Liga-Check 17/18 Schalke hat sich wieder stark verändert
Nach den Erfahrungen mit Weinzierl ist jetzt der nahbarere Tedesco die Hoffnung der Knappen. Der neue Trainer kommt an. Heidel hat auch den Kader umgebaut.
Gelsenkirchen. Die Zeiten werden ruhiger in Gelsenkirchen. Sprach man vor wenigen Jahren noch von Schalke als der möglichen „dritten Kraft“ in der Bundesliga, sind die Erwartungen und Hoffnungen kleiner, die Befürchtungen aber größer geworden. Vor allem nach dem zehnten Tabellenplatz zum Abschluss der vergangenen Spielzeit. Spätestens damit hatten Sportvorstand Christian Heidel und Trainer Markus Weinzierl jegliche vereinsimmanente Euphorie versenkt.
Nicht nur der Tabellenplatz, nachdem die Knappen in den sieben Jahren zuvor immer die europäischen Wettbewerbe erreicht hatten. Die Fans hielten zwar die Saison über still, aber für die traditionell gefühlsbesoffene Atmosphäre auf Schalke ist die Ernüchterung nicht gut.
Zudem: Chelsea-Leihgabe Abdul Rahman Baba verletzt, Coke und Breel Embolo ebenfalls — das riss Lücken in den ohnehin kurzfristig zusammengeschusterten Kader.
Vieles, denn schlechter geht’s ja kaum. Personell kann es nur besser werden; ohnehin hatte Christian Heidel recht, als er trotz der Verletztenmisere im Winter erklärte: „Jetzt einen Kader aufzublähen, der uns dann im Sommer einschränkt, das werden wir nicht tun.“ Heidels Weitsicht zahlt sich aus. Zumindest, was den Kader angeht.
Zumindest war er aus unterschiedlichen Betrachtungsweisen berechtigt: Die Mannschaft zeigte kaum systemische, geschweige denn spielerische Entwicklungen — und schon gar keine Konstanz. Mitunter war der Auftritt mangelhaft, die Versetzung zwischenzeitlich gefährdet.
Abwarten, wie Domenico Tedesco, der von Zweitligist Aue kam und dort bei gerade zwei Handvoll Profispielen Regie führte, einschlagen wird. Bei seiner Vorstellung grüßte der erst 31-Jährige stilvoll mit „Glückauf“. Das passte schon mal. Er wolle „mit Demut“ an die Schalker Sache herangehen, sagte Tedesco, und: „Es sollte schon so sein, dass man unsere Mannschaft auch ohne Trikots an ihrem Spielstil erkennen kann.“
Der neue Trainer kommt gut an, wirkt zudem kompetent und beinahe zutraulich, was ihn von Vorgänger Weinzierl unterscheidet: „Der begrüßt jeden einzeln“, heißt es aus dem internen Kreis. Kapitän Benedikt Höwedes, der nach seiner Leisten-OP schon wieder mit der Mannschaft im Trainingslager in Mittersiel (Österreich) geschuftet hat, sagte: „Die Jungs sind begeistert von den Einheiten sowie den taktischen Vorstellungen des Trainers“. Aus dem Kader hört man: „Der Mann hat einen Plan.“
Die Hoffnung darauf ist groß. Bei der China-Werbe-Tour überzeugten die Schalker gegen das beileibe nicht als Laufkundschaft verschrieene Besiktas Istanbul (3:2) und Inter Mailand (1:1). Eigengewächs Luke Hemmerich war „der Gewinner der Vorbereitung“ wie zu hören war. Der 19-Jährige Mittelfeldspieler spielte sich genau so in den Fokus wie der gleichaltrige Weston McKennie aus der Dallas Academy. Amine Harit (der 20-jährige Tempofußballer wie einst Leroy Sané kam vom FC Nantes) gilt als Offensiv-Belebung, der Spanier Pablo Ínsua als Anwärter auf die Innenverteidiger-Position neben den bekannten Naldo, Höwedes und Matija Nastasic. Und auch Breel Embolo gilt für Tedesco als Neuzugang: Der Schweizer, gebürtig aus Kamerun, verletzte sich im Oktober 2016 schwer und greift nun wieder an. Und wie: „Zweistellig zu treffen, das muss schon mein Wunsch sein“, sagte der 20-Jährige keck. Nicht zuletzt gilt Abwehrrecke Bastian Oczipka (146 Bundesligaspiele, kam von Eintracht Frankfurt) auf der linken Abwehrseite als Ersatz für den nach England gewechselten Sead Kolasinac als gesetzt.
Da gilt Heidels „basta“. Der Beste im Nationalteam beim Confed Cup spielt weiter auf Schalke. Bis die weiter befeuerte Gerüchteküche klein bei- und Ruhe gibt. Goretzka hatte beim Confed Cup mit drei Toren geglänzt und wurde hinter Teamkollege Julian Draxler und dem Chilenen Alexis Sánchez zum drittbesten Spieler des Turniers gewählt. 2018 könnte er ablösefrei zu den Bayern wechseln.