Königsblaue Schalker machen sich langsam fein für Europa

Köln (dpa) - Die wummernden Bässe, die durch die Gänge hallten, waren das nicht zu überhörende Schalke-Signal: Wir sind wieder da. Mit lauter Musik wurde in der Kabine das 3:1 beim im Mittelmaß versinkenden 1. FC Köln gefeiert.

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Es herrscht gute Laune bei den Fußballprofis in Königsblau - zurecht. Nach sieben Zählern binnen der Englischen Woche sind die Gelsenkirchener auf Kurs Richtung Europa.

41 Punkte - gut. Aber für den in Köln überragend haltenden Keeper Ralf Fährmann, der nur das 1:2 durch Leonardo Bittencourt (33.) nicht verhindern konnte, nicht gut genug. „Jetzt heißt es: voller Angriff in Berlin bei einem Sechs-Punkte-Spiel“ - so blickte der immer mehr zum EM-Kandidaten für Bundestrainer Joachim Löw werdende Fährmann auf Freitag, wenn der direkte Konkurrent Hertha BSC Gastgeber sein wird.

Eines ist den Schalkern dank der Tore von Klaas-Jan Huntelaar mit einem verwandelten Foulelfmeter in der 2. Minute, Max Meyer (23.) und „Joker“ Franco Di Santo (76.) vor 49 300 Zuschauern in Müngersdorf gelungen: die Beruhigung eines Vereins, bei dem irgendwie immer Unruhe herrscht. Trainer André Breitenreiter räumte es ein, schob die Ursachen aber anderen zu: „Wir wissen alle, dass auf Schalke großes Interesse besteht, immer wieder Unruhe reinzutragen. Von außen, um es ganz bewusst zu sagen.“

Das war auch dem 42-Jährigen widerfahren, als zu lesen war, Schalkes künftiger Manager Christian Heidel habe irgendwie Kontakte zum einstigen Mönchengladbacher Borussia-Coach Lucien Favre hergestellt. „Das interessiert mich nicht“, beschied Breitenreiter. „Mit Gerüchten beschäftige ich mich eigentlich weniger.“

Er tut gut daran. Denn die Fakten, die sein Team auf dem Kölner Rasen präsentierte, waren dazu angetan, Breitenreiter ein gutes Zwischenzeugnis auszustellen. In einem begeisternden, temporeichen und höchst unterhaltsamen 80. Bundesliga-Westderby machten seine Schalker Wirbel wie in „Kreisel“-Zeiten, das 0:3 beim peinlichen Europa-League-Aus gegen Donezk wurde - auch für die kritischen Anhänger - mit spielerischen und kämpferischen Mitteln getilgt.

„Brutal attraktiv“ war das Ganze nach Einschätzung Breitenreiters, der ob der vielen Chancen hüben wie drüben festhielt, dass man „schon mal wahnsinnig“ werde als Coach auf der Bank. Seine Jungs halten - allen Gerüchten rund um den Ernst-Kuzorra-Weg zum Trotz - große Stücke auf ihn: „Wer uns intern kennt, der weiß, dass jeder für den Trainer durch das Feuer gehen würde“, sagte Johannes Geis bei Sky.

„Noch mehr Engagement geht nicht“, attestierte Fährmann seinem Chef-Übungsleiter. Immer wieder werde in Gelsenkirchen „ein Feuer aufgemacht“. Zunächst wegen der Nachfolge von Sportvorstand Horst Heldt, dann um den Coach. „Jetzt haben wir zweimal gewonnen, daher lachen wir und sind gespannt, was morgen neu aufgemacht wird“, meinte Fährmann. „Vielleicht wird ja jetzt der Platz schlechtgeschrieben oder die farbigen Schuhe.“

Der mit Breitenreiter bewusst gesuchte Umbruch, so Fährmann weiter, dauere eben seine Zeit. Erst jetzt wachse „ein gewisses Fundament zusammen“. Langsam zu reifen - das sei das Ziel, das Breitenreiter mit dem Team anstrebe. Um dann, in den kommenden Jahren, möglichst konstant in der Champions League zu spielen.