Mainzer Däne startet durch - Hjulmand: „Glücklich hier“

Mainz (dpa) - Kasper wer? Fußball-Deutschland war erstaunt, als der FSV Mainz 05 im Mai Kasper Hjulmand als Nachfolger des amtsmüden Thomas Tuchel aus dem Hut zauberte.

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Einen so gut wie unbekannten Trainer aus einem fast unbekannten Club in die Liga des Weltmeisters zu holen, das war ungewöhnlich, passt aber genau ins Mainzer Handlungsschema. Nach intensiven Gesprächen war Manager Christian Heidel klar. „Der wird hier ankommen. Er ist intelligent, sozial engagiert, sympathisch.“ Der 42-jährige Däne trägt die Philosophie des Vereins mit. „Ich bin glücklich hier“, betont Hjulmand.

Dabei schien es zunächst fast so, als müsse man sich erst gar nicht an den neuen Namen gewöhnen. Tuchel hatte Mainz zum Abschied in die Qualifikation zur Europa League geführt. Hjulmand sollte die Ernte einfahren, scheiterte aber mit seinem Team ohne gleichwertigen Ersatz für die abgewanderten Maxim-Eric Choupo-Moting und Nicolai Müller kläglich an den Griechen von Asteras Tripolis. Als die 05er auch noch beim Chemnitzer FC aus dem DFB-Pokal flogen, drohte das vorzeitige Scheitern der auf drei Jahre angelegten Zusammenarbeit.

„Ich brauche mehr Zeit“, sagte Hjulmand immer wieder - nicht wenige verdrehten die Augen. Die Mainzer Geduld und Hjulmands konsequentes Festhalten an seinen Idealen und seiner Philosophie zahlt sich nun aus. Mit gleich fünf Last-Minute-Verpflichtungen rüstete Heidel den Kader auf und ab dem Bundesligastart fruchtet das intensive Training des Dänen immer besser. Spätestens seit dem 2:0 gegen Vizemeister Borussia Dortmund ist der 42-jährige Taktikfachmann kein Nobody mehr im Deutschland.

Vor Hjulmand arbeiteten bereits seine dänischen Landsleute Sören Lerby beim FC Bayern München und Morten Olsen beim 1. FC Köln als Cheftrainer in der Bundesliga. HSV-Sportchef Frank Arnesen war nach der Beurlaubung von Michael Oenning im Oktober 2011 sechs Tage lang Interimscoach und gewann 2:1 gegen Freiburg.

Der neue Mainzer Coach galt beim FC Nordsjaelland wegen seines Intellekts, des Philosophie-Studiums und des exzellenten Fachwissens als „the brain“ (das Gehirn). Insider beschreiben ihn als harten Arbeiter, der akribisch und detailversessen sei, aber nie pedantisch. Ein guter Kommunikator und Motivator, der konsequent seinen Weg geht und sich auch von Rückschlägen nicht beirren lässt. Gelernt und hospitiert hat der dreifache Familienvater bei den Großen der Branche und dabei die eigene Spielphilosophie entwickelt. Den kleinen Club Nordsjaelland aus der Peripherie Kopenhagens führte Hjulmand 2012 zur Meisterschaft und in die Gruppenphase der Champions League.

„Je mehr ich über Mainz erfahren habe, desto sicherer war ich, dass dies der richtige Verein für mich ist“, sagte Hjulmand im Mai bei seiner Vorstellung. Entscheidend für langfristigen Erfolg ist Hjulmands Fähigkeit in der Führung des Teams. Der Däne geht anders als Tuchel auf seine Spieler zu, will die persönlichen Eigenschaften kennenlernen, um die Fußballer besser einschätzen zu können. Bei seinen Spielern ist der Tuchel-Nachfolger nach den Anfangsschwierigkeiten längst angekommen. „Wir verstehen immer besser, was er will“, sagte Costa Ricas WM-Teilnehmer Junior Diaz.

Trainer aus nordischen Ländern in der Bundesliga:

Dänemark:

Sören Lerby (Bayern München) 9. Oktober 1991 - 10. März 1992

Morten Olsen (1. FC Köln) 29. April 1993 - 26. August 1995

Frank Arnesen (HSV/Interimstr.) 10. Oktober 2011 - 16. Oktober 2011

Kasper Hjulmand (FSV Mainz 05) 1. Juli 2014 -

Norwegen:

Stale Solbakken (1. FC Köln) 1. Juli 2011 - 12. April 2012

Finnland:

Sami Hyypiä (Bayer Leverkusen) 1. April 2012 - 5. April 2014