Huntelaar bester Torschützenkönig seit 1981
Bremen (dpa) - Vorsichtshalber war das Schild mit dem Namen von Schalkes Torgarant Klaas-Jan Huntelaar vorher nur mit zwei Klebestreifen auf dem Fuß der Trophäe befestigt - man weiß ja nie.
Doch der niederländische Stürmer ließ auch am letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga keinen Zweifel daran aufkommen, wer die begehrte Torjäger-Kanone verdient hat und nahm sie um 17.22 Uhr fröhlich grinsend entgegen.
„Das freut mich natürlich“, kommentierte Huntelaar lapidar und klang dabei nicht gerade enthusiastisch. Dabei hatte er erneut seine ungewöhnliche Klasse bewiesen und das Spiel entschieden. Mit seinen Treffern 28 und 29 sorgte Huntelaar im Weserstadion für Schalkes verdienten 3:2-Sieg gegen Werder Bremen und stellte damit gleich noch mehrere Rekorde auf.
Der Niederländer ist jetzt der erfolgreichste ausländische Torjäger vor dem Wolfsburger Grafite (2008/09) und dem Bremer Ailton (2003/04), die jeweils 28 Tore in einer Spielzeit erzielt hatten. So erfolgreich wie Huntelaar war seit mehr als dreißig Jahren kein Bundesliga-Stürmer. Zuletzt waren Karl-Heinz Rummenigge (Bayern München) in der Saison 1980/81 29 Tore gelungen.
Und Huntelaar zog mit Klaus Fischer als bester Torschütze der Schalke-Geschichte gleich, der 1975/76 ebenfalls 29 Mal getroffen hatte. „Klaus ist ein Super-Typ, ich habe ihn ein paarmal getroffen. Gut, dass wir uns das teilen“, sagte Huntelaar, unter dem Arm die Kanone, die inzwischen ein ordentlich fixiertes Namensschild hatte.
Der Niederländer scheint der Auszeichnung nicht allzu viel Bedeutung beizumessen. „Die kommt in meinen Trainingsraum“, erklärte Huntelaar nach seinen Treffern (65./74.), die zusammen mit Julian Draxlers (30.) Tor zu einem verdienten Sieg führten. Für Werder traf nur Claudio Pizarro (41. Elfmeter/82.).
Welche Bedeutung solche Trophäen für ihn haben, wurde bei der Frage nach den beiden Auszeichnungen als bester Torjäger der niederländischen Ehrendivision (2006 und 2008) deutlich. „Ich bin schon ein paarmal umgezogen, ich weiß nicht, wo sie stehen.“ Sie müssen in „irgendwelchen Kisten“ sein.
Vor dem Spiel führte der „Hunter“, wie der Torjäger genannt wird, mit 27:26-Toren vor Mario Gomez, der für Bayern München beim 4:1 in Köln leer ausging. „Klaas Jan Huntelaar ist überragend - er hat 29 Tore gemacht und eine super Saison gespielt“, lobte der zweitbeste Torschütze der Liga.
Trainer Huub Stevens verweigerte in Bremen größere Lobeshymnen: „Da falle ich in Wiederholungen - das will ich nicht.“ Etwas auskunftsfreudiger war Manager Horst Heldt, der sagte: „Schön, dass er die Kanone jetzt hat. Anfangs hatte ich das Gefühl, dass sich kein anderer zu schießen getraut hat.“ Der Sportdirektor hat nun die Aufgabe, Huntelaar zu einer vorzeitigen Vertragsverlängerung zu überreden.
„Es gab schon ein Gespräch“, berichtete der Profi: „Über Geld haben wir noch nicht geredet.“ Für ihn sei aber anderes entscheidend: „Wichtig ist, dass wir etwas erreichen können.“ Er wolle „schauen, was mit dem Trainer ist“ und mit welchen Kollegen er in Zukunft spielen wird. „Ich habe Vertrauen in Schalke und Horst Heldt, dass sie neue Spieler holen“, sagte der Stürmer und machte damit seine Ansprüche deutlich. Eventuell will er schon vor der EM unterschreiben.