Magaths VfL Wolfsburg „nicht bundesligareif“
Bremen (dpa) - Das Gerede vom Europapokal ist beim VfL Wolfsburg endgültig vorbei. Nach der erneut erbärmlichen Auswärtsvorstellung beim 1:4 in Bremen rief Trainer Felix Magath den Existenzkampf in der Fußball-Bundesliga aus.
„Wir stehen unten drin und stecken jetzt im Abstiegskampf“, bekannte der 58-Jährige. Der VfL-Meistertrainer von 2009 sprach damit offen aus, was jeder der 39 124 Zuschauer im Weserstadion zu sehen bekam. „Wir haben die Schnauze voll“, hallte es den VfL-Profis von den eigenen Fans entgegen. Vom Gegner kam nur noch Hohn und Spott. „Einer geht noch, einer geht noch rein“, riefen die Bremer Fans angesichts der unzähligen Torchancen, die Werder gegen eine praktisch nicht mehr existente Gäste-Abwehr noch hatte.
Und so richtig ernst nahmen selbst die Werder-Spieler das auswärtsschwächste Team der Liga nicht mehr. „Der VfL hat es uns teilweise sehr einfach gemacht“, bekannte Kapitän Clemens Fritz ungewohnt offen, aber zutreffend. Magath bekannte denn auch ehrlich: „Das ist nicht bundesligareif. Deswegen stehen wir ja auch da, wo wir stehen.“ Nämlich auf Platz 14, mit 17 Zählern nur knapp über den Abstiegsrängen. Die zweitmeisten Gegentore aller Bundesligateams und nur kümmerliche vier Auswärtspünktchen - der als Europapokal-Aspirant angetretene VfL gibt derzeit ein klägliches Bild ab. „Ich glaube schon, dass man sich in Wolfsburg ernsthaft Sorgen macht“, sagte Sebastian Polter nach seinem Bundesligadebüt betrübt.
Neben dem erst 20-jährigen Polter fand auch Ex-Kapitän Marcel Schäfer deutliche Worte. „Es ist katastrophal, was wir auswärts im Moment für Leistungen bringen“, schimpfte Schäfer. Magath nutzte die schwache Leistung zur vollen Breitseite gegen seine Spieler. „Schade, dass Sebastian heute nicht getroffen hat, denn er war unser bester Angreifer“, sagte Magath. Rums, das saß.
Mario Mandzukic? Ein Schatten seiner selbst und nur durch abfällige Gesten gegen seine Mitspieler auffällig, wenn mal wieder ein Pass nicht ankam. Routinier Hasan Salihamidzic? Zur Halbzeit ausgewechselt. Ashkan Dejagah? Ein Mitläufer. „Ich denke, dass wir in der Winterpause den ein oder anderen Spieler holen werden“, kündigte Magath erneut an. Dass der Kader - den Magath freilich selbst bereits im Sommer für rund 20 Millionen Euro umgekrempelt hatte - nicht seinen Ansprüchen genügt, verdeutlichte er sofort: „Und sicherlich werden wir uns auch von dem ein oder anderen Spieler trennen.“
Da wo andere Trainer der Generation der Klopp, Tuchel, Slomka oder Favre die Spieler starkreden, versucht es Magath mit Drohungen. Oft hatte er damit in der Vergangenheit Erfolg, in Wolfsburg lässt der auf sich warten. Woanders wäre eine Trainerdiskussion schon längst im Gange, in Wolfsburg ist davon nichts zu spüren. „Ich hinterfrage mich ständig. Selbstverständlich kann ich auch nicht zufrieden sein - das bin ich auch nicht“, bekannte Magath. Doch Druck gibt es für ihn nicht. Nicht von den Fans und auch nicht vom Clubeigner VW, der den VfL so gerne mindestens in der nationalen Spitze sähe.
Magath machte nicht den Eindruck, als könnte er die Brocken selbst hinschmeißen, und bewies sogar Humor. „Auch wenn sie mir das nicht glauben, ich bin zufrieden“, scherzte er mit einem schelmischen Grinsen. „Zufrieden darüber, dass die Auswärtsspiele in diesem Jahr endlich vorbei sind.“ Ins nächste Auswärtsspiel im neuen Jahr am 28. Januar dürfte eine wieder einmal veränderte VfL-Elf gehen. Gegner dann: Der FC Bayern München.