VfB und Ingolstadt ballern sich Richtung Klassenziel
Ingolstadt (dpa) - Die unerwartete Torflut und der hohe Unterhaltungswert in der Partie des FC Ingolstadt gegen den VfB Stuttgart sorgten für ganz unterschiedliche Gefühlslagen im Abstiegskampf.
Während VfB-Coach Jürgen Kramny sich als gefühlter Sieger über einen „Punkt der Moral“ freute, haderte Trainerkollege Ralph Hasenhüttl nach dem 3:3 (1:1) mit dem vergebenen Ingolstädter Matchball auf dem Weg zum Klassenverbleib. „Es fühlt sich noch nicht gut an. Es tut weh“, bemängelte der Österreicher kurz nach einem starken Auftritt des Aufsteigers. „Das war das wahrscheinlich beste Heimspiel, das wir in der Saison geliefert haben.“
Tore, Intensität, Dramatik - das mitreißende Remis brachte die zwei Mittelfeldteams zudem ihren Zielen näher: der zweiten und der 52. Saison in der Fußball-Bundesliga. 38 Punkte „könnte so 'ne Zahl“ für den Klassenverbleib sein, spekulierte Kramny, „aber wer rechnet, der kann sich auch mal verrechnen“. Mehr Liga-Durchschnitt geht aktuell nicht: Ingolstadt (33 Punkte) und Stuttgart (32) sollte im Abstiegsfight normalerweise nicht mehr viel passieren.
„35 Punkte wären Gold wert gewesen“, mäkelte FCI-Torschütze Moritz Hartmann nach dem fünften Spiel in Serie ohne Niederlage am Samstag. „Das wäre ein Riesenschritt gewesen Richtung Klassenerhalt, so müssen wir noch ein bisschen warten.“ Hartmann (4. Minute) mit seinem siebten Saisontreffer, Mathew Leckie (56.) und Winter-Neuzugang Dario Lezcano (61.) mit dem Premierentor ließen die wegen ihrer Spielweise oft gerügten Ingolstädter beim Heim-Spektakel bei einem Gegentreffer von Filip Kostic (9.) lange auf den Sieg hoffen. Doch dann drehte die drittbeste Rückrundenelf durch Lukas Rupp (80.) und Daniel Didavi (84./Foulelfmeter) spät noch einmal auf.
„Es war einfach die Dummheit, den Ball nicht wegzuschlagen“, ärgerte sich FCI-Kapitän Marvin Matip nach der fragwürdigen Elfer-Situation. „Durch die Fehlentscheidung habe ich den Jungs heute definitiv zwei Punkte gekostet.“ Auch Torschütze Lezcano, mit 2,5 Millionen Euro teuerster Vereinstransfer, war trotz des Treffers nicht zufrieden. Denn der Paraguayer hatte das zwischenzeitliche 4:1 und damit wohl die Entscheidung auf dem Fuß.
„Wir haben Glück gehabt, dass das 4:1 nicht fällt“, räumte Kramny ein. „Danach haben wir hopp oder top gespielt. Es war so ein bisschen eine Achterbahn von allem“, sagte der VfB-Coach, „aber wenn man drei Gegentore bekommt, war wahrscheinlich nicht alles gut.“
Überaus positiv waren aber Wille und Moral nach dem 1:3, zumal der verletzte Weltmeister Kevin Großkreutz in der Schlussphase nur noch eine Statistenrolle übernehmen konnte. „Im Nachhinein haben wir den Punkt mit zehn Mann geholt“, erklärte Kramny, der nach drei Wechseln nicht mehr tauschen konnte. „Insgesamt kann man viel mitnehmen. Wenn man noch ein paar positive Dinge mehr gut macht, dann werden wir die nötigen Punkte holen.“
Kurios war nicht nur die hohe Zahl der Treffer - Ingolstädter Heimspiele hatten bislang einen Toreschnitt von 1,92, Stuttgarts Auswärtspartien einen von 4,0 - sondern auch das Fehlen von FCI-Stürmer Elias Kachunga. Nach dem Ausfall des kranken Lukas Hinterseer wollte Hasenhüttl den Stürmer in den Kader berufen, doch er erreichte ihn nicht am Telefon. „Das ist dumm gelaufen für ihn“, sagte Hasenhüttl.