Liga-Check 16/17 Der FC Bayern hat gleich zwei erste Garnituren

Augsburg. Drei Jahre unter Pep Guardiola haben spektakulären Fußball gebracht — nicht aber den gewünschten Champions-League-Titel. Mit Carlo Ancelotti kommt ein Spezialist für die Königsklasse.

Münchens Philipp Lahm, David Alaba, Mats Hummels, Kingsley Coman, Thomas Müller undJavi Martinez jubeln über den Treffer zum 0:2 im Supercup Spiel gegen Borussia Dortmund.

Foto: Jonas Güttler

Das sollte passen. Noch dazu hat der Trainer den wohl stärksten Bayern-Kader aller Zeiten zur Verfügung. Aber das heißt es ja jedes Jahr bei den Münchnern …

Nein, niemand. Schließlich spielt Hummels vor Manuel Neuer und neben ihm verteidigen Jerome Boateng, David Alaba und Philipp Lahm. Das ist die beste Defensive der Welt. Auf die aber sowieso nichts zukommt, weil ja davor schon Arturo Vidal und Renato Sanches unliebsame Eindringlinge in die eigene Hälfte verweisen. Vorne treffen Thomas Müller und Robert Lewandowski, wie es ihnen beliebt. Und dann sind da ja auch noch Douglas Costa, Arjen Robben, Franck Ribéry und Kingsley Coman, die für Spektakel sorgen. Joshua Kimmich, Thiago, Javi Martinez und Xabi Alonso dichten den Rest des Feldes ab. Ach, es dürfen nur elf Spieler auf dem Feld stehen? Na, dann gibt es auch Räume, um sogar gegen die Bayern zu treffen.

Glaubt man Franck Ribéry, stimmt das. Der Franzose ließ nach dem Amtsantritt von Ancelotti keine Möglichkeit aus, Guardiola zu kritisieren. Zu unerfahren, redet zu viel, zu wenig Freiheiten — Ribéry findet den Spanier eher so mittelgut. Im Rest des Vereins aber sieht man die Arbeit Guardiolas viel positiver. Der Coach hat Strukturen hinterlassen, von denen Ancelotti profitiert. Er wird nicht viel ändern. Allerdings ist der gute Mann Italiener und als solcher ist es ihm fremd, seine Akteure freigeisternd über das Spielfeld laufen zu lassen. Die Spieler werden das Gefühl haben, selbstständiger handeln zu können — das liegt aber auch an der Vorarbeit Guardiolas. Eine gute Ausgangsbasis für seinen Nachfolger.

Natürlich nicht. Allein schon, weil es keine B-Elf der Bayern gibt. Ob Ribéry und Robben oder Coman und Costa spielen, macht kaum einen Unterschied. Und selbst wenn ein fitter Badstuber zusammen mit einem fitten Martinez in der Innenverteidigung spielt, muss das nicht viel schlechter sein als das Duo Hummels/Boateng. Dazu kommen Verletzungen und Sperren, die übrigen Bundesligisten sollten sich mal nicht allzu viele Hoffnungen auf Erfolgserlebnisse machen.

Doch: Carlo Ancelotti. Der gute Mann trainiert seit 2003 europäische Top-Teams, hat seitdem aber mit dem AC Mailand, dem FC Chelsea, Paris St. Germain und Real Madrid lediglich drei Mal die Meisterschaft geholt. Genauso oft gewann er die Champions League, die ja gemeinhin als schwieriger zu erringen gilt. Ancelotti ist ein Spezialist für die Königsklasse. Die Spannung bei einem Team aber über die ganze Saison hinweg zu halten, ist ihm nicht so oft gelungen.

Nachdem Chefmahner Matthias Sammer zurückgetreten ist, fehlte den Münchnern jemand, der die Mannschaft intern und öffentlich reizt. Dass sich Hoeneß von Beginn an aber auch wieder in Kontroversen einschaltet, die über die Belange des FC Bayern hinausgehen, ist unwahrscheinlich.