Lehrmeister Rehhagel trifft auf seine Schüler

Bremen (dpa) - Dass Otto Rehhagel als 73 Jahre alter Trainer noch einmal auf seine große Liebe Werder Bremen trifft, hätte wohl niemand gedacht. Am Samstag empfängt der einstige Lehrmeister als Hertha-Coach seine Ex-Schüler und „Freunde fürs Leben“ Thomas Schaaf und Klaus Allofs.

Ganz werden Rehhagel, Schaaf und Allofs allen Beteuerungen zum Trotz ihre Emotionen beim großen Wiedersehen nicht ausblenden können. Zu viel verbindet die drei „Freunde fürs Leben“, als dass die Fußball-Bundesligapartie zwischen Hertha BSC und Werder Bremen ein Spiel wie jedes andere ist. „Natürlich ist da eine ganz besondere Beziehung, deshalb wird es für beide Seiten auch kein einfaches Spiel“, gestand Werders Clubchef Allofs vor dem Wiedersehen mit dem einstigen „König Otto“ von Bremen und neuen Trainer von Hertha BSC.

Vor allem Rehhagel wird beim Treffen mit seiner großen Liebe Werder kühlen Kopf bewahren, ihr am Ende sogar wehtun müssen, wenn er seiner heiklen Mission Klassenverbleib mit dem Drittletzten Hertha näher kommen will. Entsprechend rational geht der inzwischen 73 Jahre alte Fußball-Lehrer das Match gegen den Tabellensechsten an. „Ich kenne die Spieler, habe zu denen aber keine Beziehung“, sagte Rehhagel zum aktuellen Werder-Team.

Wie sehr ihn seine 14-jährige Amtszeit in Bremen in den 1980er und 1990er Jahren mit zwei Meisterschaften, zwei Pokalsiegen und einem Europacupsieg mit den Spielern Schaaf und Allofs geprägt hat, kann Rehhagel aber nicht leugnen. „Nur Klaus und Thomas, das sind meine Freunde für immer in meinem Leben“, beteuerte der jetzige Trainer des Tabellen-16. „Wenn man 14 Jahre zusammengearbeitet hat, hat man natürlich eine sehr persönliche Beziehung. Es gibt sehr, sehr viele Momente, an die ich mich erinnere. Wir haben unheimlich viel erreicht“, bestätigte Schaaf.

Rehhagel und Bremen - das gehört irgendwie zusammen. Bei Werder machte sich der zuvor in jungen Trainerjahren schon mal als Otto „Torhagel“ verspottete Coach einen Namen. Werder wurde unter Rehhagel zur nationalen Marke. Nach einer turbulenten Übergangsphase führten die Rehhagel-Schüler Allofs (als Manager) und Schaaf (als Trainer) dessen Erbe ab 1999 weiter. Noch immer ist Rehhagel ein wichtiger Impulsgeber für Schaaf. „Ich werde mich hüten, Otto Ratschläge zu geben. Ich nehme aber natürlich jeden gut gemeinten Ratschlag an“, sagte der aktuelle Werder-Trainer.

Aber erst nach dem Spiel. Vor der Partie ist jeder Kontakt für beide Seiten tabu. Anschließend aber bekommt der Lehrmeister von seinen Schülern jedwede Unterstützung. „Ich mag Otto, deshalb bin ich jetzt auch ein Hertha-Fan und hoffe, dass der Verein nicht absteigt“, verkündete Allofs.

Rehhagels Erfolge als Trainer von Werder Bremen:

- 2x Deutscher Meister (1988, 1993)

- Gewinn des Europapokals der Pokalsieger (1992)

- 2x DFB-Pokalsieger (1991, 1994)

- 3x Sieger im Supercup (1988, 1993, 1994)

- 4x Meisterschaftszweiter (1983, 1985, 1986, 1995)

- 1976 und von 1981 bis 1994 saß Rehhagel in der Bundesliga insgesamt 493 Mal bei Werder auf der Trainerbank. Seine Bilanz: 245 Siege, 139 Unentschieden, 109 Niederlagen.

Bei all diesen Erfolgen gehörte Thomas Schaaf zum Kader der Bremer. Der frühere Rehhagel-Schützling ist seit 1999 Coach an der Weser.

Schaafs Erfolge als Trainer von Werder Bremen:

- Deutscher Meister (2004)

- 3x DFB-Pokalsieger (1999, 2004, 2009)

- Sieger im Ligapokal (2006)

- 2x Meisterschaftszweiter (2006, 2008)

- Seit 1999 war Schaaf in 435 Bundesligaspielen Coach bei den Bremern. Seine Bilanz: 214 Siege, 93 Unentschieden, 128 Niederlagen.