Luhukay schmeißt hin: „Tut verdammt weh“

Augsburg (dpa) - Großes Theater in der Augsburger Puppenkiste: Eisern schwieg Jos Luhukay bei der Verkündung seines Abschieds zu seinen wahren Beweggründen, aber das machte den Knall-Abgang des gefeierten Trainers nur noch bemerkenswerter.

Mit feuchten Augen umarmte der Holländer nach seinem mit 1:0 gewonnenen Abschiedsspiel gegen den Hamburger SV jeden seiner Spieler und auch alle Betreuer - den Blumenstrauß des Präsidenten nahm er emotionslos entgegen.

Auf der gemeinsamen Ehrenrunde warfen ihn die FCA-Profis vor der Fankurve in die Luft. „Luhukay, Luhukay“, skandierten die Anhänger, bevor der Vater des Augsburger Fußball-Wunders bewegt Servus sagte. „Es tut verdammt weh“, betonte Luhukay, der menschlich enttäuscht von der Vereinsführung ein Jahr vor dem Vertragsende abtrat - „durch die vordere Tür“, wie er ausdrücklich betonte. Sein schweres Erbe wird wahrscheinlich Markus Weinzierl (37) antreten, der vorher noch mit dem Drittligisten Jahn Regensburg den Zweitliga-Aufstieg anpeilt.

Der große Knall zum Saisonende verhagelte die Stimmung bei der Nichtabstiegs-Party im Anschluss an den letzten Sieg unter Luhukay mit dem Tor des Südkoreaners Ja-Cheol Koo (34. Minute). Von „einem Schock“ sprach Mittelfeldspieler Daniel Baier. Der FCA steht vor einer Zeitenwende; schließlich verlässt auch Manager Andreas Rettig den Club, vermutlich Richtung Deutsche Fußball Liga (DFL).

„Wir müssen das akzeptieren“, sagte Präsident Walther Seinsch mit leiser Stimme. Er bedaure Luhukays Entschluss „außerordentlich“, versicherte der 70-Jährige bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem bisherigen Trainer und Manager Rettig. Der Nachsatz, das sei seine „ehrliche und ernsthafte Meinung“, weckte jedoch Skepsis.

Fragen der Reporter wurden nicht zugelassen. Luhukay gab jedoch beredte Hinweise. Ihm sei der Abschied „unheimlich schwer gefallen, nicht so sehr als Trainer, sondern vor allem als Mensch“. Schon Ende März habe er in Gesprächen mit dem Verein anklingen lassen, „dass ich Zweifel über meine Zukunft habe“, berichtete der 48-Jährige.

Luhukay, ein Mann „mit Normen und Werten“, spürte wohl, dass man von ihm abrückte. Der künftige Sportmanager Manfred Paula soll ohne Rücksprache den Transfermarkt beackert haben. Die Hinhaltetaktik bei der Vertragsverlängerung seiner Assistenten Rob Reekers und Markus Gellhaus stimmte Luhukay noch nachdenklicher. „Es spielen im Sport auch Gefühle eine Rolle“, bemerkte er. Seinen Spielern machte er zum Abschied nur Komplimente: „Ich habe eine Mannschaft, die Charakter gehabt hat, Mentalität und vor allem Herz gezeigt hat.“

Rettig, der Luhukay seit dessen Verpflichtung im April 2009 immer Rückendeckung gegeben hatte, hob hervor, dass der Trainer seinen Vertrag „ohne einen Euro Abfindung“ zurückgegeben habe. „Es war eine fantastische Zusammenarbeit“, schwärmte der Manager. Luhukay dementierte energisch Gerüchte, „dass ich schon Gespräche mit anderen Vereinen hatte“. Trotzdem ist er nun ein Topkandidat auf dem Trainermarkt. Einen neuen Arbeitgeber dürfte er rasch finden, womöglich im Rheinland und damit näher zu seiner Familie in Venlo.

In Regensburg hat man sich schon auf den Verlust von Weinzierl eingestellt. Man müsse leider damit rechnen, „dass er uns wirklich in Richtung Augsburg verlassen wird“, sagte der Sportliche Leiter Franz Gerber. Die Verkündung des beschlossenen Wechsels könnte jedoch bis nach den Aufstiegsspielen der Oberpfälzer zur 2. Liga dauern.

Beim Bundesliga-Dino HSV rief Trainer Thorsten Fink nach einem „Krisenjahr“, das mit einer unrühmlichen Niederlage und dem 15. Platz endete, eine Transferoffensive aus: „Wir werden den Kader ordentlich verstärken.“ Der lange verletzte Nationaltorhüter René Adler aus Leverkusen soll den Anfang machen. „Wir müssen daran arbeiten, eine charakterlich starke Truppe zu haben“, mahnte Abwehrspieler Heiko Westermann. So charakterfest wie Luhukay bei seinem Abgang.