Maximale Ingolstädter Minimalisten
Ingolstadt (dpa) - Ralph Hasenhüttl freute sich diebisch. „Das war so ein typisches FCI-Spiel, wo man um jeden Millimeter arbeitet, um jeden Zentimeter kämpft“, frohlockte der Trainer des FC Ingolstadt nach dem 1:0 (1:0) der aufsässigen Oberbayern gegen Mainz 05.
Die Torminimalisten des Aufsteigers erwiesen sich beim Neustart der Fußball-Bundesliga einmal mehr als Meister der Effektivität. „1:0 - unser typisches Ergebnis“, resümierte Außenverteidiger Robert Bauer mit einem breiten Grinsen. Bei vier der nun sechs Ingolstädter Saisonsiege lautete das Ergebnis 1:0. „Wir haben ein Zeichen gesetzt mit dem Sieg“, sagte Spielmacher Pascal Groß zum Abstiegskampf. Torwart Ramazan Özcan verwies auf das spezielle Arbeitsethos, das die FCI-Profis Woche für Woche antreibt: „Es macht mir Spaß, wenn ich dreckig vom Platz gehe und wir drei Punkte in der Tasche haben.“
Die Ingolstädter Fußball-DNA mag längst entschlüsselt worden sein, effektiv bleibt sie trotzdem. Zwölf Tore in 18 Partien reichten für 23 Punkte. „Es war minimalistisch, aber das stört uns nicht“, sagte Hasenhüttl über den Arbeitssieg gegen Mainz. Ingolstadts Profis hatten 90 Minuten alles rausgehauen, anders als die Spieler des Gegnern. „Mein Fazit ist ein kritisches meinem Team gegenüber: Das war zu wenig“, rügte FSV-Coach Martin Schmidt deutlich.
Die Mainzer Profis suchten die Schuld dagegen bei Schiedsrichter Florian Meyer, der vorm Elfmetertor von Moritz Hartmann (41. Minute) einen Schuss an den Oberarm von 05-Verteidiger Stefan Bell durchaus regelkonform als strafbares Handspiel geahndet hatte. „Es war eine ganz normale Körperhaltung“, verteidigte sich Bell. „Solche Fehlentscheidungen tun weh“, schimpfte Kapitän Julian Baumgartlinger. Allein Schmidt wollte die Schlüsselszene „nicht als Ausrede“ für den Fehlstart in die Rückrunde geltenlassen.
Hartmann nutzte nach einem ärgerlichen Lattentreffer (19.) seine zweite Gelegenheit, um zum Matchwinner zu avancieren. Das vierte Saisontor des Angreifers war ein starkes Votum in eigener Sache. Denn nach der Rekordverpflichtung des Paraguayers Dario Lezcano für 2,5 Millionen Euro vom FC Luzern herrscht in Ingolstadts torarmer Offensivabteilung ein verschärfter Verdrängungswettbewerb. Er habe „keine Angst“ vor Lezcano, sagte Hartmann: „In den letzten Jahren wurden immer Stürmer geholt. Und alle denken, ich falle dann raus.“
Gegen Mainz traf es jedoch Lukas Hinterseer und Stefan Lex, die nicht einmal im Kader standen. Elias Kachunga durfte in der Sturmspitze anfangen. Die Zukunft aber dürfte Lezcano gehören, der bei seinem 26-Minuten-Debüt andeutete, dass er gut zum Jagdfußball des FCI passen könnte. In 20 Zweikämpfe warf sich Lezcano, er rannte und rackerte. „Er hat Lösungen, wenn es eng wird. Er ist giftig, er ist der richtige Typ für unser System“, lobte Hasenhüttl den Debütanten.
In Mainz müssen sie derweil entscheiden, wie unverzichtbar Spielmacher Yunus Malli für den FSV (24 Punkte) ist. Thomas Tuchel möchte seinen einstigen Schützling, der mit acht Treffern auch bester Mainzer Torschütze ist, zu Borussia Dortmund locken. Millionen oder Malli lautet die Frage, welche die Mainzer Verantwortlichen bis zum Ende der Transferfrist in einer Woche beantworten müssen.
„Mainz 05 ist ein Verein, der niemals sagen kann, dass irgendwer unverkäuflich ist“, sagte Manager Christian Heidel bei „Sky“. Über zehn Millionen Euro winken für Malli, aber auch ein Risiko, wie Heidel zugab: „Welche Vorteile haben wir? Und haben wir Spieler, die für ihn einspringen können? Es geht nicht nur um das Geld.“