Liga-Chek 16/17 Hoffenheim: Ein schöner Saisonabschluss ziert alles
Nach der turbulenten Vorsaison will Hoffenheim wieder in ruhigere Fahrwasser gelangen.
Sinsheim. Hinter der TSG Hoffenheim liegt eine ereignisreiche, turbulente Spielzeit unter dem Motto: ein schöner Schluss ziert alles. Bloß nicht wieder lange Zittern ist deshalb die Devise, wenn der jüngste Trainer der Liga in seine erste komplette Spielzeit startet.
Ist die Hoffenheimer Mannschaft nun so schlecht wie unter Markus Gisdol und Huub Stevens in den ersten 20 Spielen oder so gut wie unter Julian Nagelsmann seit dem Frühjahr 2016?
Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Das Ziel ist klar: Bloß nicht wieder Zittern bis zum Schluss, bloß nicht schon wieder Abstiegskampf. „Es muss ja besser werden“, sagt Neuzugang Lukas Rupp, der zuletzt gleich zwei Mal abgestiegen ist. Erst mit dem SC Paderborn, anschließend mit dem VfB Stuttgart. Bei den Neuzugängen setzen die Hoffenheimer vor allem auf ligaerfahrene, deutsche Spieler wie Lukas Rupp. Nagelsmann und Sportdirektor Alexander Rosen sind die Rosinenpicker der unteren Tabellenhälfte, denn die meisten Neuzugänge kommen von Clubs, die wie Hoffenheim die Vorsaison unterhalb von Platz neun beendeten. Dazu gesellt sich der bislang von Englands Meister Leicester City ausgeliehene Stürmer Andrej Kramaric, der zehn Millionen Euro kostete. Einnahmen und Ausgaben bei den Transfers halten sich die Waage. Kevin Vollands Abgang nach Leverkusen hinterlässt auf und neben dem Spielfeld eine Lücke, brachte aber20 Millionen Euro ein.
Nagelsmann erinnerte in seinen ersten 14 Bundesligaspielen oft an Julius Caesar: Er kam, sah und siegte. Geht das so weiter?
Hält Nagelsmann seinen bisherigen Karriere-Punkteschnitt von 2,17 Punkten pro Spiel, dann ist wesentlich mehr drin als der Klassenerhalt. Spannend dürfte sein, wie der jugendliche Gewinnertyp Julian Nagelsmann seine erste Krise meistern wird, so sie denn kommt. Früher oder später musste bei der TSG Hoffenheim bislang noch jeder Trainer durch ein tiefes Tal. In Hoffenheim hatte Nagelsmann als Cheftrainer immer nur Erfolg. Mit der U 17, der U 19 — und zuletzt mit dem Bundesliga-Klassenerhalt.
Wie soll der Hoffenheimer Fußball in der Spielzeit 2016/17 aussehen?
„Ich mag zu viel direkten Fußball nicht so sehr. Das ist zu fehlerhaft“, sagt Trainer Julian Nagelsmann. Zwei-Kontakt-Fußball statt Ein-Kontakt-Spiel, das ist die Devise. Hoffenheim ist halt nicht Barcelona. Nagelsmann verlangt von seinen Spielern noch mehr Flexibilität in Sachen System. Dreierkette, Viererkette, Fünferkette. Der Stundenplan der ersten Nagelsmann-Saisonvorbereitung ist vielfältig. „Wir können sehr variabel spielen, wir haben den Vorteil, dass wir im Spiel umstellen können, wenn es nötig ist“, sagt Innenverteidiger Niklas Süle. Vor allem um die Plätze im Mittelfeld herrscht Konkurrenzkampf, das personelle Überangebot im Kader ist groß.
Wer könnte der TSG-Shootingstar der Saison werden?
Heiße Kandidaten sind da zufälligerweise allesamt Jungs, die schon unter Julian Nagelsmann in der Jugend der Kraichgauer kickten. Spielgestalter Nadiem Amiri (19) hat ein ganz feines Füßchen, was auch schon englischen und spanischen Scouts aufgefallen ist. Der ebenfalls erst 19 Jahre alte Stürmer Philipp Ochs hat für die U 19 des DFB gerade erst vier Treffer bei der EM erzielt. Erste Bundesligatore dürften bald folgen. Und Niklas Süle hat mit seinen gerade einmal 20 Jahren schon 75 Bundesligaspiele als Hoffenheimer Abwehrchef auf dem Buckel — und ist eine Säule des deutschen Olympia-Teams.
Bei so vielen Talenten auf dem Platz: wo lässt Hoffenheim die Konkurrenz noch alt aussehen?
Kein Club hat auch noch jüngere Funktionäre. Hoffenheim geht nicht nur mit dem jüngsten Trainer (Julian Nagelsmann, 29) und jüngsten Sportdirektor (Alexander Rosen, 37) in die Saison. Sie beschäftigen auch den jüngsten Team-Manager der Fußball-Republik. Timmo Hardung heißt er — und ist gerade einmal 26 Jahre alt.