Liga-Check 15/16 VfB Stuttgart: Bloß nicht schon wieder eine Zittersaison

Die Schwaben hoffen mit einem Schwaben auf der Bank wieder einmal auf bessere Zeiten — Kein personeller Umbruch

Der neue Trainer des VfB Stuttgart, Alexander Zorniger hat zwar keine Bundesligaerfahrung, tritt aber selbstbewusst seinen neuen Posten an.

Foto: Daniel Naupold

Stuttgart. Beim VfB Stuttgart wünschen sie sich nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre nur eines: Endlich mal wieder eine Saison ohne Abstiegskampf bis zum Schluss. So bescheiden sind die Schwaben geworden, die in der Saison 2012/2013 noch international unterwegs waren. Ein paar im Verein aber träumen schon wieder von der Rückkehr auf die europäische Bühne.

„So eine Saison will ich nie wieder erleben“, war der Tenor beim VfB vor einem Jahr, nachdem die Mannschaft unter Trainer Huub Stevens gerade noch dem Abstieg entronnen war. Doch dann kam es noch schlimmer. Nach dem überraschenden Rücktritt von Hoffnungsträger Armin Veh war wieder Stevens der Retter, diesmal musste aber bis zum letzten Spieltag gezittert werden. Beim VfB hoffen sie nun aber, das positive Erlebnis des Endspurts mit drei (existenziell wichtigen) Siegen in den letzten drei Saisonspielen in die neue Saison zu nehmen. In schlechten Phasen könnte die Verunsicherung aber schnell wieder zum Vorschein kommen.

Davon zu sprechen, wäre weit übertrieben. Im — nicht unumstritten — Torhüter Sven Ulreich ging nur ein einziger Stammspieler, ansonsten wurde der Verein vor allem Bankdrücker und Altlasten los. Bei den Zugängen sind keine Kracher dabei. Wie immer ist beim einen oder anderen die Hoffnung groß, dass er positiv überrascht und zum Leistungsträger wird. Interessant wird der Konkurrenzkampf im Tor zwischen den Neuzugängen Mitchell Langerak (allerdings gleich mal verletzt) und Przemyslaw Tyton zu beobachten sein.

Dass seine Verpflichtung schon frühzeitig durchgesickert war, kann man Zorniger ebenso wenig vorwerfen wie seine fehlende Bundesligaerfahrung. Der Schwabe tritt nach der Rückkehr in die Heimat selbstbewusst und mit einem klaren Plan an. „Ab durch die Mitte“, lautet in Zukunft die Spielphilosophie, die die Spieler aber zuerst verinnerlichen müssen. Die Vereinsführung unter dem ebenfalls erst seit einem halben Jahr wirkenden Sportvorstand Robin Dutt glaubt jedenfalls an den Neuen — sonst hätte man Stevens zum Weitermachen bewegen oder einen anderen namhafteren Trainer verpflichten können.

Der gelungene Klassenverbleib ist auch ein Verdienst von Stürmer Daniel Ginczek, der nach fast einjähriger Verletzungspause rechtzeitig fit wurde und traf, und Winterzugang Serey Dié, der den Laden im defensiven Mittelfeld zusammenhielt. Sie sollen auch in der neuen Saison für Tore und Stabilität sorgen. Dem ebenfalls lange verletzten Mittelfeldgestalter Daniel Didavi wurde sein Wechselwunsch nach Leverkusen verwehrt, weil er (endlich) die zentrale Figur im Offensivspiel werden soll. Wenn der Nürtinger Bayer und der Champions League nicht zu sehr nachtrauert und vor allem wenn er über längere Zeit fit ist, könnte er diese Rolle spielen.

Wer die Stuttgarter in den vergangenen Jahren beobachtet hat, mag daran nicht recht glauben. An den Rahmenbedingungen wird viel gearbeitet, am Kader trotz eingeschränkter finanzieller Möglichkeiten gefeilt — aber so schnell sind die vielen Fehler der Vergangenheit nicht auszubügeln. Wenn es gut läuft und Zornigers Ideen schnell greifen, wird es zumindest etwas entspannter als in der abgelaufenen Katastrophen-Saison. Aber Zittern wird wohl ohnehin wieder die halbe Liga müssen.