Bayer Leverkusen Kampl öffnet die Tür zur Champions League
Der gebürtige Solinger bringt die Werkself der Königsklasse, Eintracht Frankfurt hingegen der zweiten Liga näher.
Leverkusen. Freud und Leid - sie liegen im Fußball oft eng beieinander, doch die Schlussphase einer Saison potenziert diese Gefühlswelten noch einmal. Während für den TSV Bayer 04 Leverkusen nach dem 3:0 (0:0) gegen Eintracht Frankfurt die elfte Champions-League-Teilnahme in greifbare Nähe gerückt ist, fürchtet der Gegner den fünften Bundesliga-Abstieg. „Ich bin sprachlos. Wir stehen mit dem Rücken an der Wand“, sagte der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen mit kreidebleichem Gesicht.
Dabei sah es lange Zeit recht gut aus für die Hessen. Bis Leverkusens Trainer Roger Schmidt in der 70. Minute eine Einwechslung tätigte, die Folgen hatte. Für den verletzten Chicharito brachte er Kevin Kampl, und der gebürtige Solinger seine Mannschaft dann beim ersten Ballkontakt gerade einmal 20 Sekunden später per humorlosem Flachschuss aus 18 Metern mit 1:0 in Führung. „Der Ball kam perfekt. Das war ein unbeschreibliches Gefühl, weil es ein so wichtiger Treffer war. Ich habe in diesen Schuss meinen ganzen Frust der vergangenen Wochen hinein gepackt", sagte Kampl.
55 Tage musste Kampl zuschauen, nachdem er sich am 21. Februar beim 0:1 gegen Borussia Dortmund das Wadenbein gebrochen hatte. Die Saison schien gelaufen, doch am Samstag gab Kampl sein Comeback. „Ich scheine gutes Heilfleisch zu besitzen, obwohl ein gewisses Risiko schon vorhanden war. So ganz stabil ist der Knochen noch nicht", sagte der 25-Jährige. Sein Trainer Roger Schmidt aber erinnerte sich ganz offenbar an eine ähnliche Situation während der gemeinsamen Zeit bei RB Salzburg. „Da musste ich mal mit Achillessehnen-Problemen über einen Monat aussetzen und habe dann gleich im ersten Einsatz sogar schon nach elf Sekunden ein Tor gemacht", erzählte Kampl.
Im Februar 2013 reichte dieser Treffer nur zu einem 3:3 gegen Rapid Wien, für Leverkusen war das Kampl-Tor drei Punkte und vielleicht einige Millionen wert. Denn die Werkself nutzte die Patzer der Konkurrenten und schob sich auf den dritten Tabellen-Platz vor, der die direkte Qualifikation zur Champions League bedeutet. „Da wollen wir hin, aber das wird noch ein hartes Stück Arbeit. Auf Schalke, gegen Berlin und in Mönchengladbach haben wir nun drei echte Kracher vor der Brust“, sagte Kampl.
Kracher, welche die Leverkusener jedoch mit breiter Brust angehen können. Denn während die Formkurve der Konkurrenz nach unten zeigt, weist sie bei den Rot-Schwarzen nach oben. Fünf Siege in Folge gab es nun bereits und bei jedem blieb Torwart Bernd Leno ohne Gegentreffer. Auffällig ist, dass dieser Aufwärtstrend wie schon in der vergangenen Saison just in dem Moment begann, als man aus DFB-Pokal und Europa-Cup ausgeschieden war. „Die weniger gewordene Belastung hat uns sicher etwas frischer gemacht", sagte Leno.
Die wird Eintracht Frankfurt vor dem Fernseher verfolgen, doch nach der vierten Niederlage im fünften Spiel unter Neu-Trainer Niko Kovac droht dafür die mehrmalige TV-Live-Präsenz beim Montag-Spiel der zweiten Liga. Zwar zeigen sich die Hessen durchaus strukturiert und erarbeiten sich auch Chancen, die Talfahrt geht dennoch unvermindert weiter. Seit neun Auswärtsspielen ist die Eintracht sieglos, seit fünf punktlos und seit vier torlos. „Wir machen einfach keine Tore. Ich habe Angst“, sagte Innenverteidiger Marco Russ. Ohne den verletzten Goalgetter Alexander Meier (12 Treffer) gelangen nur zwei Tore in den zurückliegenden 877 Minuten. Kevin Kampl brauchte für eines lediglich 20 Sekunden.