Liga-Check 17/18 Borussia Dortmund schreibt immer mehr Schlagzeilen

Erst der Streit zwischen Tuchel und Watzke, jetzt das Theater um Dembélé und Aubameyang — es ist immer etwas los in Dortmund. Der Kader ist hoch talentiert.

Dortmund. In der vergangenen Saison hat Borussia Dortmund mehr Schlagzeilen geschrieben als Branchenprimus Bayern München. Das perfide Nagelbomben-Attentat auf den Mannschaftsbus sowie der facettenreiche Machtkampf zwischen Boss Hans-Joachim Watzke und Thomas Tuchel, der in der Entlassung des Trainers mündete, überdeckten grundsolide bis mitunter herausragende sportliche Leistungen. Trotz vieler Turbulenzen gewann Dortmund erstmals seit 2012 wieder einen Titel (im DFB-Pokal) und qualifizierte sich direkt für die Teilnahme an der Champions League.

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Nach dem bitteren Verlust vieler Stars — vor zwölf Monaten verlor Dortmund Mats Hummels, Henrikh Mkhitaryan und Ilkay Gündogan binnen kürzester Zeit — könnte es dem Club diesmal gelingen, alle Leistungsträger zu halten. Könnte, wohlgemerkt. Das Transferfenster schließt erst am 31. August. Genügend Zeit für einen irren Millionen-Poker zwischen dem FC Barcelona und dem BVB um Ousmane Dembélé, der gerade in vollem Gange ist und den Fokus total verrückt hat. In diese Posse um einen suspendierten Jungstar, der weg will, aber wohl nur weg darf, wenn Barcelona seine Neymar-Millionen zu einem guten Teil (130?) überweist, ist jetzt noch Pierre-Emerick Aubameyang eingestiegen, der in den sozialen Medien mit dem AC Mailand flirtet. Verrückte Zeiten sind das. Prognose: Dembélé geht und füllt die Kassen bis zum Anschlag, Aubameyang bleibt — erst einmal. Damit hätte Watzke ein Teilziel erreicht: mit Erfindungsreichtum im Transfergeschäft konkurrenzfähig zu bleiben. „Im internationalen Fußball explodieren auf Top-Niveau die finanziellen Aufwendungen. Clubs wie Manchester United, Manchester City oder der FC Liverpool pumpen immense Summen in ihre Kader. Die kommen alle mit 280 Stundenkilometern auf der linken Spur mit Lichthupe angerauscht und wollen uns verdrängen“, sagt der BVB-Geschäftsführer.

Marco Reus, einer der Anführer, kehrt nach einer Knie-OP erst im nächsten Jahr zurück. Mit einem Comeback des ebenfalls schwer verletzten Nationalspielers Julian Weigl (Knöchelbruch) ist wohl frühestens Ende September zu rechnen, noch länger dauert die Genesung des portugiesischen Auswahlspielers Raphael Guerreiro (Fußbruch). Und auch Mario Götze (Stoffwechsel-Störung) braucht weitere Zeit, um in Schwung zu kommen.

Der Niederländer favorisiert das sehr offensive 4-3-3-System und hohes, aggressives Gegenpressing. Vorgänger Tuchel spielte oft mit drei Innenverteidigern — und dies sehr erfolgreich.

Die Konfrontation mit Tuchel spaltete die Anhänger des BVB und sorgte im Kader für Lager-Bildungen. Auch Watzke nahm in diesem Konflikt, der zunehmend persönlich wirkte, erheblichen Schaden. Im Falle eines missglückten Saisonstarts könnte sich die Stimmung unter den Fans gegen ihn richten. Zumal es der Clubspitze in der Nachfolge des gefeuerten Tuchels nicht gelang, die 1a-Lösung (Lucien Favre) zu präsentieren, sondern in Bosz nur die 1b-Lösung.

Ein eindeutiges Ja, wenn es diese Probleme nicht geben würde. Ein klares Jein, weil es so ist, wie es ist. Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, dass der BVB punktuell jedem Gegner in Europa gefährlich werden kann - aber eben (noch) nicht auf Strecke. Ein herausragender Saisonstart könnte der Mannschaft Flügel wachsen lassen. Der Kader hat jedenfalls überragendes Potenzial, von dem vieles noch nicht ausgeschöpft ist.