Liga-Check 17/18 Freiburg: Tief im Süden mal wieder nichts Neues

Freiburg strebt - wie schon in der letzten Saison - den Klassenerhalt an.

Nach dem Aus in der Europa League können sich die Freiburger ganz auf den Verbleib in der Bundesliga konzentrieren.

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Freiburg. Aufgestiegen, ein bisschen Lehrgeld gezahlt, dann immer frecher, selbstbewusster und auch erfolgreicher geworden: Die vergangene Saison war eine großartige für den SC Freiburg, die mit dem vorher nie erwarteten siebten Platz gekrönt wurde. Und jetzt? Nichts Neues im Süden, der möglichst früh sichergestellte Klassenerhalt ist wieder Saisonziel in Freiburg.

Positives und, nein, nicht Schlechtes, sondern Altbekanntes. Hoch erfreut war Trainer Christian Streich über die mentale Stärke seiner Fußballer, die sich von gelegentlichen Tiefschlägen nie haben irritieren lassen. Großartig empfand er den Zusammenhalt, der es ermöglichte, auch grobe Schnitzer einzelner mit einer anderswo so nicht gekannten Leichtigkeit aufzufangen. Das wird weiterhin so sein, da können sich die Anhänger des Sportclubs sicher sein.

„Weil die Jungs alle einen super Charakter haben“, wie Streich betont. Und das Altbekannte? Wieder sind mit Vincenzo Grifo und Maximilian Philipp zwei Leistungsträger gegangen. Zweifelsfrei haben die Südbadener an Qualität im Offensivspiel verloren. Grund zu Lamentieren ist das für Streich freilich nicht. „Auch wenn wir die Spieler weitergebracht haben, können wir ihnen den nächsten Schritt doch nicht verwehren.“ Eine edle Haltung.

Mit dem Abwehrspieler Philipp Lienhart (20 Jahre) von Real Madrid und dem offensiven Mittelfeldspieler Bartosz Kapustka (20) von Leicester City, beides ausgeliehene Kicker aus der Kategorie Rohdiamanten, sind bis jetzt erst zwei neue Kräfte dazugekommen. Das Geschäft für die Sportdirektoren Jochen Saier und Klemens Hartenbach ist schwierig, die Preise auf dem Spielermarkt bewegen sich auf einem vorläufigen Allzeithoch. So haben sie beim Sportclub für Grifo und Philipp auch über 25 Millionen Euro eingenommen.

„Jetzt denkt jeder, wir schwimmen im Geld“, sagt Saier. Verglichen mit früheren Zeiten könnte man das so sehen, aber dass man nun exorbitante Forderungen anderer Vereine erfüllen soll, kommt bei den geerdeten Freiburgern nicht in die Tüte. Der Trainer findet, dass im Fußball inzwischen „zu viele mitverdienen wollen“ und sein geliebter Sport „gesellschaftlich eine Bedeutung erreicht hat, die nicht mehr angemessen ist“ — ein paar weitere Zugänge hätte Christian Streich natürlich trotzdem gerne: „Denn so wird es nicht reichen.“ Das hat sich prompt in der Qualifikation zur Europa League bestätigt — das Aus gegen den slowenischen Pokalsieger NK Domzale ist wahrlich kein Ruhmesblatt.

Europa hätten sich die Spieler durch ihre guten Leistungen verdient, hatte Christian Streich immer wieder gesagt und ergänzt, „die Erlebnisse, die wir vor vier Jahren in Europa gehabt haben, waren besondere.“ Der Trainer hatte aber auch erklärt, dass eine Europa-League-Belastung mit Blick auf das Abschneiden in der Bundesliga „schwierig“ sei. Nach dem Scheitern heißt es nun: Schade um die Erlebnisse, auf die Liga freuen, ranklotzen.

Bis auf Grifo und Philipp sind alle Leistungsträger geblieben. Deren Selbstvertrauen ist ungebrochen — aus gutem Grund. Schon in der vergangenen Saison haben die Freiburger mehrere Spiele erfolgreich ohne die beiden bestritten. Stürmer Florian Niederlechner gibt sich forsch: „Ich glaube, wir können wieder eine gute Rolle spielen.“ Möglich ist, dass Bundesliga-Rekordjoker Nils Petersen öfter von Anfang an spielt. Streichs Gedanken kreisen auch um andere Personen. So könnte Mike Frantz, zuletzt meist zentral im Mittelfeld, wieder offensiver auftreten, auch Jannik Haberer könnte eine Art zweite Spitze geben. Wichtig: Der Deckungsverbund und das defensive Mittelfeld sind eingespielt — so U-21-Europameister Marc-Oliver Kempf nicht doch noch den Absprung macht.

Wie immer ans rettende Ufer. In der starken Vorsaison hatte der SCF Anfang April ein richtungweisendes Spiel in Wolfsburg. Gerade hatte man gegen Bremen 2:5 verloren und eine Niederlage bei den Wölfen hätte die Freiburger mit in den Abstiegskampf gezogen. Doch Streichs Charakterköpfe siegten 1:0 und machten sich ab in Richtung Vorderfeld. „Das war eng — und bei uns wird es immer eng sein“, sagt Streich. „Wir wollen es wieder gut machen“, sagt der SC-Coach, „damit wir im Mai 2018 auf einem Tabellenplatz stehen, der uns ein weiteres Jahr in der Bundesliga mitspielen lässt.“ Das kann gelingen — so etwa zwischen den Rängen zehn und 15.