Fragen & Antworten zur Zukunft der Tortechnik
Frankfurt/Main (dpa) - Mit dem Votum der Bundesliga-Clubs gegen eine Einführung von Torlinientechnologie ist die Diskussion um Hilfsmittel im Fußball noch nicht beendet. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Entscheidung von Montag.
Frage: Entsteht der Bundesliga durch die Ablehnung der Torlinientechnologie ein Imageschaden?
Antwort: DFL-Geschäftsführer Christian Seifert verneint einen negativen Effekt. „Ich sehe keinen Nachteil für die Wahrnehmung der Bundesliga. Der Grad der Professionalisierung steht und fällt nicht mit der Torlinientechnologie. Entscheidend ist auf dem Platz“, erklärte er. Dennoch wirkt die Entscheidung rückschrittlich. Und: Selbst Gegner wie Eintracht Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen rechnen mit neuen Kontroversen bei der nächsten gravierenden Fehlentscheidung.
Frage: Was gab den Ausschlag für die Ablehnung der Torlinientechnologie?
Antwort: In erster Linie wohl die Kosten. Ein Kamerasystem wie Hawk Eye oder GoalControl würde jeden Verein rund eine halbe Million Euro für drei Jahre kosten. Der Chip im Ball wurde mit 250 000 Euro veranschlagt. Zu viel, sagen viele Vereinsvertreter vor allem aus der 2. Liga. „Wir diskutieren über ein, zwei oder drei Entscheidungen in der Saison. Das rechnet sich nicht“, erklärte auch HSV-Sportdirektor Oliver Kreuzer.
Frage: Ist die Torlinientechnik damit endgültig vom Tisch?
Antwort: In „naher Zukunft“ erwarte er nicht, dass das Thema wieder auf der Tagesordnung stehe, sagte Reinhard Rauball, Präsident des Ligaverbandes. Aber ausgeschlossen ist nicht, dass günstigere Angebote oder Fehlentscheidungen für ein Umdenken sorgen werden. „Ich glaube nicht, dass es ein Nein für alle Zeiten war“, sagte Frankfurts Bruchhagen.
Frage: Wer sind die Leidtragenden der Entscheidung?
Antwort: Neben Vereinen, Spielern und Fans vor allem die Schiedsrichter, die sich im Vorfeld vehement für die Einführung technischer Hilfsmittel ausgesprochen hatten. „Sie haben ein klares Bekenntnis für die Technik abgegeben, müssen die Entscheidung jetzt aber so akzeptieren, wie auch die Entscheidungen der Schiedsrichter auf dem Platz zu akzeptieren sind“, sagte Andreas Rettig, DFL-Geschäftsführer Spielbetrieb.
Frage: Wie isoliert ist die Bundesliga in ihrer Entscheidung?
Antwort: Von einer einheitlichen Lösung bei der Anwendung der Torlinientechnik ist der internationale Fußball weit entfernt. In der Premier League kommt das System Hawk-Eye seit dieser Saison zum Einsatz - und funktioniert reibungslos. Die italienische Serie A setzt hingegen auf zwei Unparteiische an den Torauslinien - so wie auch die UEFA bei EM, in Champions und Europa League. Die FIFA nutzt bei der WM hingegen das System GoalControl - der Ball wird durch 14 Kameras kontrolliert, die auf beide Tore gerichtet sind.
Frage: Sind Torrichter jetzt auch in der Bundesliga eine Option?
Antwort: Nein. Die Deutsche Fußball Liga habe ein „klares Votum“ dagegen abgegeben, sagte DFL-Geschäftsführer Rettig. Er führte dafür unter anderem wissenschaftliche Gründe auf. So könne das menschliche Auge nur eine bestimmte Anzahl an Bildern pro Sekunde aufnehmen. „Aussagekräftig war der Hinweis, dass die Beurteilung der Frage 'War der Ball drin oder nicht drin' vom menschlichen Auge nicht umsetzbar ist“, betonte Rettig. Dafür dürfe eine Geschwindigkeit von 12 Stundenkilometern nicht überschritten werden.