Meisterstück des BVB - Bayer bleibt Verfolger

Düsseldorf (dpa) - Mit einer Lehrstunde für Titelverteidiger FC Bayern München hat Borussia Dortmund beim 3:1 fast alle Zweifel am siebten Titelgewinn der Clubgeschichte beseitigt.

„Ich bin eigentlich sicher, dass sie jetzt auch deutscher Meister werden“, sagte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach dem bitteren Niederlage gegen den BVB, der sich beim ersten Sieg in München seit fast 20 Jahren meisterlich präsentierte. Die entzauberten Bayern müssen sogar um die direkte Champions-League-Qualifikation bangen.

„Wir müssen zusehen, dass wir jetzt Platz zwei noch erreichen“, betonte Rummenigge. Verfolger Nummer eins des BVB bleibt Bayer Leverkusen, der aber bei Werder Bremen in letzter Sekunde ein 2:2 hinnehmen musste. Die Werkself liegt nun zwölf Punkte hinter den Westfalen und vier Punkte vor den Münchnern.

Die Borussen wiesen zwar alle vorzeitigen Glückwünsche noch zurück, doch der Glaube an die eigene Stärke ist unerschütterlich. „Das war schon ein großer Moment, weil es nicht selbstverständlich ist, hier zu gewinnen“, schwärmte Trainer Jürgen Klopp nach dem triumphalen Auftritt. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gab nach der eindrucksvollen Machtdemonstration seine Zurückhaltung auf und sprach offen aus, was alle denken. „Wir befinden uns an einem Punkt, wo wir sagen, wir können und wollen deutscher Meister werden.“

Sichtlich angefressen war Louis van Gaal, der sich im ZDF-Sportstudio durch die Frage, ob die Meisterschaft entschieden sei, provoziert fühlte und barsch antwortete. „Ich denke, dass Bayer Leverkusen auch noch mitspielt. Aber wenn Dortmund so spielt wie heute, dann wird es schwer“, sagte der Niederländer, dessen Elf am 24. Spieltag sogar auf Platz vier der Fußball-Bundesliga zurückfiel. Angesichts des 16-Punkte-Rückstands auf den BVB zog Sportdirektor Christian Nerlinger endgültig einen Schlussstrich unter alle Titelträume: „Die Meisterschaft ist mit dem heutigen Abend begraben. Ich denke, dass Dortmund zurecht deutscher Meister wird.“

Große Hoffnung auf das europäische Geschäft können sich Hannover 96 als Tabellendritter und der FSV Mainz 05 als Fünfter machen. „Ich lasse mich nicht locken. Sonst muss ich Ja sagen: Wir spielen nächste Woche um die Champions League“, sagte 96-Trainer Mirko Slomka nach dem 1:0 beim FC St. Pauli. Am nächsten Spieltag kann „96“ sich im Duell mit den Bayern auf fünf Punkte vom Rekordmeister absetzen.

Auch in den Karnevalshochburgen Mainz und Köln wurde kurz vor Beginn der närrischen Zeit gejubelt. Mit dem 2:1 in Hoffenheim beendete die Elf von Thomas Tuchel ihre Ergebniskrise und steuert auf Euro-League-Kurs. Und in Köln genoss Lukas Podolski nach seinem Zaubertor zum 1:0-Sieg gegen den SC Freiburg in der 89. Minute das Bad in der Menge. „Prinz Poldi“ verscheuchte das Abstiegsgespenst, nach dem fünfte Heimsieg in Serie hat der FC bereits 29 Punkte. „Das sind große Schritte, egal, was die andere machen“, jubelte Podolski.

Hoffnung schöpft der Tabellenvorletzte VfB Stuttgart nach dem 2:0 bei Eintracht Frankfurt. Die Hessen blieben damit im vierten Heimspiel ohne Sieg und im siebten Rückrundenspiel ohne Tor. Für Eintracht-Trainer Michael Skibbe dürfte es nun kritisch werden.

Superstar Diego bescherte dem VfL Wolfsburg unter Interimstrainer Pierre Littbarski den ersten Dreier und einen wichtigen Sieg im Abstiegskampf. Nach seinem zweiten verschossenen Elfmeter (29.) nacheinander gelang dem Brasilianer noch ein Doppelpack zum 2:1 über Borussia Mönchengladbach. „Das war eine fantastische Nacht, ein sehr emotionales Spiel“, sagte Diego. Schlusslicht Gladbach war nach dem begeisternden 2:1 über Schalke nicht wiederzuerkennen und ergab sich in sein Schicksal. Viel Zeit, die Borussia vor dem dritten Abstieg zu retten, bleibt Lucien Favre nicht. „Wir machen jetzt keinen Tag mehr frei“, kündigte der Schweizer Trainer an.

Trotz des 1:1 gegen den Hamburger SV brodelt es am Betzenberg, weil die „FCK“-Fans ihren einstigen Liebling Srdjan Lakic, der im Sommer nach Wolfsburg wechselt, als Sündenbock ausmachten und den Torjäger gnadenlos auspfiffen und verhöhnten. „So etwas habe ich hier noch nie erlebt“, sagte Trainer Marco Kurz entsetzt. „Wir können den Klassenverbleib nur schaffen, wenn wir alle zusammen halten.“

Schalke 04 bleibt im Kampf um das internationale Geschäft nach dem 1:1 gegen den 1. FC Nürnberg nur noch der Weg über den DFB-Pokal. So bekommt das Halbfinale bei den Bayern an diesem Mittwoch zusätzliche Brisanz. Denn auch für die Münchner ist das Endspiel ein Muss. „Wir wollen nach Berlin. Wir müssen uns jetzt schütteln und zusehen, dass wir dieses Ziel erreichen“, betonte Rummenigge.