Podolski - als Absteiger reif für die Insel
Köln (dpa) - Lukas Podolski wählte nach dem dritten persönlichen Abstiegstrauma mit seinem 1. FC Köln den Seitenausgang.
Der Vollblutfußballer lief eine gute Stunde nach dem 1:4 gegen seinen früheren Arbeitgeber Bayern München zuerst quer über den Rasen und verzog sich dann durch einen Tribünenabgang aus seinem „Wohnzimmer“. Frustriert, deprimiert - und irgendwie doch unendlich dankbar für die enorme Zuneigung, die ihm die Fans schon vor dem 181. und damit letzten Pflichtspiel für den FC hatten zuteilwerden lassen.
Es waren emotional anrührende Minuten, als der künftige Arsenal-Profi vor dem Anpfiff an der Hand seines Söhnchens „tschö“ sagte und sich unter Tränen noch einmal auf die Brust mit dem Geißbock-Wappen klopfte, als wolle er noch einmal mit Inbrunst loswerden, dass er den FC immer im Herzen haben werde. Die „Poldi“-Anhänger unter den 50 000 im ausverkauften Stadion feierten ihn überschwänglich - aber es wurde kein Happy End.
„Es ist klar, dass das für mich der bitterste Moment in den letzten Jahren ist. Wenn man am letzten Spieltag absteigt, obwohl man vor dem Spiel noch auf dem Relegationsplatz steht, ist das natürlich bitter“ - mit belegter Stimme und traurigem Blick kommentierte der gebürtige Pole seinen doppelten Abschied: den von Köln Richtung London und den aus der deutschen Eliteliga.
Für den Quasi-Einzelkämpfer Podolski war es mit 18 Treffern die beste Saison seiner Laufbahn, für den Teamplayer ein Fiasko, das der 26-Jährige nicht erst am letzten Spieltag in seinem ganzen Ausmaß und mit geradezu brutaler Ehrlichkeit realisierte: „Wir sind nicht heute abgestiegen. Es ist ein Gesamtwerk der letzten Wochen und Monate, was da passiert ist.“ Klare Worte, klare Ansage eines von seinem Club und seinen Kollegen maßlos Enttäuschten.
Und Podolski setzte noch einen drauf zum Abschied. „Wenn man mit so vielen Niederlagen und so vielen Gegentoren absteigt, hat man es nicht verdient, in der Klasse zu bleiben. Das muss man einfach sagen.“ Er sagte es und lag mit seiner Meinung richtig: Außer ihm selbst und dem bedauernswerten Torhüter Michael Rensing, der nach 75 Gegentoren Tränen tiefster Enttäuschung weinte, war der FC-Kader in seiner Gesamtheit nur bedingt erstligatauglich.
Was verwirrte, war Podolskis Reaktion auf die dummen Aktionen von Hooligans, die in den Schlussminuten nur durch das Eingreifen der Sicherheitskräfte davon abgehalten werden konnten, dass es zur Eskalation kam. „Das gehört zwar nicht zum Fußball, aber man muss die Fans auch verstehen“, sagte Podolski zu den tiefschwarzen Rauchschwaden, die durch die Arena waberten, und zu den Versuchen von Unbelehrbaren, den Rasen zu stürmen. Unter dem Beifall der nicht gewaltbereiten Fans wurden sie von der Polizei schnell wieder zurückgedrängt.
Es werde immer „auf die Fans draufgehauen und gekloppt“, ließ sich Podolski vernehmen, der aber zumindest einräumte, dass selbst für ihn eines klar sei: „Solche Szenen gehören nicht zum Fußball.“ Dann indes schwenkte er abermals um und konstatierte, die Fans „ein bisschen“ verstehen zu können: „Die Emotionen, die hängen am Club, für die ist der FC mehr als alles.“ Und dann verschwand er.