man schließe aber auch den Ankauf einer ausländischen Technik nicht aus.

Spanien will sich nicht nur auf die Überwachung der Torlinien beschränken, sondern sein System auch zur genauen Kontrolle des Abseits einsetzen. Laut Roca sind seit drei bis vier Jahren „riesige Investitionen“ nötig, aber die Systeme „funktionieren wirklich gut“.

ITALIEN: In der Serie A gibt es für die Schiedsrichter keine technischen Hilfsmittel, stattdessen sind seit rund zwei Jahren zwei zusätzliche Torrichter im Einsatz. Nach Angaben eines Ligasprechers soll es die Richter auch in der kommenden Saison geben, in unteren Spielklassen werden sie nicht eingesetzt. Überlegungen zur Einführung einer Torlinientechnologie gibt es in Italien derzeit offiziell nicht. Zuletzt hatte Giancarlo Abete, Präsident des zuständigen Fußball-Verbandes FIGC, im vergangenen Jahr betont, er halte die Technik für nicht notwendig.

UEFA: Seit 2009/10 kommen in der Europa League zwei weitere Unparteiische auf der Torlinie zum Einsatz, eine Saison später auch in der Champions League. Bei der EM 2012 setzte die Europäische Fußball-Union erstmals auch bei einem großen Turnier auf die Additional Assistant Referees. Sie sind über Funk mit dem Hauptschiedsrichter verbunden, standen aber bereits mehrfach in der Kritik.

FIFA: Der Weltverband hatte vor dem Confederations Cup 2013 in Brasilien für GoalControl entscheiden und wird das System des Unternehmens aus Würselen nach dem erfolgreichen Test auch bei der Weltmeisterschaft in diesem Sommer nutzen. GoalControl beruht auf einer dreidimensionalen Kontrolle des Balls durch 14 Kameras, die auf beide Tore gerichtet sind. Überquert der Ball die Torlinie, geht ein Signal an den Schiedsrichter. Tore und Bälle müssen nicht extra präpariert werden.