Klopp strebt nach „persönlicher Bestzeit“
Dortmund (dpa) - Die Psychotricks der Konkurrenten aus München und Schalke lassen Jürgen Klopp äußerlich eiskalt. Mit souveräner Gelassenheit kontert der Meistercoach von Borussia Dortmund die jüngsten Verbalattacken von Christian Nerlinger und Clemens Tönnies.
Klopps Credo ist die Besinnung auf die eigenen Stärken: „Wir haben nicht das Gefühl, mit jemandem im Wettstreit zu stehen. Wir versuchen, unsere Situation zu verbessern“ - und das haben die Schwarz-Gelben nicht zuletzt mit Mario Götzes Vertragsverlängerung bis 2016 aktuell perfekt umgesetzt - für Fußball-Lehrer Klopp „ein herausragendes Zeichen“.
Klopp sieht „massenhaft Spielraum in unserer sportlichen Entwicklung“ und wähnt die Mannschaft des Tabellenführers vor dem Duell mit dem seit fünf Begegnungen ungeschlagenen VfB Stuttgart am Freitag bestens für den restlichen Titelkampf gerüstet.
Das 6:1 beim 1. FC Köln macht noch selbstbewusster. „In Köln haben wir in der zweiten Halbzeit den Fußball gespielt, den einige bei uns vermisst haben“, erinnerte Klopp an die Rückkehr zu zauberhaftem Tun auf dem Rasen. Der BVB baute den Vereinsrekord auf 21 Partien ohne Niederlage aus, Klopp will „eine persönliche Bestzeit aufstellen“ und sieht keinen Grund, sich für 1:0-Siege wie zuletzt gegen Bremen zu entschuldigen.
Bis auf Götze, der bald wieder das Mannschaftstraining aufnehmen will, und Verteidiger Felipe Santana (Bauchmuskelzerrung) steht Klopp gegen den VfB die Top-Startformation zur Verfügung. Einen Wechsel soll es zwischen Sven Bender und Sebastian Kehl geben. „Sven ist noch nicht wieder bei 100 Prozent“, erläuterte Klopp.
Bei fast hundert Prozent ist dagegen der VfB - zumindest bei der Ausbeute der zurückliegenden fünf Spiele. Viermal gewonnen, einmal Remis, 11:2 Tore - das spricht für sich und lässt Bruno Labbadia den Auftritt im Signal Iduna Park durchaus selbstsicher angehen: „Wir haben Hochachtung, Respekt, aber keine Angst. Es ist doch wunderbar, in diesem Stadion vor 80 000 Leuten zu spielen.“
Im Fall des ersten Sieges in Dortmund seit dem 4. Februar 2007 (1:0) winkt Labbadia und Co. nach dem 28. Spieltag der fünfte Platz. „Wir werden versuchen, dagegenzuhalten und etwas mitzunehmen“, sagte der Coach. „Die letzten Erfolge haben uns eine gewisse Stärke gegeben.“ Cacau ist nach seinem Siegtreffer gegen Nürnberg diesmal gelbgesperrt und wird durch Vedad Ibisevic ersetzt.
Verteidiger Matthieu Delpierre („Pferdekuss“) und Khalid Boulahrouz (Zehenbruch) fehlen. Dafür nahmen Serdar Tasci nach einer Hüftbeuger-Reizung und Shinji Okazaki nach einem Innenbandanriss früher als erwartet das Training wieder auf.
Vom BVB spricht der ehemalige Bayern-Spieler Labbadia mit größtem Respekt. Es sei schon schwer genug, Meister zu werden. „Aber dann mit so einer jungen Mannschaft noch so eine Saison dranzuhängen, verdient Hochachtung“, sagte Labbadia, der Klopp und dessen Team eine große Zukunft zutraut. „Sie haben die Möglichkeit, über Jahre eine Ära zu prägen. Bei dieser Mannschaft hat man nicht das Gefühl, dass sie satt ist oder bequem wird.“