Neuer gibt sich cool: Pfiffe wären kein Problem

München (dpa) - Es dürfte Pfiffe und Proteste geben, Blumen dagegen keine. Ein Vierteljahr nach seinem brisanten Wechsel vom FC Schalke zum FC Bayern München kehrt der Ur-Gelsenkirchener Manuel Neuer erstmals im neuen Trikot in seine Fußball-Heimat zurück.

Anders als vor zwei Wochen beim Länderspiel gegen Österreich, als Neuer sich „sehr herzlich“ (Neuer) empfangen fühlte, erwartet er diesmal eine andere Atmosphäre.

„Jetzt ist es natürlich so, dass das Stadion nicht weiß ist, sondern blau-weiß, und der typische Schalke-Fan nicht unbedingt der Nationalmannschafts-Fan ist“, sagte der 25-Jährige in München. Er freue sich auf das besondere Spiel, auf Freunde, Bekannte, ehemalige Mitspieler und viele mehr. Etwas Negatives schwinge bei der Rückkehr von seiner Seite „auf gar keinen Fall“ mit, betonte der Keeper.

Im Sommer war der Neuer-Wechsel für 22 Millionen Euro nach dem Saisonende vollzogen worden, eine offizielle Verabschiedung hatte es damals für das langjährige Vereinsidol dadurch nicht gegeben. Und auch jetzt sei diese „eigentlich nicht geplant“, sagte Neuer, von dem es keine Bitte und keinen Appell an die ehemalige Anhänger-Schar gab. „Das Publikum auf Schalke ist sehr emotional und man weiß, dass die Menschen dort den Fußball auch leben. Ich habe viel für den Verein getan, ich habe lange auf Schalke gespielt - wer dann pfeift oder jubelt, muss das selber wissen“, sagte der Torhüter.

Dagegen meldeten sich zwei ehemalige Teamkollegen zu Wort. Anfeindungen habe Manuel nicht verdient, betonte im „kicker“ Kapitän Benedikt Höwedes, mit dem Neuer in dieser Woche noch „textete“ (Neuer). Auch Torwart-Nachfolger Ralf Fährmann bat den Anhang, seinen Vorgänger nicht gnadenlos auszupfeifen. „Ich würde mir das wünschen. Manuel hat so viel für den Verein getan“ - und er habe negative Begleiterscheinungen nicht verdient, meinte der Neuer-Nachfolger über den „besten Torhüter der Welt“.

Bei den Bayern konnte Neuer das noch nicht so oft zeigen. Am ersten Spieltag, gegen Borussia Mönchengladbach, war er an seinem einzigen Gegentor der Saison selbst schuld. Seitdem wurde er fast nicht mehr gefordert. „Wenn wir so weiterspielen, freue ich mich natürlich als Torwart“, sagte der Neu-Münchner, der schon eine Lederhose hat und sich auf den Mannschaftsbesuch auf der Wies'n freut.

Auf dem Platz musste sich Neuer umstellen. Denn an der neuen Arbeitsstätte muss er „ein anderes Torwartspiel als in der letzten Saison zeigen“, betonte der 25-Jährige. Dabei führte er das an, was Oliver Kahn als einer der großen Vorgänger schon immer wieder als Herausforderung vorgebracht hatte. „Bei den wenigen Aktionen hochkonzentriert zu bleiben, ist nicht ganz einfach. Um im Spiel zu bleiben, ist es wichtig, mit den Vorderleuten zu sprechen“, schilderte Neuer.

Seine Serie von 658 Pflichtspielminuten ohne Gegentreffer soll auch zum Abschluss des Bundesliga-Spieltags am Sonntag halten - unabhängig von der Reaktion der Fans. „Ich denke, das ist dann nicht das erste Pfeifkonzert, das ich erlebt habe, da gab es schon andere Spiele. In den Spielen war es immer wichtig für mich, bei der Sache zu bleiben, mich auf das Spiel zu konzentrieren und den Fokus auf den Ball und nicht auf den Rängen zu haben.“