Meister-Trainer Klopp immer dünnhäutiger
Hannover (dpa) - Titelverteidiger Borussia Dortmund verliert vor dem Derby gegen Schalke 04 den Anschluss, und vor allem der Trainer wirkt zunehmend nervöser. Jürgen Klopp gab sich nach dem Remis in Hannover keine Mühe, seine Stimmung zu verbergen.
Dass Jürgen Klopp auf den letzten Metern in Hannover auch noch stolperte, passte genau ins Bild. Der schlecht gelaunte Coach des deutschen Fußballmeisters blieb in den Katakomben des Stadions mit dem Fuß an einer Absperrung hängen und geriet ins Straucheln - genau wie seine Mannschaft auf dem Weg zur Titelverteidigung. Neun Punkte liegt Borussia Dortmund bereits hinter Bundesliga-Spitzenreiter Bayern München.
Angeblich ist Klopp das ganz egal. Behauptete der BVB-Übungsleiter zumindest nach dem 1:1 bei Hannover 96. „Rückstände interessieren uns nicht, besonders nicht am siebten Spieltag“, antwortete der wieder einmal besonders dünnhäutig wirkende Coach auf entsprechende Fragen. Und er erklärte, auch ein Vorsprung würde ihn nicht interessieren: „Wenn wir denn einen hätten.“ Doch davon ist Dortmund vor dem kommenden Derby gegen Schalke 04 weit entfernt.
Nach dem Stolperer rief 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke dem zum Bus eilenden BVB-Coach zu: „Junge, pass auf dich auf!“ Und auch das passte ins Bild, denn Klopp muss aufpassen, seinen Sympathie-Bonus aus den Meisterjahren nicht zu verlieren.
Der ehrgeizige Übungsleiter macht eher selten eine gute Figur, wenn es nicht so läuft wie er möchte, wenn die Borussia nicht so erfolgreich spielt wie in der jüngeren Vergangenheit. Und es lief aus BVB-Sicht nicht gut in Hannover: Nach überlegen geführter erster Halbzeit mit einem Tor von Robert Lewandowski (26. Minute) verlor der Meister unerwartet die Dominanz und die Kontrolle, kassierte schließlich noch den verdienten Ausgleich durch Mame Diouf (86.).
Klopp stritt sich bereits während des Spiels wiederholt mit seinem hannoverschen Kollegen Mirko Slomka und polterte später bei ihm unangenehmen Fragen. Ob Hannover zu hart gespielt habe? „Kein Kommentar“, antwortete Klopp gereizt und schob nach: „Das müssen Journalisten beurteilen und nicht ich, der dann nachher dasteht wie einer, der das Spiel nicht verstanden hat.“
Dass Klopp angesichts des späten Ausgleichs und der Verletzungen von Mats Hummels, Jakub Blaszczykowski und Sven Bender natürlich angespannt war, ist klar. Am schlimmsten erwischte es Blaszczykowski, der sich ohne Einwirkung des Gegners schwer verletzte und wegen eines Teilrisses des Syndesmosebandes sowie des Außenbandes im linken Sprunggelenk rund sechs Wochen pausieren muss. Hummels zog sich eine schwere Mittelfußprellung am rechten Fuß zu und kann laut Clubarzt Markus Braun rund zwei Wochen lang nicht am Mannschaftstraining teilnehmen. Bender zog sich eine schwere Schädel- und Augapfelprellung zu und fällt ebenfalls etwa zwei Wochen aus. Damit steht dem BVB das deutsche Duo womöglich auch im Revierderby gegen den FC Schalke 04 am 20. Oktober in Dortmund nicht zur Verfügung.
Trotz der namhaften Ausfälle: Bei Fragen nach dem Gemütszustand könnte ein erfahrener Medienprofi wie Klopp auch weniger unwirsch reagieren als beispielsweise beim Sky-Interview? „Dazu kann ich nichts sagen, weil alles falsch verstanden wird heutzutage. Dementsprechend muss ich es dabei belassen, dass ich aussehe wie ein Idiot, wenn ich hier stehe und so drauf bin.“
Irgendwann später sagte der 45-Jährige noch: „Das ist einigermaßen anstrengend, das alles zu verarbeiten.“ Seine Spieler scheinen ihm da voraus. Sie wirkten trotz des verständlichen Ärgers deutlich souveräner als ihr Vorgesetzter. Der 20 Jahre alte Mario Götze etwa sagte zum gewachsenen Rückstand auf die Bayern unaufgeregt: „Wir haben unnötig zwei Punkte liegen gelassen.“ Und Sebastian Kehl antwortete auf die Frage, ob Hannover zu hart gespielt habe: „Das gehört zum Fußball dazu. Wir beschweren uns nicht.“
Der Dortmunder Kapitän zeigte auch angesichts einer Platzwunde an der Stirn eine Größe, die seinem Coach in Hannover fehlte. „Ich bin jemand, der mal austeilt“, sagte Kehl: „Da darf man sich auch nicht beschweren, wenn man mal einstecken muss.“