Liga-Check RB Leipzig: Über drei Wettbewerbe zu Anerkennung?
Der überraschende Vizemeister muss in der kommenden Saison eine Dreifachbelastung auf höchstem Niveau schultern. Trainer Hasenhüttl baut auf ein eingespieltes Team.
Leipzig. Zwischen großer Champions-League-Euphorie und Liga-Alltag: Auf RB Leipzig wartet eine anspruchsvolle Saison. Der bei vielen Fußballfans verhasste Verein, der in der vergangenen Saison seine Feuertaufe im deutschen Oberhaus bravourös bestanden hat, will nun den Erfolg bestätigen.
Nachdem die Leipziger in der vergangenen Saison als Bundesliga-Neuling einen sensationellen zweiten Platz erreicht hatten, bemühten sich die Verantwortlichen, ihren Kader zusammenzuhalten. Die bisher prominentesten Abgänge sind Davie Selke (Hertha BSC) und Rani Khedira (FC Augsburg). Die heiß umworbenen Stützen Naby Keita und Emil Forsberg sollen — und können wohl auch — gehalten werden. Verglichen mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln blieben die Leipziger beim Einkauf neuer Spieler sparsam: Jean-Kévin Augustin von Paris Saint-Germain ist mit 13 Millionen Euro Ablösesumme der teuerste Neuzugang, gefolgt vom Linksaußen Bruma, der für 12,5 Millionen Euro von Galatasaray Istanbul kam. Über ein altbekanntes Gesicht freuen sich die Leipziger indes besonders: Verteidiger Lukas Klostermann steht nach überstandenem Kreuzbandriss wieder auf dem Platz.
Für die Sachsen spricht, dass sie eingespielt sind. Nur wird es wichtig sein, die Neuzugänge zu integrieren, denn bei drei Wettbewerben reichen elf gute Spieler nicht. Personelle Variabilität auf möglichst allen Positionen muss das Ziel sein. Die Leipziger haben ein sehr junges Team mit talentierten, aber eben auch wenig erfahrenen Akteuren. Vor allem Einsätze in der Champions League können nur ein paar Spieler vorweisen. Fitness kann als Stärke ein Schlüssel zum Erfolg sein angesichts der Spiele unter der Woche und des aufwendigen Pressing-Fußballs.
In der vergangenen Spielzeit war RB das unbekannte Team. Das Überraschungsmoment hatte Leipzig definitiv auf seiner Seite — gewiss auch ein Faktor für den Erfolg. Mittlerweile kennt RB die Bundesliga, aber die Bundesliga kennt auch RB und seine Spielweise. Darüber hinaus liegt der Fokus der Sachsen eben nicht mehr nur auf der Bundesliga. Und: Die Teilnahme an internationalen Wettbewerben brachte in der Vergangenheit schon einige Vereine in sportliche Schwierigkeiten.
47 Tage, nachdem die Leipziger die Saison 2016/17 mit einem Remis gegen Eintracht Frankfurt beendet hatten, startete die Mannschaft in die Vorbereitung. Timo Werner, Top-Torschütze der Leipziger in der vergangenen Spielzeit, stieg aufgrund der Teilnahme am Confed-Cup erst etwas später ein. Testspiele bestritt das Team gegen den türkischen Verein Konyaspor (1:0) und den Premier-League-Klub Stoke City (1:2). Beim „Emirates Cup“ verlor Leipzig gegen den FC Sevilla mit 0:1, anschließend gelang ein 2:0-Sieg gegen Benfica Lissabon.
In der Vorsaison sahen sich die Leipziger mit Hasstiraden, Farbbeutelwürfen auf den Mannschaftsbus bis hin zu Attacken auf Fans in Dortmund konfrontiert. Das Konzept des Vereins, hinter dem Red Bull ein milliardenschweres Unternehmen steht, darf kritisch gesehen werden. Dass dabei eine Grenze überschritten wurde, ist ebenfalls Fakt. Sportdirektor Ralf Rangnick und Trainer Hasenhüttl parierten die Anfeindungen souverän — oder lächelten sie weg. Prognose: Wie im Falle Hoffenheims werden sich die Fußballfans wahrscheinlich mit RB arrangieren. Vielleicht sogar schon in der kommenden Saison.