Kölner Bittencourt drückt 96-Verlierern die Daumen
Hannover (dpa) - Den Matchwinner überkam das Mitleid. „Es tut ein Stück weit weh“, bemerkte Leonardo Bittencourt, nachdem er Hannover 96 mit zwei Toren für den 1. FC Köln den wohl letzten Stoß versetzt hatte.
Der ehemalige Hannoveraner will seinem Ex-Club nach dem 0:2 (0:1) immerhin „die Daumen drücken, dass sie noch irgendwie auf den Relegationsrang kommen“. Doch das scheint ausgeschlossen.
Es war eine kuriose Pointe des 26. Spieltages, dass ausgerechnet Bittencourt mit seinen Treffern in der 43. und 62. Minute das übrig gebliebene Fünkchen Hoffnung beim Letzten der Fußball-Bundesliga fast ersterben ließ. Es war nett gemeint, es ging aber an der Realität vorbei, dass der 22-Jährige sagte: „Die Mannschaft gehört in die 1. Liga.“ Auch gegen die zweitschlechteste Rückrunden-Mannschaft wurde überdeutlich, dass das 96-Team Erstliga-Ansprüchen nicht genügt.
Während Bittencourt bereits im Stadioninneren über die Erleichterung nach seinen Saisontreffern zwei und drei sprach, mussten seine früheren Kollegen zum Rapport zu den Fans. In der Kurve ging es hoch her, einige Spieler gaben mehr oder weniger freiwillig ihre Trikots ab.
„Die gehen hart mit uns ins Gericht“, berichtete Nationaltorwart Ron-Robert Zieler: „Ich kann das verstehen.“ 96-Kapitän Christian Schulz sagte über den Ärger der aufgebrachten Anhänger: „Natürlich sind sie enttäuscht, deshalb haben wir mit denen gesprochen.“ Hoffnung auf eine Wende zum Besseren haben weder Fans noch Spieler.
Nach ordentlichem Beginn gegen die passiven Kölner brach Hannover am Samstag nach dem ersten Bittencourt-Tor zusammen und kassierte am Ende die fünfte Heimspiel-Niederlage unter Trainer Thomas Schaaf. Ein solche Negativ-Serie gab es noch nie für einen neuen Coach in der Bundesliga.
„Es ist ein absolutes Desaster“, fasste Zieler zusammen, der in dieser Saison als einziger 96-Spieler durchgehend Erstliga-Niveau zeigt. Zu den Aussichten in den verbleibenden acht Spielen sagte der Torwart: „Wir brauchen ein kleines Wunder.“ Der Letzte hat bereits sieben Punkte Rückstand auf den Vorletzten und zehn Zähler Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz.
Angesichts der erneuten Enttäuschung und des nur noch theoretisch möglichen Klassenerhalts rückte Manager Martin Bader erstmals deutlich von der Mannschaft ab. Zu viele Spieler hätten „noch nicht mitbekommen, was Abstiegskampf bedeutet“, klagte der Geschäftsführer. Zum sich abzeichnenden Gang in die 2. Liga sagte er: „Dann wird die Suppe ausgelöffelt, und das tut weh.“
Ob auch der Trainer eine Klasse tiefer für Hannover arbeiten würde, ist weiter unklar. „Ich habe mit Thomas auch schon über die 2. Liga gesprochen, aber noch nicht konkret, bis wann er eine Entscheidung getroffen hat“, sagte Bader und betonte: „Ich arbeite mit Thomas sehr gerne zusammen.“
Trotz des ungebremsten Absturzes, trotz nur drei Punkten in neun Spielen soll Schaaf in Hannover Trainer bleiben: „Er ist einer, der - obwohl die Ergebnisse nicht stimmen - dem Verein sehr gut tut“, sagte der Geschäftsführer.