„Komisches Spiel“: Lieberknecht kämpft gegen Resignation
Berlin (dpa) - Gleich nach der misslungenen Hauptstadt-Mission versammelte Torsten Lieberknecht sein Personal noch auf dem Rasen des Olympiastadions zur Seelenmassage. „Wir lassen den Kopf oben, haken das Spiel ab“, trichterte der Coach von Eintracht Braunschweig den Verlierern von Berlin ein.
Mit dem 0:2 gegen eine Hertha, die nach 134 Tagen wieder ein Heimspiel gewinnen konnte, hatten sich zwar die Aussichten auf den Verbleib in der Beletage des deutschen Fußballs für die „Löwen“ weiter verdüstert. An „Aufgeben werden wir niemals denken, solange es rechnerisch möglich ist“, betonte Braunschweigs Mirko Boland jedoch kämpferisch. Noch ist die Relegation drin.
Unabhängig vom Ausgang des Spiels von Abstiegs-Mitbewerber Hamburger SV am Sonntag in Augsburg sei es für ihn wichtig, „dass ich keine Resignation spüre“, erklärte Lieberknecht, der im Kurztrainingslager im brandenburgischen Neuruppin alles versucht hatte, damit das Tabellenschlusslicht bei der in der Rückrunde schwächelnden Hertha bestehen kann. Es kam anders: Nachdem der genesene Dominik Kumbela, mit neun Saisontreffern eigentlich die Torgarantie des Aufsteigers, freistehend an Berlins Schlussmann Thomas Kraft gescheitert war (49. Minute), griff der bisherige Auswärtsmodus der Eintracht.
John Anthony Brooks (61.), WM-Kandidat des US-Nationaltrainers Jürgen Klinsmann, mit Hilfe von Eintracht-Keeper Daniel Davari und der bis zu seinem Tor enttäuschende Sami Allagui (77.) nach Vorarbeit des zurückgekehrten Adrian Ramos bescherten Hertha nach neun sieglosen Spielen wieder einen Sieg. Sie besiegelten vor mehr als 10 000 Braunschweiger Fans unter den 51 953 Zuschauern auch die elfte Auswärtspleite der Eintracht in der Bundesliga-Serie 2013/14.
Weniger als sieben Punkte in fremden Stadion konnte kein anderes Team holen. Einen allgemeingültigen Grund für die Auswärtsschwäche wollte Lieberknecht in Berlin nicht anführen: „Das Spiel hat einen Charakter bekommen, dass man keine Aggressivität aufbauen konnte.“
Vorwürfe aber machte der 40-jährige Trainer seinen Profis nicht, obwohl sie „fast alle keine Normalleistung gebracht hatten“, wie Lieberknecht bemerkte und kürzte die Aufarbeitung ab: „Das war ein komisches Spiel für uns. Einfach abhaken und fertig.“
Für die abschließenden Partien gegen den FC Augsburg und bei 1899 Hoffenheim stärkte er öffentlich das Selbstbewusstsein der Spieler, zu denen auch wieder die zuvor gegen den FC Bayern wegen einer Verspätung suspendierten Marcel Correia und Karim Bellarabi gehören. „Wir müssen die ganze Saison viel Aufwand betreiben. Bei unseren Mitteln machen die Spieler eine großen Job“, betonte Lieberknecht.
In dem Kreis auf dem Berliner Rasen hatte der Chefcoach auch noch daran erinnert, „was es für kuriose Dinge gibt im Fußball“, verriet Lieberknecht selbst. Fast hätte es schon gegen Hertha geklappt, wie Kollege Jos Luhukay einräumte: „In den zehn Minuten der zweiten Halbzeit hatte Braunschweig die stärkste Phase. Sie haben ihre zwei, drei Gelegenheiten nicht genutzt, das war Glück für uns.“
Die Eintracht-Spieler haben verstanden: „Keiner rechnet mit uns, aber wir werden alles daran setzen, die letzten Spiele gut zu gestalten“, versprach Mittelfeldmann Boland. Kapitän Dennis Kruppke weiß aber auch: „Wir sind auf Schützenhilfe angewiesen.“