Niedermeier ragt aus starkem VfB-Team heraus
Stuttgart (dpa) - Auf Georg Niedermeier prasselte Lob von allen Seiten hernieder. Mit dem ersten Doppelpack seiner langen Karriere hatte der kantige Abwehrchef des VfB Stuttgart im brisanten schwäbisch-badischen Duell entscheidend zum Kantersieg gegen die TSG 1899 Hoffenheim beigetragen.
„Er hat herausgeragt“, würdigte Trainer Jürgen Kramny Niedermeiers Vorstellung. Kapitän Christian Gentner konstatierte: „Georg hat einfach super gespielt.“
Niedermeier genoss diesen ganz speziellen Moment gewohnt bescheiden. „Das war ein perfekter Tag für mich persönlich, aber der Mannschaftserfolg steht natürlich über allem“, sagte er zum hochverdienten und im Kampf um den Klassenverbleib eminent wichtigen 5:1 (2:0) über den Tabellenvorletzten.
Noch vor gut einem Vierteljahr schien Niedermeiers Karriere beim VfB vorbei und ein Wechsel zum Zweitligisten TSV 1860 München so gut wie perfekt. Nur der Trainerwechsel von Alexander Zorniger zu Kramny führte dazu, dass der 30-Jährige blieb. Der selbstgefällig und überheblich wirkende, aber letztlich kläglich gescheiterte Zorniger hatte den fußballerisch sicher limitierten Niedermeier nicht nur aussortiert, sondern auch öffentlich bloßgestellt.
Kramny holte den in der Mannschaft beliebten und angesehenen Abwehrrecken als Stabilisator in die extrem anfällige Defensive zurück - mit Erfolg. Dass dem wegen seiner rustikalen Art von den Kollegen respektvoll „Niederstrecker“ gerufenen Niedermeier nun in seinem 142. Bundesligaeinsatz erstmals ein Doppelpack gelang, krönt dieses Comeback. „Beim 1:0 hatte er absolut die Gier und das Näschen“, bescheinigte ihm Kramny Torjägerinstinkt. „Das 2:0 hat er mit Wucht und 180 km/h per Kopf gemacht.“
Aber nicht nur Niedermeier, sondern das gesamte Team bot eine prima Leistung. Der tempo- und torreiche Auftritt war angesichts der desaströsen Darbietung bei der 0:4-Klatsche in Mönchengladbach drei Tage zuvor umso erstaunlicher und überraschender. „Wir haben eine herausragende Reaktion gezeigt“, konstatierte Kramny. „Ich bin froh, dass wir die englische Woche so abgeschlossen haben.“ Schließlich hatte diese mit dem 1:2-Reinfall gegen Schlusslicht Hannover schon miserabel begonnen.
Mit dem höchsten Saisonsieg dank Niedermeier (6. und 51. Minute), Lukas Rupp (42.), Filip Kostic (78.) und Timo Werner (83.) bei einem Gegentor durch Andrej Kramaric (73.) hat Stuttgart nicht nur den drohenden Absturz zurück in die Abstiegsregion verhindert. „Wir haben wieder einen Schritt nach vorn gemacht und mit 31 Punkten die nächste Schwelle überschritten“, urteilte der Trainer.
Hoffenheim verpasste dagegen den erhofften Vorstoß auf den Relegationsrang. Der jüngste Aufwärtstrend wurde brutal gestoppt. „Wir versuchen, das so schnell wie möglich aus den Köpfen rauszubekommen“, sagte Trainer Julian Nagelsmann ernüchtert und räumte ein: „Ein absolut verdienter Sieg des VfB, auch in der Höhe.“